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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0361
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32. Bettagsmandat für die Pfarreien auf dem Land

32. Bettagsmandat für die Pfarreien auf dem Landa
[Nach 21. Juli 1546]

Wie die pfarher der stat Strosburg uff dem lannd den gemeinen bettag in dissenn
sorglichenn leuffen haltenn sollenn1

Bedacht
Erstlich, uff die Sonttag bredig das volck nebenn
anderenn christlichen matery auch berichtenn der
schwerlichenn leuffenn, das Gott um unnser sindt
willen disse kriegrüstung, unns heymzusuchenn
unnd zu im zu ziehenn, gestattet. So man aber die
buß mit ernst antritt unnd ein jeder christ bey im
selbs abstellet, domit er Got erzurnet, wir unnser
gebett uff Gottes genad stellenn unnd unnser un-
wirdigkeyt bekennenn, wil er unns gnediglich erhe-
ren.
Es ist auch fir gutt unnd nutz angesehenn, das man
jedem pfarhernn ein buchlin Johann Pomerani zu-
schick2, in dem er bereitt sehen mög, wie das volck
zur besserung des lebens, zu hertzlichenn bitten
unnd seuffzenn zu Gott, zur gedult und rettung des
vatterlannds etc. zu ermanen sey. bDoch soll man
das buechlin nit lesen uf der cantzlen, sonnder allein
den bericht darauß nemen, wes man das volck er-
manen sollb. In dem buchlin ist auch ein feines

a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 80, Nr. 46.
b-b Von and. Hd.
c Korr. aus: christ.

1 Mit den sorglichen leuffen und der kriegsrüstung ist der
drohende Ausbruch des Schmalkaldischen Krieges ge-
meint. Am 3. Juli 1546 hatte der Straßburger Magistrat
in einem Schreiben an den Kaiser den geforderten Aus-
tritt aus dem Schmalkaldischen Bund abgelehnt. Am
20. Juli beschlossen die Schöffen, an der evangelischen
Lehre festzuhalten. Einen Tag später kam es zur Ein-
richtung eines monatlichen Buß- und Bettags für die
Stadt. Kurze Zeit darauf muß dann auch das Mandat
für die Gestaltung des Bettags in den Pfarreien der
Landschaft erlassen worden sein.
2 Gemeint ist die 1546 zunächst in Wittenberg, dann auch

christlichs gebett, das die pfarher dem volck uff den
Sonttag nach der predig furlesenn megen oder die
letaney anstat des gebetts brauchenn.
Bettag uff die wercktag
Fur gut angesehenn, das ein jeder pfarherc uff dem
lanndt mit radt seiner kürchen pfleger einen dag in
der woch ordnet zu einem bettag, bevorab3 ussert-
halb der zeyt der ernt unnd des herpst, da menigli-
chenn morgenn zu V, VI oder VII urhenn in die
kirch kommen. Unnd nach dem gesang: Media vita
oder Mittenn wir im lebenn sindt4, oder: De profun-
dis oder Aus disser nott5, oder: Miserere6, wes die
fromme leüt künden, nemhe der pfarher ein capittel
fur die zeyt dinstlich: Genesis am XVIII cap., Le-
vitici am XXVI cap., Deutronomy am XXVIII
cap., Johelis am andernn cap., Danielis am IX cap.,
Mathey XXIIII cap. oder dergleychenn. Disser ca-
pittel einß were dem volck furzuleßenn unnd dann
ettliche dappfere ler unnd ermanung, jedem volck
dienstlich, daruß zu gebenn unnd die predig mit der

in Nürnberg und Ulm gedruckte „Schrifft D. Johann
Bugenhagen Pomerani, Pastoris der Kirchen zu Witte-
berg, An andere Pastorn und Predigern, Von der itzigen
Kriegsrüstung“ (VD 16, B 9369). Zu Johannes Bugen-
hagen (1485-1558), seit der Ankunft in Wittenberg Po-
meranus genannt, vgl. TRE 7, S. 354-363.
3 Insbesondere, s. FWb 3, Sp. 2206.
4 Wackernagel 3, Nr. 12, S. 10f.; AWA 4, Nr. 3,
S. 160f.; Straßburger Gesangbuch (1541), S. V-VII.
5 Wackernagel 3, Nr. 5 bzw. 6, S. 7f.; AWA 4, Nr. 11,
S. 188-193; auch Straßburger Gesangbuch (1541),
S. CVI-CXI (Von „De profundis“ gibt es zwei Fassun-
gen; beide sind im Straßburger Gesangbuch enthalten).
6 Wackernagel 3, Nr. 70, S. 48; Straßburger Gesang-
buch (1541), S. CXV-CXVIII (von Erhard Hegen-
wald).

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