1b. Armenordnung, kürzere Fassung
1b. Armenordnung, kürzere Fassunga
[1. Oktober] 15231
Kurtzer vergriff uß der ordenungen des gemeynen Almusens, So ein Ersamer Rat der Stat Straßburg
Got, dem Almechtigen, zuo lob fürgenommen hat, angangen uff Michaelis Anno MDXXIII.
[1.] Kundt unnd wissen sii aller mengklich: Als bitz-
har vil ubels under dem schyn der Armuot und bet-
tels fürgangen und bescheen und dodurch den Rech-
ten hußarmen und notturfftigen das almuosen
entzogen worden ist, Ouch vil armer bresthafftiger
lut mit entplossung greüwlicher, böser schaden2, die
wyplichen geslecht nit allein erschröklich, sunder zuo
grossem nochtheyl inen und iren gebuorten reychen,
vor den kirchen unnd uff den gassen gesessen und
gelegen, sie und irr junge kynde wintter zit erfroren,
zuo armen dürfftigen worden und uff den geule3 und
bettel ertzogen sint, So habent unser herrn Rete und
XXI, Got, dem almechtigen, zuo lobe unnd eren, inn
betrachtung brüderlicher libe, die Got am gefoellich-
sten, sin fürnemest gebott und das best gut werck
ist4, verordnet, das hinfüro niemans me, weder
frömbde noch heimischen, gestattet werden sol, vor
oder inn den kirchen, uff den gaßen oder vor den
hüsern zuo bettlen oder heischen5, Sunder den Armen
inwonern ein wuchenlich sture6 noch erheyschung7
irer notturfft zuo geschickt unnd gegeben unnd die
frömbden bettler mit eim zimlichen almfuosen für
unnd uß der Statt gewisen unnd die bylger, wie von
alter har, inn der Ellenden herbergen gehalten wer-
den sollent.
[2.] Es soll ouch der Armen sundersichen clingeler
und andere, so bytzhar mit buchssen umbgangen
Textvorlage (Einblattdruck): AMS 1 AST 34, Nr. 3.
Weiteres Druckexemplar: AMS GUP 217 (mit der Un-
terschrift des Stadtschreibers Peter Butz). Abdruck:
Röhrich, Mittheilungen 1, S. 156-160; Winckel-
mann, Fürsorgewesen 2, Nr. 48, S. 105-108.
1 Am 1. Oktober 1523 genehmigten der Rat und die XXI,
einen längeren Auszug der Almosenordnung vom 4. Au-
gust 1523 drucken und öffentlich anschlagen zu lassen.
Vgl. Brant, Annalen, Nr. 4456.
unnd gebettelt haben, fürter nitt me gestattet wer-
den, also zuo heyschen; doch so sollent der Armen
blotter lut sammler und die weysen kynde, die wil
die inn disem almuosen nit begriffen, hierin uß gelos-
sen und inen das almuosen wie bytzhar zuofordern zuo-
gelossen sin.
[3.] Es ist ouch verordnet, das nit me dann hundert
schuoler von den vier schuolen inn Straßburg vor den
hüsern singen und bettelen sollen, Nemlich zuom
Münster viertzig unnd inn den andern dryen schuo-
len yeder zwentzig, die ouch ire zeichen offenlichen
an inen tragen und keyner uber sechtzehen jor alt
sin, ouch nit me dann zur wfuochen drii tag, Nemlich
Zinstag, Dornstag unnd Samstag, vor den hüsern
singen und das almuosen heischen sollen und mögent.
[4.] Es sollent ouch alle arme, den solche Almuosen
mitgetheylt wurt, ein zeichen offenlichen an inen
tragen. Unnd welchs das nit an ime het unnd durch
die knecht gesehen oder uff den gassen fünden wur-
de, dem sol die selb wfiche das almuosen abgekurtzt
werden.
[5.] Es sindt ouch der selben Armen lüt hüser mit
eim wissen unnd Roten schilt gezeichnet, domit, ob
yemans den Armen etwas uberblybens schicken oder
geben wolt, dasselb dohin tragen oder die armen
2 Mit Aufdeckung grauenhafter, schlimmer Geschwüre.
3 Geulen ist eine Nebenform von geilen (betteln), s.
Grimm, DWb 6, Sp. 4636.
4 Vgl. 3Mos 19,18 und Mk 12,31par.
5 Bitten.
6 Unterstützung, s Grimm, DWb 18, Sp. 2585.
7 Erfordernis.
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1b. Armenordnung, kürzere Fassunga
[1. Oktober] 15231
Kurtzer vergriff uß der ordenungen des gemeynen Almusens, So ein Ersamer Rat der Stat Straßburg
Got, dem Almechtigen, zuo lob fürgenommen hat, angangen uff Michaelis Anno MDXXIII.
[1.] Kundt unnd wissen sii aller mengklich: Als bitz-
har vil ubels under dem schyn der Armuot und bet-
tels fürgangen und bescheen und dodurch den Rech-
ten hußarmen und notturfftigen das almuosen
entzogen worden ist, Ouch vil armer bresthafftiger
lut mit entplossung greüwlicher, böser schaden2, die
wyplichen geslecht nit allein erschröklich, sunder zuo
grossem nochtheyl inen und iren gebuorten reychen,
vor den kirchen unnd uff den gassen gesessen und
gelegen, sie und irr junge kynde wintter zit erfroren,
zuo armen dürfftigen worden und uff den geule3 und
bettel ertzogen sint, So habent unser herrn Rete und
XXI, Got, dem almechtigen, zuo lobe unnd eren, inn
betrachtung brüderlicher libe, die Got am gefoellich-
sten, sin fürnemest gebott und das best gut werck
ist4, verordnet, das hinfüro niemans me, weder
frömbde noch heimischen, gestattet werden sol, vor
oder inn den kirchen, uff den gaßen oder vor den
hüsern zuo bettlen oder heischen5, Sunder den Armen
inwonern ein wuchenlich sture6 noch erheyschung7
irer notturfft zuo geschickt unnd gegeben unnd die
frömbden bettler mit eim zimlichen almfuosen für
unnd uß der Statt gewisen unnd die bylger, wie von
alter har, inn der Ellenden herbergen gehalten wer-
den sollent.
[2.] Es soll ouch der Armen sundersichen clingeler
und andere, so bytzhar mit buchssen umbgangen
Textvorlage (Einblattdruck): AMS 1 AST 34, Nr. 3.
Weiteres Druckexemplar: AMS GUP 217 (mit der Un-
terschrift des Stadtschreibers Peter Butz). Abdruck:
Röhrich, Mittheilungen 1, S. 156-160; Winckel-
mann, Fürsorgewesen 2, Nr. 48, S. 105-108.
1 Am 1. Oktober 1523 genehmigten der Rat und die XXI,
einen längeren Auszug der Almosenordnung vom 4. Au-
gust 1523 drucken und öffentlich anschlagen zu lassen.
Vgl. Brant, Annalen, Nr. 4456.
unnd gebettelt haben, fürter nitt me gestattet wer-
den, also zuo heyschen; doch so sollent der Armen
blotter lut sammler und die weysen kynde, die wil
die inn disem almuosen nit begriffen, hierin uß gelos-
sen und inen das almuosen wie bytzhar zuofordern zuo-
gelossen sin.
[3.] Es ist ouch verordnet, das nit me dann hundert
schuoler von den vier schuolen inn Straßburg vor den
hüsern singen und bettelen sollen, Nemlich zuom
Münster viertzig unnd inn den andern dryen schuo-
len yeder zwentzig, die ouch ire zeichen offenlichen
an inen tragen und keyner uber sechtzehen jor alt
sin, ouch nit me dann zur wfuochen drii tag, Nemlich
Zinstag, Dornstag unnd Samstag, vor den hüsern
singen und das almuosen heischen sollen und mögent.
[4.] Es sollent ouch alle arme, den solche Almuosen
mitgetheylt wurt, ein zeichen offenlichen an inen
tragen. Unnd welchs das nit an ime het unnd durch
die knecht gesehen oder uff den gassen fünden wur-
de, dem sol die selb wfiche das almuosen abgekurtzt
werden.
[5.] Es sindt ouch der selben Armen lüt hüser mit
eim wissen unnd Roten schilt gezeichnet, domit, ob
yemans den Armen etwas uberblybens schicken oder
geben wolt, dasselb dohin tragen oder die armen
2 Mit Aufdeckung grauenhafter, schlimmer Geschwüre.
3 Geulen ist eine Nebenform von geilen (betteln), s.
Grimm, DWb 6, Sp. 4636.
4 Vgl. 3Mos 19,18 und Mk 12,31par.
5 Bitten.
6 Unterstützung, s Grimm, DWb 18, Sp. 2585.
7 Erfordernis.
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