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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0716
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Straßburg

62. Stellungnahme des Magistrats zur Anfrage des Kirchenkonvents
wegen der reformierten Taufpaten und anderer Themena
28. März 1601
Von den calvinischen gevattern1 etc.

Anno 1601, den 28. Martii, erschienen von eines
ehrwürdigen kirchenconvents wegen herr d. Pap-
pus2, h. Pancratius Kefelius3, h. Bartholomaeus
Nasserus4 undt ettliche andere prediger vor rhätt
unnd 21, begertten zuwissen, weßen sie sich sollen
verhalten gegen denen im Calvinismo, wan diesel-
ben zu gevattern gebetten würden, in ansehung,
wan dieselben zu gevattern gebetten werden, ent-
weder ihres gewissens halben nicht könten antt-
wortt geben oder, da sie antwortt geben soltten5, gar
still schweigen und weder ja noch nein sagten, dar-
durch nicht allein vom sacrament des h. tauffs desto

a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 91, Nr. 2 (ohne
Blattangabe). Archivalische Notiz am Rand des Blattes:
Ex autographo prudentissimi viri, domini Johan-Adol-
phi Fürsten.

1 Paten.
2 Zu Johannes Pappus, dem Präsidenten des Kirchenkon-
vents, s. das Biogramm in Nr. 57, Anm. 13.
3 Pancratius Keffel (Kefelius), * um 1534 in Oettingen,
† 4. April 1609 in Straßburg, war 1556/57 Kaplan am
Spital in Straßburg, dann 1557-1564 Pfarrer in Zehnak-
ker. 1565 kehrte er nach Straßburg zurück und wurde
Helfer an St. Thomas. Ab 1586 versah er das Pfarramt
an Alt St. Peter. Vgl. Bopp, Geistliche, Nr. 2664.
4 Bartholomäus Nasser, Dr. theol., * 1560 in Straßburg,
† 22. April 1614 ebenda, war, bevor er 1590 Helfer am
Straßburger Münster wurde, 1582-1585 Pfarrer in Ober-
schäffolsheim, 1586-1587 in Kehl und 1587-1590 in Dor-
lisheim. Von 1593 bis zu seinem Tode hatte er die erste
Pfarrstelle an St. Thomas inne. 1596-1614 war er Prof.
der Theologie an der Akademie; in den Jahren 1604/05
bekleidete er das Amt des Dekans, 1610/11 dasjenige des
Rektors. Vgl. Bopp, Geistliche, Nr. 3758; Schind-
ling, Hochschule, S. 127, 147 und 374.
5 Vgl. dazu die drei Fragen an die Taufpaten in Nr. 61,
S. 606.
6 Nach dem Ende des Interims hatten die Prediger immer
wieder die Schließung der Johanniterkommende oder zu-

weniger gehalten, sondern auch andern leuten ein
groß ergernuß gegeben werde. Zu dem war ihr be-
geren, die meß zu S. Johan abzuschaffen6 wie auch
das hinaußfahren gen Bischweiler7 .
Wardt ihnen befohlen, bey der kirchenordnung zu-
verpleiben, wie es darin bey der h. tauff geord-
net8. Von dem Bischweiler fahren wollt ein ehrsamer
rath dem mandat, so den burgern vorgehalten,
nachkommen. Und dan mitt der predig zu S. Johan
soltt man sich bedencken.

mindest die Beendigung des katholischen Gottesdienstes
dort gefordert. 1574 ließ der Rat Gutachten von den
Geistlichen und den drei Stadtadvokaten zur Frage der
Aufhebung des Johanniterhauses und der drei noch be-
stehenden Frauenkonvente erstellen. Aufgrund des Gut-
achtens der städtischen Advokaten verzichtete der Ma-
gistrat auf weitergehende Schritte gegen die Kommende.
In einer Eingabe beschwerte sich der Kirchenkonvent
1591 über die Predigten gegen die Evangelischen, die
Einhaltung der katholischen Feiertage und die Anwen-
dung des neuen „päpstlichen“ Kalenders in St. Johann.
Vgl. Adam, Kirchengeschichte Straßburg, S. 298-302;
Mariotte, Sources, S. 183 und 222.
7 Vgl. dazu Nr. 60 mit Anm. 6.
8 In der Kirchenordnung von 1598 war das Patenamt
nicht auf Angehörige des Augsburgischen Bekenntnisses
beschränkt worden. Die Paten hatten auf die Fragen des
Pfarrers lediglich zu bestätigen, daß sie die Auffassung
teilten, wonach der Mensch in Sünden und unter der
Gewalt des Teufels empfangen worden sei und davon nur
durch Jesus Christus erlöst werden könne. Sie mußten
sich zu den Artikeln des christlichen Glaubens, wie er im
Apostolicum zusammengefaßt war, und zu Abendmahl
und Taufe als den wahren Sakramenten Christi beken-
nen und sich verpflichten, die Kinder im christlichen
Glauben zu erziehen und zum Besuch des Katechismus-
unterrichts anzuhalten (s. Nr. 61, S. 606).

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