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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0271
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20. Statuten des Predigerkollegs

20. Statuten des Predigerkollegsa
[Vor 29. März 1535]1
[1.] Statuta novi Collegii Praedicatorum una cum copia chirographorum
pro stipendiatis

Erstlich, noch dem ein ersamen rhots entliche mei-
nung ist, domit in zukunfft die posteri und noch-
kommen mit der erkantnüß der warheit ouch ver-
sehen seyen, recht verstendige, gotsfertige2 und
nützliche leüt uffzuziehen, das alle die jenige, die
von inen hierzu angenommen oder von den erbaren
stetten Costentz, Lindaw, Memingenb, Biberach,
Isnen3 etc. oder anderen hieher gen Straßburg zu
studieren gesandt sindt, das dise alle, so heymische,
so frembde4, und ein jeder in sunderheit sich eins
frumen, züchtigen, erbaren und gottseligen lebens
und wandels beflißen sollen, domit diß collegium ein
rechtes prediger kloster5 und ein samlung gottes-
ferchtiger, frumer, züchtiger knaben und jüngling
seye, die zu versehung der kirchen und aller güten,
nützlichen lere und kunst, zum lob Gottes, christli-
chen gemeinen nütz und worer erbarkeit gezogen
werden.
Dorumb die jenigen, die sich uff die lere der
theology und heiliger geschrifft nit begeben wellen,
noch sich zum dienst zur kirchen, es sei mit lerung
der jungen, helfferig6, pfarr oder predig ampt etc.,
bruchen wellen lon oder sunst christlich, erbar und

a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 319, Nr. 3
(S. 5-8). Das Blatt mit S. 5 und 6 ist in dem Band zwi-
schen S. 2 und 3 eingeheftet, das Blatt mit S. 7 und 8
folgt auf S. 4. Abdruck: Fournier/Engel, Statuts
4,1, Nr. 1972, S. 12-14; Bucer, Deutsche Schriften 7,
Nr. 15, S. 547-550.
b Gestr.: Straßburg.

1 Zur Datierung der Statuten s. die Einleitung zu Nr. 20.
2 Gottesfürchtige.
3 Die hier genannten Orte waren mit Ausnahme Memmin-
gens in dieser Reihenfolge bereits im Stiftungsbrief der
Bufflerschen Schulstiftung vom [14. April 1534], die das
finanzielle Fundament für die neue Einrichtung bildete,
aufgeführt worden, s. Bucer, Deutsche Schriften 7,
S. 539.

redlich lebenn und flyßig studieren, die sollenn nit
töglich7 sein, in deß collegium uffzunemmen, noch
jemans zu gefallen hierin geloßen werden, es were
dann, das uß erhafften ursachen ein ersamer rhot
etlichen der burgers kinden gönnen wolte, umb ir
bezalung in disser samlung sich zuhalten, so sollen
doch die selbigen, wie vorgesagt, in aller zucht,
frumkeit unnd erbarkeit zu leben schuldig sein. Es
soll aber die zall solcher nit zu groß werden8. |6|
Und diewyl die forcht des herren ein anfang aller
weißheit ist9, sollen die jünglin diser samlung alle
tage, durch die gantz woch, am morgen früch mit
dem gebett und anrieffung Gottes, von dem alles
gutes her kumpt10, ir studieren anghehen, dergli-
chen, so man zunacht nider gon11 will, mit dem ge-
bett und dancksagung sich in die rug begeben und,
wie fromen knaben gezimet, die vor Gott, dem her-
ren, Jesu Christo und den ußerwelten englen12 be-
geren zu leben, tag und nacht unstrefflich halten.
Am Sonnentag sollent zuchtiglich je zwen und
zwen mit einander in die Minster- und pfarrpredi-
gen gon und sich in der kirchen, uff den gassen so

4 So [...] so = sei es [...] sei es.
5 Hier wird auf das ehemalige Predigerkloster angespielt,
in welchem das neue Kollegium beheimatet war. Am
15. März 1531 hatten die letzten Dominikanermönche
das Kloster verlassen.
6 Mit dem Helferamt.
7 Tauglich.
8 In der zweiten Hälfte des 16. Jh. wurde häufiger Klage
geführt über die geringe Zahl von Bürgerskindern in den
beiden Kollegien, s. Fournier/Engel, Statuts 4,1,
Nr. 2068, S. 185f.
9 Vgl. Ps 111,10 und Spr 9,10.
10 Vgl. Jak 1,17.
11 Zu Bette gehen, s. Grimm, DWb 13, Sp. 760f.
12 Vgl. 1Tim 5,21.

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