Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0477
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
43. Gottesdienstordnung für das Münster

43. Gottesdienstordnung für das Münstera
[1561-1578]1
Kirchenbrauch
Wie es zu Straßburg im Münster, alle Sontag und so offt man helt das h. abentmal,
gehalten wirt, kurtz verfast

Ob und bei dem altar, der dan gedecket und zum
h. sacrament zuberait, fahet der pfarher nach dem
gesang den actum also an:
Gnad und fride von Gott, dem vatter, durch Je-
sum Christum, unsern herren, sei mit uns allen,
Amen.
Lieben Christen, dieweil wir uns heut im namen un-
sers Gottes bund unsers heylands Christib versamlen,
sein h. wort zu horen und sein h. abentmal zu ent-
pfahen, unser gab fur die armen zulegen, Gott zu
dancken und in fur uns selbs und fur die gantz chri-
stenheit zu bitten, damit wir also uns ye lenger ye
baß2 und Gottes grosse lieb gegen uns lernen erken-
nen, uns in warem glauben an in ergeben, ja heut
Suntags uns gleich von newem mit Gott versunen
und abermals verpflichten, das wir ferner Gottes
kinder sein und bleiben wollen, so lasset uns alle zu-
vor miteinander hertziglich vor Gott demutigen, un-
sere sunden im bekennen und ernstlich seiner gna-
den begeren. Derhalben sprech ewr ein ydes mit mir
vor Gott also: |292v|
Nota: Disen eingang macht man etwa in grosser kelt
oder hitz wie sonst den gantzen actum kurtzer, nem-
lich also:

a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 80, Nr. 68
(Bl. 292r-297r). Geschrieben von Johannes Flinner.
b-b Erg. am Rand.
c-c Erg. am Rand.

1 Die Gottesdienstordnung ist nicht datiert; aus ihrem In-
halt lassen sich auch keine Anhaltspunkte für eine Da-
tierung gewinnen. Geschrieben wurde sie von Johannes
Flinner. Im Mai 1561 hielt er den ersten evangelischen

Ir lieben christen, weil wir uns heut im namen Chri-
sti versamlen, sein h. wort zu horen und seiner h. sa-
cramenten zu geniesen, damit nun solches mit warer
frucht von uns geschehe, so sprecht in ewren hertzen
mit mir vor Gott also:
Barmhertziger Gott, lieber himelischer vatter,
wir bekennen und verjehen3 vor dir, das wir leider in
sunden entpfangen und geboren sind4 und doher so
jemerlichen verderbt, das wir geneigt zu allem argen
und treg zu allem guttem, ja, nachdem wir auch ge-
taufft und auß gnaden cumb Christus willenc von dir
zu kindren angenomen und in deinem h. wort sovil
und manigfaltige verheisung deiner ewigen gnade
und lieb gegen uns gehort und deinen willen wol wis-
sen, das wir nichts dester weniger deine h. Gebott on
unterlass ubertretten und uns selbs ye lenger ye
mehr verderben. Das alles aber ist uns hertzlich lei-
de, begeren deiner gnaden, deiner hülff und unserer
sunden verzeihung, wie auch wir hiemit yderman
verzeihen und vergeben5.
So erbarme dich nun uber uns, du aller guttigister
Gott und vatter, durch deinen sun, unseren lieben
herren Jesum Christum. Verleihe und mehre uns
|293r| deinen h. geist, damit wir ferner alzeit unser

Hauptgottesdienst im Münster nach dem Interim. Das
Ende des Interims und der Tod Flinners am 27. Mai
1578 bilden somit den groben zeitlichen Rahmen für die
Entstehung der Ordnung.
2 Mehr.
3 Gestehen ein.
4 Vgl. Ps 51,7.
5 Vgl. Mt 6,12.

461
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften