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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0272
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Straßburg

ersam und sittlich halten, das sich niemants an inen
ergere, sondern menglich als ob denen, die in zu-
kunfft eben bildt13 der herdt sein sollen, bes-
14
sere .
Es soll ouch keiner, der in dise zale zu gelossen
würt, seins gefallens on urlaub des presidenten uß
dem kloster gon, vyl weniger uß leigen15, by straff,
die von den schulherren16 zuerwarten, und der pre-
sident solchs on verzug anzeigen solle.
Item, so ein knab oder jünglin von eim ersamen rhot
in diße zal uffgenommen württ oder zugelassen und
durch die schulgefell gratis oder propter Deum hier-
in erhalten würt, der soll sich versprechen1, und ver-
pflichten, das er inn ansehung der vätterlichen hilff,
so im zu seim studieren beschicht, einem ersam rhat
der stat Straßburg welle pflichtig und verbunden
sein, wozu er dienstlich und sein in nachgönder zeit
gebruchen wellen, das er inenc vor allen menschen zu
dienen schuldig sein solle, ouch kein ander conditi-
on, wie im die möcht zuston, on ir vorweißen und
bewillung annemmen, und des sein handtgeschrifft,
lut einer für geschriebenen copy18, so bald man es an
in forderet, uberbinden19 soll. |7|

c Gestr.: und.
d Gestr.: und conscientz solle.
e Korr. von and. Hd. aus: resonnieren.
f Korr. von and. Hd. aus: sollen.

13 Vorbild, s. Grimm, DWb 3, Sp. 13f.
14 Sondern sich jedermann [...] ihretwegen bessere.
15 Außerhalb des Hauses übernachten, s. FWb 2, Sp. 1169
und Grimm, DWb 3, Sp. 910 (s.v. ausliegen).
16 Die Einrichtung des Kollegiums der Schulherren (Schol-
archen) geht auf das Gutachten der Prediger vom 8. Fe-
bruar 1525 zurück. Im Jahr 1528 wurde der zunächst
provisorische Ausschuß in eine ständige städtische Be-
hörde umgewandelt, deren Mitglieder auf Lebenszeit ge-
wählt waren (bedeutendster Scholarch war Jakob
Sturm). In die Verantwortung der Schulherren fiel die
Berufung und Entlassung der Lehrer und Professoren,
die Wahrung der Disziplin und die Sicherung der Finan-
zierung der Schulen, vor allem dann des 1538 geschaffe-
nen Gymnasiums. Vgl. Schindling, Hochschule,
S. 78-95.
17 Sich versprechen = geloben, s. Grimm, DWb 25,
Sp. 1455f.

Wo sich aber zutrüge, das einer ein ersame rhot
weder zu schulen, helfferien, pfarren, predig amp-
tern oder in ein ander weg nit zu bruchen were, als
dan ein solcher umb gnedig erlaubnuß ansuchen sol-
le und, wo in Gott hingeleitet, hinziehen.
Und welchem in zukünfftiger zeit der almechtig
Gott sein narung der massen mörete20, wie dan uß
kinder lüt und uß armen etwan reich werden, es
würde solcher in der stat Straßburg oder sunst an
anderend orten versehen21 (das eins jeden gewißen
und conscientz solle hin gesetz seinn, der undanck-
barkeit begert zu fliehen und nach liebe zu hande-
len), das der selbig, zu underhaltung diser loblichen
stifftung und posteritatem zum Gots lob zu fürde-
ren, der halben teil, so jedes uff inen gangen, refun-
dirne und widerkeren solle22.
Es sollen auch die jenigen, so man umb studie-
rungs willen etwan uff andere unniversiteten oder
schulen, wie die mögen geheissen werden, so bald sie
von den schulherren oder durch geheiß deren von
den visitatoren der schulen23 beschriben und berüfft
werdenn, sich on verzug und ußred, hie her gen
Straßburg oder wahin man sie ordenet, stellenf und
sich hierin gantz gehorsam bewissen. |8|

18 Gemeint ist die unter 2. folgende Copia chirographi dan-
di.
19 Hier wohl: (Mit seiner Unterschrift) verbinden, s.
Grimm, DWb. 23, Sp. 140.
20 Vermehrte.
21 (Mit einem Amt) versorgt.
22 [...] die Hälfte des Geldes, das [...] aufgewendet wurde,
erstatten und zurückgeben solle, s. DRW 11, Sp. 495
und Lexer 3, Sp. 840.
23 Die Einrichtung der Schulvisitatoren geht, wie die der
Scholarchen, auf die Eingabe der Prediger vom 8. Fe-
bruar 1525 zurück. Berufen wurden zunächst zwei Visi-
tatoren (Kaspar Hedio und Jakob Bedrot), wovon je-
doch, anders als in der Eingabe vorgesehen, nur einer
(Hedio) aus der Gruppe der Geistlichen stammte. Mit
der Gründung des Gymnasiums 1538 kam der Mathe-
matiker Christian Herlin als dritter hinzu. Die Visita-
toren wurden bis 1566 jeweils auf Lebenszeit berufen; sie
unterstanden den Scholarchen und führten die Aufsicht
über den Unterricht und die Schuldisziplin (s. die Schul-
statuten von 1545 in Fournier/Engel, Statuts 4,1,
Nr. 2003, S. 50). Vgl. auch Schindling, Hochschule,
S. 91-94.

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