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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0304
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Straßburg

25. Mandat zur Vorladung vor die Kirchenpflegera
29. Januar 1539

Farlässige burger
Lieben freund, nach dem unsere heren rhät und Ein-
undzweintzig verschiener jar inn dem alhie gehalte-
nen synodo1 ordnungen und kirchen bräuch fürge-
nommen und im truck haben außgehn lassen, inn
welchem dann inn dem capitel, das da staht „Für
die gantz gemaind“, und am vierdten underschied,
desselben geordnet und begriffen ist2, das nach dem
leider |448| bdurch die vil trennungen der religion, so
sich ein zeithar erhaltenb, eben vil leuth seind, die
weder für sich noch die ihren der predigen und sa-
cramenten achten, auch nit wenig, ob sie schon etwa
predig hören, vielleicht auch zum disch des Herrn
gehnd, doch also leben, das durch sie nichts dann
der nam Gottes und das hailig evangelium gelestert
würdet, das dann die kirchspilpflegerc gewalt und
bevelh haben sollen, solche leuth zubeschickhen3,
oder auß ihnen, den kirchspilpflegerend, ordnen, die
sie besonders ansprechen und mit christlicher gelin-
digkheit4 understünden, dahin zubringen, das sie
Christum, unsern herrn, lerneten khennen6 und sich
zu seinem wort und sacrament, als seine gelider zu
der gemain, mit aller andacht verfügten, auch inn

a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 MR 3, Bl. 262r-264r
(alte Zählung), S. 447-449 (neue Zählung). Es ist ein
Blatt (alte Zählung: Bl. 263, neue Zählung S. 449a) zwi-
schen den Text des Mandats geheftet worden. Weiteres
Exemplar: AMS 1 AST 84, Nr. 34 (Konzept von Johann
Meyer mit Angaben der von zwei Kanzlisten anzuferti-
genden Abschriften). Zwei Teile des Textes sind als
„Mandat vom Fürbeschicken“ in die Kirchenordnung
von 1598 aufgenommen worden: 1. Von nach dem leider
bis auch etwan furhielten, 2. Von obgemeldter ordnung hin-
Jüro bis der gepür fürzunemen. Das Mandat wird in der
Kirchenordnung eingeleitet durch den Abschnitt: Uber
solches aber, was von der Kirchenpfleger Ampt in vor-
stehender Ordnung gemeldet wirdt, ist ihnen auch in ei-
ner andern Constitution unserer löblichen Vorfahren, de-
ren Datum steht den 20. Januari anno 1539, ferner auf-

in religion sachen
ihrem leben also bewisten, als die ihren thauff und
die genad Gottes, der sie zu seinem son berüfft, auch
etwan fürhielten, wie dann das die ordnung, im
truckh außgangen, ferrers und clärlichen weiset.
Wiewol nun dieselbig ordnung bißhär ins werckh nit
khommen und unsere herrn, maister, rhät, und die
Ainundzweintzig, gehofft, es würde ein jeder zu sei-
nem selbs hail sich zu den predigen und hörung gött-
lichs worts verfügt haben, dardurch dann rechte
ainigkheit und gemainschafft der kirchen je mehr
und mehr erwachssen were, so sehen sie doch laider,
das sollichs bishär nit beschehen und die secten und
trennungen, wie dann gewißlich volgen muß, wa die
glider der christlichen kirchen uff ir haupt Christum
Jesum und seine hailige sacrament nit achten, je
länger je mehr einreissen5 und die burgerschafft je
mehr inn ein veracht und ungöttlich leben fallen.
Derhalben gemeldte unsere herren, maister und
rhat, auch die Ainundzweintzig, auß schuldigem
ampt ihrer oberkheit erkandt und wöllen, haben

erlegt und befohlen worden, ihren Pfarrern und Kirchen-
dienern in jeder Pfarr zu erhaltung Christlicher Zucht
und Disciplin die hilffliche Hand zubieten, Der gestalt:
Nach dem leider [...]. Abdruck: QGT Elsaß 3, Nr. 890,
S. 308-310.
b-bFehlt in KO 1598.
c KO 1598: Kirchenpfleger.
d KO 1598: Kirchenpfleger.
e KO 1598: erkennen.
1 Zur Synode von 1533 s. die Einleitung zu Nr. 17 in die-
sem Band.
2 Vgl. Nr. 17, S. 241f.
3 Vorzuladen, s. FWb 3, Sp. 1675f.
4 Sanftmut, s. FWb 6, Sp. 761.
5 Sich ausbreiten.

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