Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0528
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Straßburg

53. Gottesdienstordnunga
[Nach August 1577]1
Kurtze beschreybung der kirchenordnung, wie es zu Straßburg in der kirchen beyde2 mitt der predigt und
mitt außtheylung der heiligen sacrament und andern ubungen des gottes diensts gehalten wird |245r|

Die formulam doctrinae belangend ist anno 1562
durch ettliche abgeordnete herren vom rath einem
ehrwurdigen kirchen convent, pfarrern und helffern
befohlen worden, hinfurter keinen in den kirchen
convent auffzunemen oder in das Strasburgische
ministerium einzulassen, der nit zuvor sein bekent-
nuß von allen artickeln christlicher religion, wie die
in der Augspurgischen confession und der selbigen
Apologia3 (welche dazumal von den chur- und fur-
sten und andern stenden Augspurgischer confession
zur Naumburg auffs newe war approbirt und under-
schriben worden4), offentlich gethan hette, welchem
decreto senatus dazumal alle kirchendiener nach-
zukomen stipulata manu zusagten und verspra-
chen5.
Demnach, als anno 1577 die Formula concor-
diae6 einem ehrsamen rath zu Straßburgk durch des

a Textvorlage (Handschrift): AMS Straßburg 1 AST 80,
Nr. 63 (Bl. 244r-262r).

1 Den Terminus post quem für die Agende bildet das un-
ten erwähnte Schreiben des Herzogs Ludwig von Würt-
temberg an den Straßburger Magistrat vom 17. August
1577 (s. Anm. 7).
2 Sowohl [...] als auch, s. FWB 3, Sp. 880-882.
3 BSLK, S. 31- 137 (Confessio Augustana) und S. 139-404
(Apologia).
4 Vgl. Nr. 61, S. 571f„ Anm. 163.
5 Vgl. dazu Adam, Kirchengeschichte Straßburg, S. 334.
6 Zur Entstehungsgeschichte der Konkordienformel (Text
in BSLK, S. 735-1100) s. TRE 19, S. 476-483.
‘ Herzog Ludwig von Württemberg hatte dem Straßbur-
ger Magistrat die Konkordienformel am 17. August 1577
übergeben und durch den württembergischen Hofpredi-
ger Lukas Osiander und durch Hippolyt Resch für deren
Annahme werben lassen. In seinem Schreiben an Herzog
Ludwig vom 23. Mai 1578 reagierte der Straßburger
Magistrat jedoch sehr zurückhaltend: Er wolle in keine
neuen theologischen Kontroversen hineingezogen wer-
den. Man berief sich auf die bereits vorhandene Eini-
gung von 1563 (in diesem Band Nr. 46), die u.a. von dem

hertzogs von Wirtenbergk legaten ist zugestelt und
einhendig gemacht worden7 und die kirchen diener
von andern orten derselben abschrifft bekomen und
sie mit vleiß durchlesen und erwogen, haben sie sich
alle einmütiglich verglichen, nit allein derselben
gleichformig sich zu verhalten8, sondern auch hin-
fort keinen in den convent auffzunemen, er under-
schreybe dan auch beyde corde et manu solch for-
mula concordiae, |245v| in ansehung, das sie eine
kurtze erklerung ist aller streytigen artickel, so biß-
her zwischen den lehrern Augspurgischer confession
sind streyttig gemacht worden9. Gott wolle uns hin-
furt in solchem consens und einigkeit erhalten,
Amen.

württembergischen Theologen Jakob Andreä vermittelt
worden war. Die städtische Führung lehnte vor allem die
geforderte scharfe Abgrenzung von den Nichtunterzeich-
nern der Formula concordiae mit Berufung auf Straß-
burgs vermittelnde Tradition ab (das Schreiben in
Heppe, Geschichte des Protestantismus 3, S. 316.-320).
Vgl. Dingel, Concordia, S. 41f.
8 Die Liste mit den Unterschriften der Straßburger Geist-
lichen unter die Konkordienformel ist abgedruckt in
Horning, Pappus, S. 40. Am 5. Februar 1578 rechtfer-
tigten Marbach und andere Prediger gegenüber dem Rat
diesen Schritt: Die württembergischen Gesandten hätten
ihr Anliegen seinerzeit auch dem Kirchenkonvent vorge-
tragen. Daraufhin sei das Konkordienbuch von allen
Geistlichen untersucht und für christlich und reyn befun-
den worden. Vgl. Adam, Kirchengeschichte Straßburg,
S. 343.
9 Vgl. dazu auch den ausführlichen Titel der Konkordien-
formel: Gründliche [Allgemeine], lautere, richtige und
endliche Wiederholung und Erklärung etlicher Artikel
Augsburgischer Confession, in welchen ein Zeither unter
etlichen Theologen, der selbigen zugetan, Streit vorge-
fallen [...] (BSLK, S. 735).

512
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften