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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0223
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9b. Beschluß über die Abschaffung der Messe

9b. Beschluß über die Abschaffung der Messea a
20. Februar 1529
Samstag nach Invocavit

Uff das hienußgangen, für die schöffel kommen
unnd nach verlesung angesteltten vergriffs1 ein freye
frag durch rhät unnd XXI, auch die schöffel gehalt-
ten unnd 94 erkandt, das mann stillstehn unnd die
meß bleiben soltt biß zu end des reichstags2, unnd
184 erkandt, das mann die meß abthun unnd uff-
hencken3 soll, biß das bewisen, das die meß ein gott-
gefällig werckh wer, so dann ein stimm erkandt, das
man weder jetz noch ander zeytt die meß abthun
soll.
Solchem nach rhät unnd XXI herein gangen unnd
uff das schreiben des regiments4 erkandt, ihnen zu
schreiben, mann hab ir schreiben vernommen unnd
nitt ohn uff beschehen werbung antwort geben, ihr
werbung für den großen rhat bringen unnd, so vest
es sein mag, ihn antwort geben, das dann fueglicher
weyse nitt ehe dann uff heut beschehen mögen. Die
dann uß bewegenden ursachen erkhandt, das mann
die meß uffhencken soll, biß beybracht, das sie ein
Gott gefällig werck seye. Dieweil wir dann zu für-
derung der ehr Gottes, auch zu underhaltung christ-
licher einigkeit, auch vermög einer stat articul unnd

a Textvorlage (Handschrift): AMS Extraits des Procès-
verbaux (1529), Bl. 83r-84r.

1 Übereinkunft, auch Entwurf, s. Lexer 3, Sp. 120.
2 Vgl. Nr. 9a, Anm. 33.
3 Aufheben, s. FWb 2, Sp. 464.
4 Das Reichsregiment hatte in seinem Schreiben vom
16. Februar 1529 den Straßburger Magistrat um eine
Stellungnahme zur Frage der Beibehaltung der Messe
aufgefordert, die dieser den Gesandten des Reichsregi-
ments bei den Verhandlungen am 23. und 24. Dezember
1528 bereits für Anfang Januar zugesagt hatte. Der Brief
des Reichsregiments traf am 20. Februar in Straßburg
noch vor der Abstimmung ein. Vgl. Politische Corre-
spondenz 1, Nr. 554, S. 315f.
5 Vorenthalten.
6 Das Schreiben ist ediert in Politische Correspondenz 1,
Nr. 555, S. 316: und nit kei. mt. unserm allergnedigsten
hern oder e. f. g. [...] zu ungehorsame oder wider bescheen

burgerlichen pflicht solchem erkennen nachkommen
sollen unnd mueßen, so habe mann ihn daßelbig nitt
wöllen verhaltten5, dienstlich bittend, solches nitt
anderer gestalt beschehen zu sein etc. dann uß eim
christlichen eyfer, unnd das mann dardurch sich
vonn geburender undertheniger gehorsam gegen
kay[serliche] m[aiestät] etc., ut in missivam6 *.
Darneben herren verordnen, die zu dem capitul
unnd hohen stifft unnd zu den deputaten7, auch den
dreyen stifften8 gohn unnd ihn anzeygen, was uff
heut erkandt, unnd darbey bitten und begeren, sich
in ansehung, das solches Gott zu lob unnd zu erhal-
tung burgerlichen fridens beschehen, dann gleichför-
mig haltten unnd mitt der meß stillstohn, biß das
dargethon würt, das es ein gottgefällig werckh seye.
Darbey ihn auch sagen, das solchs abstellen inen an
inbringung irer rent unnd zinß inn der statt oberkeit
kein schaden geberen9, dann mann sie darbey alß
burger unnd inwoner handhaben10 wöll. Herumb an
sie begeren, jemans der iren zuverordnen, damitt
betrachtet werd umb ein gottfellig gesang, damitt
die kirch nitt ohn christliche uebung stondt.

sin sollt [...], dan kei. mt., als unser von Gott ufgesetzten
oberkeit, wir nit minder, dan unsere vorfaren gethan, un-
derthenige schuldige gehorsame zu leisten begirig und ge-
neigt sind.
7 Neben den 24 adeligen Kapitularen des Domkapitels ge-
hörten zum Klerus des Domstifts auch die 20 Präben-
darien des Hohen Chors, die eine besondere Korporation
mit eigenen Dörfern, Gütern, Einkünften und Beamten
darstellten. Unter den Präbendarien ragten sieben durch
eine besondere Stellung hervor: die Deputaten. Bei den
Deputaten handelte es sich um eine Art geschäftsführen-
der Ausschuß. Seine Mitglieder mußten jedes Jahr neu
gewählt oder bestätigt werden. Den Vorsitz bei den Ver-
sammlungen des Kollegiums führte der Senior. Vgl.
Hahn, Katholische Kirche, S. 55-66.
8 Das Thomasstift sowie die Stifte Alt und Jung St. Peter.
9 Bewirken, mit sich bringen werde, s. FWb 2, Sp. 2005
(s.v. bären / beren).
10 Schützen, s. Grimm, DWb 10, Sp. 395f.

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