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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0185
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7. Verbot der Bestattungen in Kirchen und auf Kirchhöfen

7. Verbot der Bestattungen in Kirchen und auf Kirchhöfen
8. August 1527
Keine thodten mer in stifft oder closter zuvergraben

Wir, Jacob Sturm, der meister , unnd der rathe zu
Straßpurg, thun khundt: Nach dem wir unns in an-
sehung, das an den begrebnussen der selen heil gar
nichts gelegen - dann das erdtrich und des volkom-
menheit [sind] des herren -, unnd sonst uß mehr an-
dern beweglichen, eehafften ursachen2 mit wissen
unnd gehell3 unserer schöffel geradtslagtb unnd ent-
lich entslossen, das hinfurter dheins abgestorbnen
corper, er sey rich, arm, hoch, nyder, geistlichs oder
weltlichs stands gesyn, inn dißer stadt Straßpurg
weder inn stifft, pfarren, clostern, capellen, clußen
oder sonst begraben werden, sonder die selbigen an
benempte ort unnd ende fur die stadt, als nemlich
uff den platz by den Guten lewtten4 oder uff den
platz inn Kurbawc5 oder zud Sanct Gallen6, gefurt
unnd aldo begraben werden, darneben die spital
grub auch ein begrebnus pliben, doch daruff nye-
mans anders dann wer im spytal, im weysenhuß
unnd im bloterhuß7 stirbt, begraben werden sol-
len8, haruf so gepieten wir allen unnd yeden unsern

a Textvorlage A (Handschrift): AMS 1 MR 4, Bl. 87 (alte
Zählung), S. 109f. (neue Zählung). Reinschrift, unter-
zeichnet von Peter Butz (P. Buotz p[rotonotarius] sub-
scripsit). Textvorlge B (Handschrift): AMS 1 MR 18a,
Bl. 163 (alte Zählung), S. 472f. (neue Zählung). Rein-
schrift, in der gleichen Form wie A unterzeichnet. Wei-
tere Handschriften: AMS MO IV 87 (verzeichnet in
Winckelmann, Fürsorgewesen 1, S. 124) und AMS
série X, 132. Abdruck: Petrazoller, Urbanisme,
S. 193f. (aus AMS série X, 132; mit französischer Über-
setzung).
b B: beradtschlagt.
c B: Korbaw.
d Fehlt in B.

1 Zum Stettmeister Jakob Sturm s. Nr. 6, Anm. 1.
2 Zwingenden, rechtmäßigen Gründen, FWb 3, Sp. 2239
und Grimm, DWb 3, Sp. 45.

burgern, angeherigen, hyndersassen, frembden unnd
heymschen, so inn dißer stadt Straßpurg wonen, das
sie die abgestorbnen corper an dhein ander ort inn
dißer stadt unnd burgkbann dann uff der obgemel-
ten pletz eynen furen, tragen unnd begraben lassen -
doch so einer synen verwandten sonst hynweg us-
serthalb des burgkbans furen lassen wolt, das soll
ime unbenommen syn -, mit der angehengkten
straf, welcher hiewider handlen wurde, der oder die
sollen unnser stadt XX lib. pf. unableslich zubeza-
len verfallen syn unnd darzu den todten corper wi-
der ußgraben und uff obgemelte plätz einen furen
und begraben lassen. Und diese unser satzung und
ordenung [soll] uff hewt, Sontag, den eilfften Au-
gust, angen unnd deren furter also gelebt werden.
Des wisß sich menigklich zuhalten.
Actum et decretum Dornstag, den VIIIten August,
anno XVC XXVII°.

3 Einverständnis, Zustimmung, s. FWb 6, Sp. 565.
4 Der Friedhof bei St. Helena befand sich nördlich der
Stadt an der Straße nach Zabern. Vgl. Crämer, Ver-
fassung, S. 183; Petrazoller, Urbanisme, S. 194.
Zum Guteleutehaus s. auch Nr. 1a, Anm. 38.
5 Der Friedhof „Kurbaw“, der mit dem bei St. Urban
identisch ist, lag im Osten vor dem Metzgertor an der
Straße nach Kehl.
6 Bei der Kapelle St. Gallen, westlich der Stadt vor dem
Weinturmtor, befand sich der dritte Begräbnisplatz; er
war 1524 von der Stadt erworben worden. Vgl. Crä-
mer, Verfassung, S. 182.
7 Zum sogennanten „Blatterhaus“ s. Nr. 1a, Anm. 37.
8 Um 1530 hörte die Belegung der spital grub auf, und am
20. September 1531 bestimmte der Rat die „Kurbaw“
zum Friedhof auch für die Spitalinsassen. Vgl.
Winckelmann, Fürsorgewesen 1, S. 124.

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