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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0332
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Straßburg

27b. Examensordnung, deutsche Fassunga
1540

Forma et processus examinis canonici anno XVCXL°|3|
Wie und mit was ordenung das examen soll angericht werden

αWann ein prebend, vicariat oder cappellany inn eim
stifft verlediget würt1, so soll der nominans2 oder
lehenherr durch sich selbs einem probst oder presi-
denten innerthalb VIII tagen anzeigen, was person
er gedencke zu solicher verledigter pfrunden exami-
niren zu lossenn, und doruff das examen lut der con-
stitution begeren.
βDwyl aber dignitates und officia allein mögen und
sollen ex corpore oder personis capituli genomen
werden, unnd fürter niemandt zu capitel kommen
mag, er sy dann zuvor examinirt, auch die fürnern-
sten, als probsty und dechany, durch gemeine waal
eins capitels benant worden, kan das examen in sol-
chem kein statt habenn, sonder sollen erwölet oder
presentirt werden und zu posseß kommen wie bitz-
här. Doch solle acht tage nach der waal still gestan-
den werden und der erwölet nit zu posseß kommen,
uff das die waal rüchtig3 würde. Unnd wo jemant
inn die gethone wal zu reden4, das er solchs dem
presidenten in iudicio ecclesiastico5 anzeige, welcher
furter siner ordenung noch, so angesetzt werden
mag, handlen unnd von gethaner waal mit sinen
mitverwanten richten solle. |4|

α Collator sol das examen begern, doch zuvor einem
cap[itel] praesentiren den examinanden.
β Officiantes werden nit examinirt.
γ Wie das examen berüfft werden soll.
δ Probst macht hat, an der abwesenden statt andere ze-
setzen.
a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 23, Nr. 4
(S. 1-29). Besitzeintrag auf dem ersten Blatt: Sum Pan-
cratii Kefelii pastoris ad S. Petrum Seniorem 1586 ex
haeredibus M. Theobaldi Nigri.
1 Frei wird, anheim fällt, s. Grimm, DWb 25, Sp. 756.

γUff ansuchen des nominanten oder lehenherrn soll
der probst oder president durch den dormenta-
rium6 furderlichen die examinatores inn die capitel
stuben berüffen unnd zwen oder dry tag uffs wenigst
hie vor einem dechan und den schulen pflegern7 die
bestimpte zyt des examens ansagen. Unnd furter
solle der dechan solchs allen personen eins capitels
verkünden lossen. Doby solle der probst oder presi-
dent bedencken, das es ein stund sy, die den schulen
pflegern möge gelegen sin.
δSo einer oder mer uß den examinatoribus nit an-
heimsch oder lybs kranckheit oder anderer ehaff-
ter8 ursachen halb nit wolten oder möchten doby
erschinen, so solle ein capitel einen andern oder an-
dere an der abwesenden statt erwölen, wo solchs vor
angesetztem tag des examens bewüßt9. Und so noch
angesetztem tag der probst erst verneme, das er die
verordenten examinatores nit möchte alle bekom-
men oder das sonst nit füglich möchte ein capitel
versamlet werden, als dann solle der probst mit den
uberigen macht haben, der abwesenden zal zu erfül-
len, domit nit verhindernüß beschehe oder die per-
sonen, so es angehet, sich des verzugs nit haben zu
beclagenn.

2 Der zum Wahlvorschlag Berechtigte, s. DRW 9,
Sp. 1532 (s.v. nominator).
3 Bekannt, s. Grimm, DWb 14, Sp. 1343f.
4 Einspruch erheben, s. Grimm, DWb 3, Sp. 247f.
5 Vgl. CIC X 2, 2, 6 (= CIC, ed. Friedberg 2, Sp. 249).
6 Kirchenhüter. Seine Aufgabe war es, Schlafende zu wek-
ken, Abwesende oder zu spät zum Gottesdienst Erschei-
nende aufzuschreiben, s. Sebastian Brants Narrenschiff,
hrsg. von Friedrich zarncke, Leipzig 1854, S. 434.
7 Zu den vom Magistrat eingesetzten Schulherren bzw.
Scholarchen vgl. Nr. 20, Anm. 16.
8 Begründeter.
9 Bekannt ist, s. FWb 3, Sp. 2297f.

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