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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0246
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Straßburg

17. Kirchenordnunga
[24. Juni] 15341

Ordnung und Kirchengebreuch für die Pfarrern und Kirchendienern zu Straßburg unnd derselbigen
angehörigen, uff gehabtem Synodo fürgenommen. |A 2r|
[Wappen der Stadt Straßburg]

Nach dem hievor durch Unsere Herren, Meyster,
Rhädt unnd die Ein unnd zwentzig, auch Schöffel
unnd Amman diser Stat Straßburg erkennet und
fürgenommen worden, das heylsam wort Gottes
nach dem rechten unnd waren verstand zu leren und
predigen2 und, so vil Gott genad geben wolt, dem
selbigen zu geleben und nachzukommen, und sich
aber allerley secten, rottungen und sönderungen ein-
gerissen, zu zerrittung gemeyner kirchen, außlö-
schung brüderlicher liebe und endlicher zerstörung
burgerlicher policy unnd friden unnd allem anderen
unraht dienet3, Demselben zu begegnen, haben Un-
sere Herren, Meyster, Räht unnd die Ein und
zwentzig, als von Gott die geordnet Oberkeyt auß
schuldigem ampt, des verscheynenden drei unnd
dreisigisten jars uff den eylfften tag Junii ein ge-
meyne versamlung anfahen zu haben4 *, darinn von
rechter einhelliger Christlicher lere, auch kirchen
ordnungen unnd erforschung des lebens der vorge-
setzten diener des worts zu handlen.
Unnd damit das selbige desto statlicher geschehen
möchte, haben Unnsere Herren, Meyster, Räht und
a Textvorlage (Druck): BNU Strasbourg R 10-579. Hs.
Eintrag am Schluß der Kirchenordnung: Jo[hannes]
Meyer protonotarius subscripsit. Abdruck: Richter,
EKO 1, S. 231-239; Röhrich, Mittheilungen 1,
S. 214-244; Bucer, Deutsche Schriften 5, S. 24-41 (un-
ter Beseitigung der Doppelkonsonanz).

1 Zur Datierung s. die Einleitung zu Nr. 17.
2 Hinweis auf das Mandat vom 1. Dezember 1523, nur
noch das Evangelium zu predigen (Nr. 2).
3 Vgl. dazu das Täufermandat vom 27. Juli 1527 (Nr. 6).
4 Die Hauptsynode begann bereits am 10. Juni 1533 mit
der Zensur der Landgemeinden und ihrer Pfarrer; ab
dem 11. Juni fand dann die Vernehmung der Sektierer
(Hoffman, Schwenckfeld, Clemens Ziegler) statt (vgl.
QGT Elsaß 2, Nr. 384, S. 70-90).

die Ein unnd zwentzig, zu solicher verhör von inen
selb unnd dem Regiment vier personen zu Presiden-
ten oder vorsitzern5 unnd dann die Ein und zwent-
zig gemeyn kirspelpfleger6 verordnet. Damit aber
imm selben auß zulauffung des gemeynen volcks
kein unordnung erwüchse unnd doch jemand von
der gemeyn dabei were, haben sie bevelch gethan,
das ein jede zunfft durch ire Schöffel unnd gericht
vier von den Schöfflen ordnete, ob die wolten und
irer gelegenheyt nach bey solcher verhöre auch zu
sein, damit sie der warheyt, auch wie unnd was inn
solcher verhöre gehandlet würde, zeügnüs geben
möchten7.
Nach dem dann inn solichem gesprech die Summa
Christlicher lere, wie die alhie bekennet, geleret und
geprediget, nach rechtem unnd warem verstandt der
heyligen Evangelien, Apostolischer unnd Biblischer
schrifften, nach aller notdurfft inn etliche Artickul
verfasset, fürgetragen, disputiret und erkläret8,
Auch diejenigen, so etlichen Secten anhengig unnd
die vorgemeldten Articul zu widerfechten under-
standen, genugsam verhöret und nachmals aller
5 Der Magistrat hatte am 28. Mai 1533 den Stettmeister
Jakob Sturm, den ledigen Ammeister Matthias Herlin
sowie die Ratsherren Andreas Mieg und Sebastian Erb
zu Präsidenten der Synode ernannt. Sie waren zuvor be-
reits mit der Vorberatung der Versammlung beauftragt
gewesen (vgl. QGT Elsaß 2, Nr. 357, S. 3 und Nr. 367,
S. 16).
6 Zu den Kirchenpflegern vgl. Nr. 14.
7 Vgl. dazu die Bekanntmachung an die Zünfte in QGT
Elsaß 2, Nr. 376, S. 65, deren Wortlaut hier zum Teil ein-
geflossen ist.
8 Die auf der Synode beratenen und angenommenen 16
Glaubensartikel sind abgedruckt in QGT Elsaß 2,
Nr. 371, S. 25-32 sowie Bucer, Deutsche Schriften 5,
S. 388-392, eine Paraphrase derselben findet sich in
Deppermann, Hoffman, S. 250f.

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