Straßburg
28. Bettagsmandata
24. September 1541
Unnsere herren, meister, rhat und auch die Ein-
unndzweinzig, haben von wegen einfallender not des
sterbens1, so dann auch des beschwerlichen vheinds
der christenheit, des thürcken2, unnd aller annderer
obligen3 halben, damit die christenheit jetzo mer
dann zu annderen zeiten angefochten wurdet, ver-
ordnet unnd bevolhen, einen gemeinen bettag zu-
halten. Unnd nemblichen bis Zinstag4 nechstkünff-
tig zu acht uhren vormittag soll unnd wurde man in
diser unnd allen annderen pfarrkirchen das wort
Gottes predigen, christenliche ermannungen in sol-
lichem gemeinen bett unnd dann dasselbig gebett
thun, auch des herren nachtmal halten.
Ist dernhalben ir, unnser herren unnd obern, bege-
ren unnd ernnstlich ermanen, das ir alle unnd ein
jeder mit seinem bevolhnen hauß volckh5 euch
christenlicher unnd andechtiger weiß darzu schicken
a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 80, Nr. 39. Un-
terschrift: Jo[hannes] Meyer prothonotarius conscripsit.
Weiteres Exemplar: AMS 1 MR 4, Bl. 180 (alte Zäh-
lung), S. 267-268 (neue Zählung).
1 Im Jahr 1541 grassierte eine der schlimmsten Pestepi-
demien des 16. Jh. in Mitteleuropa. In Straßburg fielen
ihr z.B. Wolfgang Capito und drei seiner Kinder sowie
Bucers Frau Elisabeth Silbereisen zum Opfer.
2 Die Osmanen eroberten 1541 weite Teile Ungarns,
darunter auch Budapest. Zentralungarn (das Gebiet
zwischen Pécs, Esztergom und Szeged) wurde zur tür-
kischen Provinz, Siebenbürgen zu einem autonomen
unnd verfügen wellen unnd sollen, Gott, den herren,
umb gnad unnd abwendung solcher beschwerden
vleissig zupitten.
Es sollen auch zu zeiten sollicher predig unnd emp-
ter unnd bis dieselben in allen pfarren volnbracht
seindt alle eusserliche arbeiten, gewerb unnd hann-
del, auch unnser statt werckh unnder die gäden6,
läden unnd werckstetten beschlossen bleiben unnd
niemands zeitliche arbeit thun, bis sollicher gottge-
felliger hanndel unnd dienst in den kirchen ußge-
richt unnd volnbracht ist. Alsdann mag ein jeder
sein geburende arbeit unnd hanndthierung wider-
umb furhanden nemen. Des wiß sich meniglich zu
halten.
Actum Sampstags, den 24. Septembris, anno etc. 41.
Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit. Vgl. PEter
Hanak, Die Geschichte Ungarns. Von den Anfängen bis
zur Gegenwart, Budapest 1988, S. 56; Gerald Volk-
mer, Das Fürstentum Siebenbürgen 1541-1691. Außen-
politik und völkerrechtliche Stellung, Heidelberg 2002,
S. 40-61.
3 Anliegen.
4 Dienstag.
5 Alle zum Haushalt gehörenden Personen einschließlich
des Gesindes, s. DRW 5, Sp. 478.
6 Krämerläden, -buden, s. FWb 6, Sp. 24f.; Wb. d. elsäss.
Mundarten 1, S. 198.
324
28. Bettagsmandata
24. September 1541
Unnsere herren, meister, rhat und auch die Ein-
unndzweinzig, haben von wegen einfallender not des
sterbens1, so dann auch des beschwerlichen vheinds
der christenheit, des thürcken2, unnd aller annderer
obligen3 halben, damit die christenheit jetzo mer
dann zu annderen zeiten angefochten wurdet, ver-
ordnet unnd bevolhen, einen gemeinen bettag zu-
halten. Unnd nemblichen bis Zinstag4 nechstkünff-
tig zu acht uhren vormittag soll unnd wurde man in
diser unnd allen annderen pfarrkirchen das wort
Gottes predigen, christenliche ermannungen in sol-
lichem gemeinen bett unnd dann dasselbig gebett
thun, auch des herren nachtmal halten.
Ist dernhalben ir, unnser herren unnd obern, bege-
ren unnd ernnstlich ermanen, das ir alle unnd ein
jeder mit seinem bevolhnen hauß volckh5 euch
christenlicher unnd andechtiger weiß darzu schicken
a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 80, Nr. 39. Un-
terschrift: Jo[hannes] Meyer prothonotarius conscripsit.
Weiteres Exemplar: AMS 1 MR 4, Bl. 180 (alte Zäh-
lung), S. 267-268 (neue Zählung).
1 Im Jahr 1541 grassierte eine der schlimmsten Pestepi-
demien des 16. Jh. in Mitteleuropa. In Straßburg fielen
ihr z.B. Wolfgang Capito und drei seiner Kinder sowie
Bucers Frau Elisabeth Silbereisen zum Opfer.
2 Die Osmanen eroberten 1541 weite Teile Ungarns,
darunter auch Budapest. Zentralungarn (das Gebiet
zwischen Pécs, Esztergom und Szeged) wurde zur tür-
kischen Provinz, Siebenbürgen zu einem autonomen
unnd verfügen wellen unnd sollen, Gott, den herren,
umb gnad unnd abwendung solcher beschwerden
vleissig zupitten.
Es sollen auch zu zeiten sollicher predig unnd emp-
ter unnd bis dieselben in allen pfarren volnbracht
seindt alle eusserliche arbeiten, gewerb unnd hann-
del, auch unnser statt werckh unnder die gäden6,
läden unnd werckstetten beschlossen bleiben unnd
niemands zeitliche arbeit thun, bis sollicher gottge-
felliger hanndel unnd dienst in den kirchen ußge-
richt unnd volnbracht ist. Alsdann mag ein jeder
sein geburende arbeit unnd hanndthierung wider-
umb furhanden nemen. Des wiß sich meniglich zu
halten.
Actum Sampstags, den 24. Septembris, anno etc. 41.
Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit. Vgl. PEter
Hanak, Die Geschichte Ungarns. Von den Anfängen bis
zur Gegenwart, Budapest 1988, S. 56; Gerald Volk-
mer, Das Fürstentum Siebenbürgen 1541-1691. Außen-
politik und völkerrechtliche Stellung, Heidelberg 2002,
S. 40-61.
3 Anliegen.
4 Dienstag.
5 Alle zum Haushalt gehörenden Personen einschließlich
des Gesindes, s. DRW 5, Sp. 478.
6 Krämerläden, -buden, s. FWb 6, Sp. 24f.; Wb. d. elsäss.
Mundarten 1, S. 198.
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