56. Gebet wegen der Verfolgung der Protestanten
56. Gebet wegen der Verfolgung der Protestantena
[1585/1586]1
Ein Christlich Gebet der Kirchen zu Straßburg gegen die hin und wider angehende Verfolgung Gottes
heiligen Worts und desselben Bekenner
Almechtiger, Ewiger Gott und Vatter unsers
Herrnb Jhesu Christi, Wir dancken dir von hertzen,
daß du uns das selige Liecht deines Worts so gnä-
diglich angezündet und bißher hast leuchten lassen,
Unnd bitten dich demütiglich durch denselben dei-
nen geliebten Sohn, unseren Heiland, Du wöllest in
diesen betrübten und gefehrlichen zeiten ob solchen
Liecht gnädiglich halten und durch deinen heiligen
Geist unsere Hertzen zu wahrer Buß erwecken, da-
mit wir deinem Wort gehorchen, für allen Sünden
a Textvorlage A (Einblattdruck): AMS 1 AST 80, Nr. 62.
Vermutlich handelt es sich hierbei um einen Straßburger
Einblattdruck. Textvorlage B (Druck): Ein Christlich
Gebett der Kirchen zu Straßburg Gegen die hin und wi-
der angehende Verfolgung Gottes heiligen Worts und
desselben Bekenner. Sampt einer wahren Erklärung
unnd Verbesserung desselben inn den Truck verfertiget,
durch Simon Brunnenfelser, Ingolstadt: Wolfgang Eder
1586 (VD 16, B 8618), Bl. A 2r-3r - Aufgenommen in:
Hans Joachim Köhler, Flugschriften des späteren
16. Jahrhunderts, I 151. Der Ingolstädter Druck setzt in
der Regel ä stat e (z.B. Almächtiger statt Almechtiger,
gefährlichen statt gefehrlichen), unnd statt und, vor
statt für etc. Textvorlage C (Druck): Ein Christlich Ge-
bett der Kirchen zu Straßburg Gegen die hin und wider
angehende Verfolgung Gottes heiligen Worts und dessel-
ben Bekenner. Sammt notwendiger und bestandiger Wi-
derlegung einer vermeinten Erklärung und Verbesserung
durch Simonen Brunnenfelser vor diesem in Truck ver-
fertigt. Johannes Pappus D., Straßburg: Carl Kieffer
1610 (VD 17, 1:076484L), Bl. A 2r-3r. Zu den Drucken
von Brunnenfelser und Pappus vgl. auch die Einleitung
S. 98.
b C: Heilandes.
c Erg. C: mit ernst.
d-d C: hin und wider allein.
1 Der im AMS befindliche und bislang nicht bekannte
Einblattdruck des Gebets (vermutlich Straßburger Pro-
venienz) ist nicht datiert. Daher muß das Erscheinen des
Ingolstädter Drucks (1486) als Terminus ante quem die-
nen (s. textkritische Anmerkung a). Die Erwähnung der
und Ergernüssen uns hüten und auff besserung des
Lebensc gedencken.
Du wöllest auch, getrewer Himmlischer Vatter,
dem Antichristischen Bapst und seinem Anhang nit
gestatten, daß sie solches Liecht, wie sie vorhaben,
außlöschen, Sondern ihre Blutdurstige Practicen
und grimmige Anschläge2 zu nichte machen, Auch
allen denen, so jetzt din Franckreich, Niderland und
anderstwod darumb verfolget werden3, daß sie sich
des Bapsts Abgötterey und falschen Gottesdienst
Verfolgung der Protestanten in Frankreich und den Nie-
derlanden (s. dazu Anm. 3) stellt nur einen allgemeinen
Anhaltspunkt dar, wenn auch einiges dafür spricht, den
Einblattdruck als Reaktion auf den Vertrag von Ne-
mours zu verstehen und damit in die zweite Hälfte des
Jahres 1585 zu setzen.
2 Zu anschlag im Sinne „von betrügerischer Plan“ s. FWb
1, Sp. 1405f.
3 Wegen der durch die Kinderlosigkeit König Hein-
richs III. möglichen Thronfolge des protestantischen
Heinrich von Navarra verschärfte sich die religiöse Aus-
einandersetzung in Frankreich Mitte der achtziger Jahre
erneut. Im Vertrag von Nemours vom 7. Juli 1585 er-
kannte Heinrich III. die von Spanien unterstützte ka-
tholische Ligue unter ihrem Führer Heinrich von Guise
an. Er widerrief die bisherigen Duldungsedikte, enthob
die Hugenotten aller öffentlichen Ämter und drohte ih-
nen mit der Ausweisung, wenn sie nicht innerhalb eines
halben Jahres ihrem Glauben abschworen. In der Folge
kam es zum Ausbruch des achten Hugenottenkriegs. Die
Unionen von Arras und von Utrecht (1579) und die Un-
abhängigkeitserklärung von sieben Provinzen unter der
Führung Hollands (1581) führten zu einer Spaltung zwi-
schen den Süd- und den Nordprovinzen der Niederlande.
Der Fall Antwerpens 1585 besiegelte dann faktisch die
Teilung des Landes. In den Südprovinzen kam es Mitte
der achtziger Jahre zu einem harten Kurs der Rekatho-
lisierung, der zu großen Flüchtlingsbewegungen in den
Norden und in die umliegenden Länder führte. In den
Krieg zwischen Spanien und den Nordprovinzen griff
1585 England ein.
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56. Gebet wegen der Verfolgung der Protestantena
[1585/1586]1
Ein Christlich Gebet der Kirchen zu Straßburg gegen die hin und wider angehende Verfolgung Gottes
heiligen Worts und desselben Bekenner
Almechtiger, Ewiger Gott und Vatter unsers
Herrnb Jhesu Christi, Wir dancken dir von hertzen,
daß du uns das selige Liecht deines Worts so gnä-
diglich angezündet und bißher hast leuchten lassen,
Unnd bitten dich demütiglich durch denselben dei-
nen geliebten Sohn, unseren Heiland, Du wöllest in
diesen betrübten und gefehrlichen zeiten ob solchen
Liecht gnädiglich halten und durch deinen heiligen
Geist unsere Hertzen zu wahrer Buß erwecken, da-
mit wir deinem Wort gehorchen, für allen Sünden
a Textvorlage A (Einblattdruck): AMS 1 AST 80, Nr. 62.
Vermutlich handelt es sich hierbei um einen Straßburger
Einblattdruck. Textvorlage B (Druck): Ein Christlich
Gebett der Kirchen zu Straßburg Gegen die hin und wi-
der angehende Verfolgung Gottes heiligen Worts und
desselben Bekenner. Sampt einer wahren Erklärung
unnd Verbesserung desselben inn den Truck verfertiget,
durch Simon Brunnenfelser, Ingolstadt: Wolfgang Eder
1586 (VD 16, B 8618), Bl. A 2r-3r - Aufgenommen in:
Hans Joachim Köhler, Flugschriften des späteren
16. Jahrhunderts, I 151. Der Ingolstädter Druck setzt in
der Regel ä stat e (z.B. Almächtiger statt Almechtiger,
gefährlichen statt gefehrlichen), unnd statt und, vor
statt für etc. Textvorlage C (Druck): Ein Christlich Ge-
bett der Kirchen zu Straßburg Gegen die hin und wider
angehende Verfolgung Gottes heiligen Worts und dessel-
ben Bekenner. Sammt notwendiger und bestandiger Wi-
derlegung einer vermeinten Erklärung und Verbesserung
durch Simonen Brunnenfelser vor diesem in Truck ver-
fertigt. Johannes Pappus D., Straßburg: Carl Kieffer
1610 (VD 17, 1:076484L), Bl. A 2r-3r. Zu den Drucken
von Brunnenfelser und Pappus vgl. auch die Einleitung
S. 98.
b C: Heilandes.
c Erg. C: mit ernst.
d-d C: hin und wider allein.
1 Der im AMS befindliche und bislang nicht bekannte
Einblattdruck des Gebets (vermutlich Straßburger Pro-
venienz) ist nicht datiert. Daher muß das Erscheinen des
Ingolstädter Drucks (1486) als Terminus ante quem die-
nen (s. textkritische Anmerkung a). Die Erwähnung der
und Ergernüssen uns hüten und auff besserung des
Lebensc gedencken.
Du wöllest auch, getrewer Himmlischer Vatter,
dem Antichristischen Bapst und seinem Anhang nit
gestatten, daß sie solches Liecht, wie sie vorhaben,
außlöschen, Sondern ihre Blutdurstige Practicen
und grimmige Anschläge2 zu nichte machen, Auch
allen denen, so jetzt din Franckreich, Niderland und
anderstwod darumb verfolget werden3, daß sie sich
des Bapsts Abgötterey und falschen Gottesdienst
Verfolgung der Protestanten in Frankreich und den Nie-
derlanden (s. dazu Anm. 3) stellt nur einen allgemeinen
Anhaltspunkt dar, wenn auch einiges dafür spricht, den
Einblattdruck als Reaktion auf den Vertrag von Ne-
mours zu verstehen und damit in die zweite Hälfte des
Jahres 1585 zu setzen.
2 Zu anschlag im Sinne „von betrügerischer Plan“ s. FWb
1, Sp. 1405f.
3 Wegen der durch die Kinderlosigkeit König Hein-
richs III. möglichen Thronfolge des protestantischen
Heinrich von Navarra verschärfte sich die religiöse Aus-
einandersetzung in Frankreich Mitte der achtziger Jahre
erneut. Im Vertrag von Nemours vom 7. Juli 1585 er-
kannte Heinrich III. die von Spanien unterstützte ka-
tholische Ligue unter ihrem Führer Heinrich von Guise
an. Er widerrief die bisherigen Duldungsedikte, enthob
die Hugenotten aller öffentlichen Ämter und drohte ih-
nen mit der Ausweisung, wenn sie nicht innerhalb eines
halben Jahres ihrem Glauben abschworen. In der Folge
kam es zum Ausbruch des achten Hugenottenkriegs. Die
Unionen von Arras und von Utrecht (1579) und die Un-
abhängigkeitserklärung von sieben Provinzen unter der
Führung Hollands (1581) führten zu einer Spaltung zwi-
schen den Süd- und den Nordprovinzen der Niederlande.
Der Fall Antwerpens 1585 besiegelte dann faktisch die
Teilung des Landes. In den Südprovinzen kam es Mitte
der achtziger Jahre zu einem harten Kurs der Rekatho-
lisierung, der zu großen Flüchtlingsbewegungen in den
Norden und in die umliegenden Länder führte. In den
Krieg zwischen Spanien und den Nordprovinzen griff
1585 England ein.
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