60. Verbot der Konventikel und des auswärtigen Gottesdienstbesuchs
60. Verbot der Konventikel und des auswärtigen Gottesdienstbesuchsa
10. Dezember 15971
Wieder heimliche conventicula
Liebe freund, nachdem meniglich bewußt und be-
kanndt, mit was besonderm ernst und großem eifer
unser meister und rhats der statt Straßburg liebe
vorfahren treuherzig und vätterlich sich dahin be-
arbeitet2 und höchlich bemüehet, das sie bei der ein-
mal erkanndten und bekanndten warheit des heili-
gen evangelii und der unverfelschten chur- und
fürstlichen Augspurgischen confession nit allein für
ihre person, sondern auch die anbefohlene burger-
schaft bestendig verblieben und auf die posteritet
transferiren und bringen möchten, wir uns auch nit
weniger angelegen sein lassen, sonder mit gleichfor-
migem eifer und vätterlicher fürsorg dahin getrach-
tet, das sowol in schulen als auch auf den canzlen
das wort Gottes rein und lauter gelehrt und der
gantzen bürgerschaft gepredigt und fürgetragen
werdt, so hetten wir verhoft, es solte sich billich je-
derman bei solchen predigten finden und die mit ge-
bürlicher dancksagung Gottes angehört und geglau-
bet und nit also eintweder eignen willens oder auch
auß anstifftung anderer unrüewiger leuth sich zu
frembder und allhieiger unsrer kirchen in Gottes
wort gegründter confession widriger religion3 haben
begeben oder bereden lassen.
a Textvorlage A (Handschrift): AMS 1 AST 84, Nr. 112
(Bl. 703r-704r). Auf einem angefügten Blatt: Manda-
tum, betreffend das ausreisen gehn Bischweiler, 7. De-
cembris anno 1597. Textvorlage B (Handschrift): AMS
1 AST 84, Nr. 113 (Bl. 706r-708v). Aktenvermerk auf
Bl. 706r: Furtrag an die allhießige burgerschaft, umb
sich zu frembdem gottesdienst nicht verleiten zulaßen.
b B: Son- und festagen.
1 Das in der Textvorlage A angegebene Datum (s. die text-
kritische Anmerkung unter d) kann nicht richtig sein, da
der 7. Dezember auf einen Mittwoch fiel. Daher wurde
die Datumsangabe zehenden aus B übernommen.
2 Sich befleißigt, s. FWb 3, Sp. 331f. und Grimm, DWb
1, Sp. 1207.
Dem aber entgegen und zuwider ist uns glaublich
angelangt4 und fürbracht worden, das etliche unsere
bürger sich nit allein durch außlendische prediger,
die mit unserer confession und kirchenbekanntniß
nit stimmen, zu frembder und widriger religion ver-
leyten und verführen, sondern das sie auch in ihren
häusern sonderbare conventicula und zusamen-
kunfften zuhalten5 oder auch mit großem ergerniß
ihres nechsten ane sonderen festtagenb in frembde
herrschaften zu anhörung der predigten und ge-
brauch der sacramenten außer der statt zu fahren
gelüsten laßen6, welches wir dan ungern und mit be-
sonderer bekümmerniß vernommen, in ansehung,
das auß dergleichen spaltungen der religion und of-
fentlichen ergernißen nichts anders dann zerrüttung
burgerlichen wesens, uneinigkeit und mißtrawen un-
der den burgern und dan der gewiße untergang einer
ganzen communitet ervolgen thue.
Solchem ubel nun und besorgendem unheil zubegeg-
nen und dogegen fried und einigkeit, auch besten-
diges und steiffes7 vertrawen unter der burgerschaft
zuerhalten und also gemeiner statt heil und wolfahrt
zubefördern, so haben wir uns mit unseren |703v|
3 Gemeint sind hier vor allem die Reformierten.
4 Zugetragen worden, s. FWb 1, Sp. 1281f.
5 In einem Bericht aus dem Jahr 1585 ist von sieben Häu-
sern die Rede, in denen sich reformierte Gläubige in
Straßburg versammelten. Vgl. Erichson, Église fran-
çaise, S. 58.
6 Die reformierten Gläubigen zogen vor allem in das süd-
östlich von Hagenau (Haguenau) gelegene Bischweiler
(Bischwiller), das 1542 an Pfalz-Zweibrücken gekommen
war. Seit 1563 ist in Bischweiler ein reformierter Pfarrer
erwähnt. Vgl. Nr. 62 in diesem Band und Clauss,
Historisch-topographisches Lexikon, S. 138f.
7 Festes.
535
60. Verbot der Konventikel und des auswärtigen Gottesdienstbesuchsa
10. Dezember 15971
Wieder heimliche conventicula
Liebe freund, nachdem meniglich bewußt und be-
kanndt, mit was besonderm ernst und großem eifer
unser meister und rhats der statt Straßburg liebe
vorfahren treuherzig und vätterlich sich dahin be-
arbeitet2 und höchlich bemüehet, das sie bei der ein-
mal erkanndten und bekanndten warheit des heili-
gen evangelii und der unverfelschten chur- und
fürstlichen Augspurgischen confession nit allein für
ihre person, sondern auch die anbefohlene burger-
schaft bestendig verblieben und auf die posteritet
transferiren und bringen möchten, wir uns auch nit
weniger angelegen sein lassen, sonder mit gleichfor-
migem eifer und vätterlicher fürsorg dahin getrach-
tet, das sowol in schulen als auch auf den canzlen
das wort Gottes rein und lauter gelehrt und der
gantzen bürgerschaft gepredigt und fürgetragen
werdt, so hetten wir verhoft, es solte sich billich je-
derman bei solchen predigten finden und die mit ge-
bürlicher dancksagung Gottes angehört und geglau-
bet und nit also eintweder eignen willens oder auch
auß anstifftung anderer unrüewiger leuth sich zu
frembder und allhieiger unsrer kirchen in Gottes
wort gegründter confession widriger religion3 haben
begeben oder bereden lassen.
a Textvorlage A (Handschrift): AMS 1 AST 84, Nr. 112
(Bl. 703r-704r). Auf einem angefügten Blatt: Manda-
tum, betreffend das ausreisen gehn Bischweiler, 7. De-
cembris anno 1597. Textvorlage B (Handschrift): AMS
1 AST 84, Nr. 113 (Bl. 706r-708v). Aktenvermerk auf
Bl. 706r: Furtrag an die allhießige burgerschaft, umb
sich zu frembdem gottesdienst nicht verleiten zulaßen.
b B: Son- und festagen.
1 Das in der Textvorlage A angegebene Datum (s. die text-
kritische Anmerkung unter d) kann nicht richtig sein, da
der 7. Dezember auf einen Mittwoch fiel. Daher wurde
die Datumsangabe zehenden aus B übernommen.
2 Sich befleißigt, s. FWb 3, Sp. 331f. und Grimm, DWb
1, Sp. 1207.
Dem aber entgegen und zuwider ist uns glaublich
angelangt4 und fürbracht worden, das etliche unsere
bürger sich nit allein durch außlendische prediger,
die mit unserer confession und kirchenbekanntniß
nit stimmen, zu frembder und widriger religion ver-
leyten und verführen, sondern das sie auch in ihren
häusern sonderbare conventicula und zusamen-
kunfften zuhalten5 oder auch mit großem ergerniß
ihres nechsten ane sonderen festtagenb in frembde
herrschaften zu anhörung der predigten und ge-
brauch der sacramenten außer der statt zu fahren
gelüsten laßen6, welches wir dan ungern und mit be-
sonderer bekümmerniß vernommen, in ansehung,
das auß dergleichen spaltungen der religion und of-
fentlichen ergernißen nichts anders dann zerrüttung
burgerlichen wesens, uneinigkeit und mißtrawen un-
der den burgern und dan der gewiße untergang einer
ganzen communitet ervolgen thue.
Solchem ubel nun und besorgendem unheil zubegeg-
nen und dogegen fried und einigkeit, auch besten-
diges und steiffes7 vertrawen unter der burgerschaft
zuerhalten und also gemeiner statt heil und wolfahrt
zubefördern, so haben wir uns mit unseren |703v|
3 Gemeint sind hier vor allem die Reformierten.
4 Zugetragen worden, s. FWb 1, Sp. 1281f.
5 In einem Bericht aus dem Jahr 1585 ist von sieben Häu-
sern die Rede, in denen sich reformierte Gläubige in
Straßburg versammelten. Vgl. Erichson, Église fran-
çaise, S. 58.
6 Die reformierten Gläubigen zogen vor allem in das süd-
östlich von Hagenau (Haguenau) gelegene Bischweiler
(Bischwiller), das 1542 an Pfalz-Zweibrücken gekommen
war. Seit 1563 ist in Bischweiler ein reformierter Pfarrer
erwähnt. Vgl. Nr. 62 in diesem Band und Clauss,
Historisch-topographisches Lexikon, S. 138f.
7 Festes.
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