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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0247
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17. Kirchenordnung

Prediger, pfarrer unnd helffer sampt den Ein und
zwentzig kirspelpflegeren raht und gut |A 2v| bedun-
cken vernomen unnd ir bedencken in schrifften ver-
fasset, Haben unsere Herren den vier geordneten
Presidenten oder vorsitzeren bevolhen, über soliche
gehandlete puncten zu sitzen, ir raht und gutbedun-
cken, wes zu besserung Christlicher gemeyn, uff-
bawung gemeyner kirchen inn lere, leben und Ce-
remonien furzunemen sein solte, zu begreiffen und

anzüzeygen, das dann als ein hochwichtig werck on
zeit und weil nit beschehen mögen, hat sich also di-
ser handel von wegen der hochwichtigheyt sein selb
und dann auch vile der schefften, so täglich fürfal-
len, eben lang verzogen9; jedoch haben zu letst un-
sere Herren, Meyster, Räht unnd Ein und zwentzig,
nach gehabten vilbedachten und fleissigen erwegun-
gen des gantzen handels sich entschlossen, erkennet
und geordnet, wie volget:

[1.] Wie ob der einigen Christlichen lere zu halten unnd den gegenirrigen leren zu begegnen

Als der Synodus furnemlich dreier puncten halb ge-
halten ist: Erstlich, vergleichung Christlicher lere
betreffen unnd abtreibung der Secten unnd trennun-
gen, so solicher lere zuwider, Zum anderen, eüsser-
liche unnd besserliche ordnung unnd gebreüch der
kirchen uffzurichten, Und zum dritten, Inquisition
und erforschung des lebens unnd wandels der jhe-
nen, so der kirchen fürgesetzet seind, zu thun, So ist
uff den ersten puncten, die lere unnd Secten belan-
gen, entschlossen und erkennet, bey der Confession,

9 Vgl. dazu die dringliche Aufforderung der Prädikanten
der Stadt und der Landschaft an den Rat zur Bekannt-
machung der Beschlüsse der Synode vom [28. Januar /
2. Februar 1534] in Bucer, Deutsche Schriften 5,
S. 502-511 und QGT Elsaß 2, Nr. 499, S. 266-268, sowie
die weiteren Verhandlungen ebd., Nr. 508, S. 279f. und
Nr. 577, S. 353-361.
10 Abdruck der 1530 auf dem Augsburger Reichstag über-
gebenen Confessio Tetrapolitana in Bucer, Deutsche
Schriften 3, S. 13-186.
11 Am 4. März 1534 hatte der Magistrat beschlossen, bei
der Confessio Tetrapolitana und den 16 Artikeln zu blei-
ben; aus diesem Beschluß wird hier wörtlich zitiert,
s. QGT Elsaß 2, Nr. 518, S. 285f.
12 Zur Synode hatte Melchior Hoffman sieben büchlin ver-
faßt; sie sind zum größten Teil nicht mehr erhalten, son-
dern nur durch ein Gutachten einer im Oktober 1533
tagenden Synodalkommission bekannt (s. QGT Elsaß 2,
Nr. 444, S. 182-193). Überliefert sind dagegen Hoffmans
Abhandlungen zu zwei von ihm auf der Synode vertre-
tenen Lehren: „Eine rechte warhafftige hohe und götli-
che gruntliche underrichttung von der reiner forchte
Gottes“ (Druck [Hagenau] 1533 = Deppermann,
Hoffman, Nr. 23) und „Worhaftige zeucknus gegen die

zu Augspurg Keys[erlicher] Mayfestät] uberantwor-
tet10, unnd den Articulen, imm Synodo fürgetragen
unnd gehandlet, zu pleibenn, die selbigen als die
recht Christlich lere alhie lassen predigen unnd ob
der selbigen ernstlich zu halten11, Auch keyne leren
und Secten, so der selbigen lere zuwider seind, hie zu
gedulden, Unangesehen der langen schrifften, so
durch Clement Ziegler, Melchior Hoffmann unnd
andere inn unnd nach dem Synodo übergeben12.

nachtwechter und sternen, das der dott mensch Jhesus
Christus amm kreuzs und imm grab nit ein angenommen
fleisch und blut aus Maria sey, sunder allein das pawre
und ewige wort“ (= Deppermann, Hoffman, Nr. 24).
Eine Darstellung der Synode aus Hoffmans Sicht mit
einer Begründung seiner dort vorgetragenen Artikel,
möglicherweise von der Hand des Melchioriten Johannes
Eisenburg, erschien in „Eyn sendbrieff an alle gotts-
förchtigen liebhaber der ewigen warheyt“ (Druck [Ha-
genau 1533] = Deppermann, Hoffman, Nr. 22, ediert
in QGT Elsaß 2, Nr. 399, S. 101-110). Gegen Hoffman
veröffentlichte Bucer im Auftrag der Prediger im Som-
mer 1533 bei Matthias Apiarius die „Handlung inn dem
offentlichen gesprech zu Straßburg“ ( Bucer, Deutsche
Schriften 5. S. 43-107). Der aus Landau in Bayern stam-
mende Jakob (nicht Clemens) Ziegler reichte gegen Ende
des Jahres 1533 beim Rat seine „Synodus“ ein (s. QGT
Elsaß 2, Nr. 478, S. 234-241), auf sie reagierte Bucer mit
der „Responsio [...] ad Iacobi Ziegleri Synodum“ und mit
den „Scholia contra Ziegleri hospitis“ (Bucer, Deut-
sche Schriften 5, S. 512-526). Neben den namentlich auf-
geführten Hoffman und Ziegler hatte Kaspar Schwenck-
feld bereits auf der Synode eine „Protestacion“ mit einer
Stellungnahme zu den Artikeln über die Obrigkeit über-

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