Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0494
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Straßburg

48. Eheordnunga
22. Oktober 1565
Eins Ersamen Rahts der Statt Straßburg Decret, die Ehe belangend.
Anno MDLXV.
[Wappen der Stadt Straßburg] | A 2r |

Wir, Wolff Sigmundt Wurmser, der Meister1, unnd
der Rhat zu Straßburg, Thun kundt: Demnach2 un-
sere Vorfaren und wir vergangner Jaren auß notwen-
digen, erheblichen, beweglichen und rechtmeßigen
ursachen ein Constitution und Ordnung, das die jeh-
nigen, so noch under irer ältern, Tutorn und Vor-
münder gewaldt und ire mannbare jar noch nit er-
reicht, sich one wissen, willen und Consens dersel-
ben irer ältern und vögt mit einander Ehelichen nit
inlassen noch verpflichten, Wie und welcher massen
es auch mit solchen und dergleichen dem zuwider
fürgenommenen Ehen, darzu gegen denen, so zu den
selben rhat, that, hilff oder fürschub thun, gehalten
werden solle, gesetzt, offentlich publiciert und in
Truck außgehn lassen3, Unnd wir aber nacher etlich
mal befunden, das angeregter unserer wolmeinenden
Satzung und Ordnung entgegen und zuwider aller-
hand ungebürliche, gefährliche handlungen furge-
nommen unnd ins werck zurichten understanden
worden, Solchem nun der gebür und billicheit nach
zubegegnen, So haben wir sampt unsern Freünden,
den Einuntzwentzigen, uns entschlossen, Angeregte,

a Textvorlage (Druck): AMS 1 MR 5, Bl. 17r-20v (alte
Zählung), S. 77-83 (neue Zählung). Abdruck: Wendel,
Mariage, S. 191-201 (mit französischer Übersetzung).

1 Zum Stettmeister Wolf Sigmund Wurmser (Wormser)
von Vendenheim s. das Biogramm in Nr. 42, Anm. 3.
2 Weil, s. FWb 5, Sp.416f.; Grimm, DWb 2, Sp. 919.
3 Gemeint ist das im Februar 1530 beschlossene, aber erst

zuvor auffgerichte, im Truck außgangne und publi-
cierte Ordnung widerumb zu renovieren, Zum theil
auch zu verbesseren und fürter hin unnachläßig,
steiff4 und stäht darob zuhalten.
Gebieten, verbieten und befehlen hierauff allen un-
sern Burgern, Einwohnern, zugehörigen unnd ver-
wandten in Statt und Land und gemeinlich unnd
sonderlich allen denen, die uns zuversprechen
stondt5, Das sie sich fürter solcher unserer Satzung
und Ordnung gemäß verhalten, darwider auch für
sich selbs nichts fürnemmen oder handlen, noch dar-
zu einiche hilff, rath, fürschub und fürderung thun
oder geben, alles bey auffgesetzter Straff, die wir
fürterhin gegen niemand fahren zulassen gedencken.
Es solle auch volgendt unser hiebevor publicier-
te und jetzo widerumb Renovierte oder ernewerte
Ordnung nicht allein auff die zukünfftige, sonder
auch auff alle und jede vor dato verloffene und für-
gangne Handlungen und fäll inn allweg verstanden,
Auch durch unsere verordnete Eherichtere, Wa sol-
che unnd dergleichen sachen für sie kommen wür-

1531 bei Peter Schöffer d. J. gedruckte „Decret, die Ehe
belangend“ (Nr. 11 in diesem Band).
4 Fest, streng.
5 Feststehende Wendung der Rechtssprache zur Bezeich-
nung von Personen, über die ein Herr Patronatsrechte
etc. ausübt (im Sinne von „die unter unserem Schutz
stehen“), s. Grimm, DWb 25, Sp. 1467.

478
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften