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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0181
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4. Verbot der konkubinarischen Verbindungen

4. Verbot der konkubinarischen Verbindungena
15. März 1525

Kundt und wissen sey mengklichem: Nach dem
bitzhar auß dem verbottnen beysitz1, darinn vil der
Geistlichen und Weltlichen personen in diser statt
Straßburg verhafft und befleckt geweßt und noch
synd, manigfaltig ergernüß dem neben menschen
bracht, besunder die jungen döchter und Eefrauwen
(dweyl solcher beysitz leychtigklich geachtet und
gestrafft worden2) dester ee in solch schandtlich we-
sen begeben, das da nit allein guten sytten, gesetzen,
Bäpstlichen und Keyserlichen rechten, sunder auch
zum fordersten dem Göttlichen gebott hoch zu wi-
der ist, Haruff so gebieten unser Herrn Rhät und
Einundzwentzig allen und yeden Burgern, Angehö-
rigen und Inwonern diser statt Straßburg, Geyst-
lichen und Weltlichen, was Stadt3, Wirden oder
wesens die syhen, so mit argwenigen4 Concubinen,

a Textvorlage (Einblattdruck): AMS 1 MR 3, Bl. 126
(alte Zählung), S. 212 (neue Zählung).
b Auf den Einblattdruck ist ein kleiner Zettel geklebt mit
der handschriftlichen Bemerkung: Do were der herren
meynunge, das sie hie zwüschen und Hilarii [13. Januar
1526] by der pene von einander ziehen solten oder zu der
ee nemmen etc.

1 Mit beysitz wird das Zusammenwohnen von Frau und
Mann außerhalb des Rechtsstatus der Ehe umschrieben,
s. FWb 3, Sp. 1003.
2 Als geringfügig angesehen und bestraft worden ist. Zu
leichtlich s. Grimm, DWb 12, Sp. 634 (s.v. leicht 10).

offnen Sponsiereren5 und leychtfertigen personen
hauß halten, das sie alle hie zwyschen6 Mitfast, den
XXVI. Martii7, nechst nach dato kummen, sich
solchs ungebürlichen und verbottnen beysitz und
vermischung8 entschlahen, die argwenigen personen
von in thun und in eynen erlichen standt und nach
dem befelch Gottes schicken, Mit der angehenckten
warnung, Wer also lenger zu ergernüß und fal viler
menschen über ob angezeygt zyl und warnung blyb
sitzen oder der massen befunden würd, Das man die
selbigen lut deßhalb uffgerichter Ordnung straffen
will. Deß wiss sich mengklich zu halten.
Erkandt uff Mitwoch, den XV. Martii, Anno
1525.b

3 Stand, Status.
4 Verdächtigen (vor allem lockerer Sitten verdächtigen),
s. FWb 2, Sp. 89f.
5 Huren, Kupplerinnen, s. Schmidt, Hist. Wb. elsäss.
Mundart, S. 333.
6 Zu hie zwischen in der Bedeutung „bis“ vgl. Grimm,
DWb 32, Sp. 1334 (s.v. zwischen, Formen B 4c). Siehe
dagegen die Verwendung von hie zwuschen mit und im
textkritischen Apparat unter b.
7 Mittfasten, der Sonntag Laetare, fiel im Jahr 1525 auf
den 26. März.
8 Geschlechtsverkehr, s. Grimm, DWb 25, Sp. 876.

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