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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0234
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Straßburg

11. Eheordnunga
[19. Februar 1530]1
Eyns ersamen Raths der statt Straßburg Decret, die Ehe belangend
[Wappen der Stadt Straßburg] |66r|

Wir, Jacob Zorn zum Riet, der Meyster2, und der
Rath zu Straßburg, thun kundt allen und jeden un-
sern Burgern, Innwonern, Hindersassen und ange-
hörigen, daß, Nachdem wir vergangens jars zu für-
derung der Ehr Gottes, auch merung burgerlicher
eynigkeyt Unnd damit die geschwind und unbil-
lich3 practick, auch gevärlich fürnemen zwischen
den Eeleuten und inn händlen, die Ehe betreffen,
abgestellet unnd verhütet wurdent, eyn besunder
Ehegericht fürgenommen, zu dem wir fünff perso-
nen unsers regiments unnd Raths, welche alle Ehe-
sachen, so irrig oder spännig händel anzeygen wür-
den, gerichtlich verhörenn Und inn denselbigen
nach verhör aller notturfft (wie recht und Gottes
geheyß ist) entscheydt geben sollen, verordnet ha-
ben4.

a Texvorlage (Druck): Eyns ersamen Rhats der statt
Straßburg Decret, die Ehe belangend, Straßburg: Peter
Schöffer 1531 (Exemplar: HAB Wolfenbüttel A: 523
Theol. 7). Der Druck besitzt keine eigene Blattzählung.
Handschriftlich sind oben auf den Seiten des Bandes
Blattzahlen eingetragen worden, die hier in der Edition
wiedergegeben sind. Die Eheordnung wurde übernom-
men in das Ehemandat vom 22. Oktober 1565 (in diesem
Band Nr. 48).

1 Die Eheordnung wurde im Jahr 1531 bei Peter Schöffer
d. J. gedruckt. Angenommen worden war sie durch die
Versammlung der Schöffen aber bereits am 19. Februar
1530. Auf das Datum dieses Beschlusses bezieht sich
auch die Formulierung: Nachdem wir vergangens jars
[1529] zu fürderung der Ehr Gottes [...] eyn besunder Ehe-
gericht fürgenommen.
2 Junker Jakob Zorn zum Riet, Sohn des Stettmeisters
Berchtold Zorn zum Riet. Konstofler zum Hohensteg,

Dwil und aber der Ehestandt von Gott, dem al-
mechtigen, unserm Herrn, selbst verordnet und her-
nach durch Jesum Christum, unsern erlöser, beste-
tiget worden5, so gebürt sich auch inn den Ehesa-
chen, so sich täglich zutragen, inn der forcht Gottes
und gehorsam seins worts nach Göttlicher ordnung
zuhandlen, Und aber underschiedlich sich begeben
und zutragen mancherley feel6 des Ehestands, wie
wir dann sollichs inn ubung unsers verordneten Ehe-
gerichtes glaublichen und warhafftiglichen bericht
worden sint, Deßhalben, weitherem ubel und un-
rathe7 vorzusein, Wöllen wir, daß nun hinfüro inn
solchen sachen hienachgeschribener massen gehan-
delt und gehalten werden soll, Unnd nemlich zu dem
ersten:

Stettmeister in den Jahren 1525/26, 1528/29 und 1531
sowie von 1525? bis 1531 Mitglied der XV. f 13. Novem-
ber 1531. Zorn hatte neben Jakob Sturm und zwei wei-
teren Ratsherren der Kommission angehört, die 1525
über die Einrichtung eines Ehegerichts beraten und eine
solche seinerzeit abgelehnt hatte, s. deren „Bedacht des
ehegerichts halb“ - AMS 1 AST 166 (Varia eccl. Ia),
Nr. 104; Vgl. Hatt, Liste, S. 196-200; Brady, Ruling
Class, Nr. CV.
3 Unbedachtsame und unangemessene, s. FWb 6,
Sp. 1406f.
4 Am 16. Dezember 1529 hatten der Rat und die XXI die
Einrichtung eines Ehegerichtes beschlossen. Vgl. Köh-
ler, Ehegericht, S. 388f. und Wendel, Mariage,
S. 76f.
5 Vgl. 1Mos 2,24 und Mt 19,4-5.
6 Mängel.
7 Schaden, Mißstand.

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