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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0222
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Straßburg

gon wolt, dorfur sye dann fruntlich gebetten und
hermant. Daß alles der notturfft nach zu hertzen
fyeren und gehorsamlich sich bewysen, das wurd
keyserlicher maiestat zu sonderm gefallen und uns
und unser statt zu rum und wolfart reychen39.
Dorneben so ist auch wor, daß unser gnediger herr
von Straßburg hievor mer dann ein mol uns vätter-
lich und fruntlich hermant und gebotten, daß ampt
der messen nit abzustellen noch inn keynen weg sol-
lichem furnemen nochzukommen oder dem zuzuse-
hen noch zugestatten, sonder, zuverhuten allerley
unrats40, deß furkommen wolten, wie wol auch wir
sin furstlich gnod, als dem es ampts halben zustodt,
mer dan ein mol dienstlichen, so muntlich, so
schrifftlich, inn anfang, als das ewangelium hie ge-
predigt wordenn, und sythar auch angesucht, ein
cristlichs insehen zu haben, domit, waß der eer Got-
tes zuwidder, abgestellt und, waß Gott gefellig, uff-
gericht wurde. So ist doch daß bitz uff diß zitt nit
beschehen, sonder sin furstlich gnad uff sin vorigen
warnen, bitten und begeren blibben, ouch uns nehst
Frytag noch Lucie41 geschribben: Wo diß aber nit,
wurd sin furstlich gnad unvermidlicher |76r| not-
turfft nach verursacht, geburen rechtmässig weg
und mittel zesuchen und furzunemmen, domit die
beschwerden und unratt, so der stifft Straßburg und
uns haruß erwachsen mochten, verhutett wer-
den42.
Dwyl nu, getruwen, lieben burger und frund, diser
handel schwer und groß, so haben wir als ewer obern
und furgesetzten uch bede weg anzeugen und an uch

39 Zu den Verhandlungen der drei Gesandten des Reichs-
regiments Graf Ulrich zu Helfenstein, Sebastian Schil-
ling und Sebastian Schmidt in Straßburg am 23. und 24.
Dezember 1528 s. die Aufzeichnungen in Politische Cor-
respondenz 1, Nr. 549, S. 312-314. Der Rat hatte eine
unmittelbare Stellungnahme abgelehnt und darauf ver-
wiesen, daß er wegen der Wichtigkeit der Angelegenheit
nit allein macht [habe] zu schließen, sonder noch etlich per-
sonen, die si scheffen nenten, dazu erfordern mueste.
40 Schadens.
41 18. Dezember 1528.

harin nichts beschliessen, sonder ewern rat, endtli-
chen willen und woruff ir besten und wo by ir blib-
ben, zuvor vernemmen wöllen. Und domit ir inn
diser wichtigen sachen, so der massen geschaffen,
doran uns, unsern kynden, nochkomm und gemey-
ner statt Straßburg hoch und vyl gelegen, desterbaß
und mitt der wyl entschliessen und beroten können,
so sicht uns fur nutzlich und gut an, daß ir uch har-
uber ein bedacht nemmen und ir die schoffel uff
ewern stuben43 und jede by im selbs allein disen han-
dell der notturfft noch herwegen und bedengken,
doch kein mertheyl under euch machen, dann by
uns alhie an disem ort by amman und schöffeln daß
beschehen soll, wie dann von altem harkommen ist,
der glichen wir auch mitsampt unsernn lieben rats-
fründen, so zum theyl jetz abwesig sind, thun wer-
denn. Und alß dann zu andern tagen, so vest diß sin
mag, wollend wir uch widerumb beruffen lossen,
ewer jedes bedacht und ratschlag, ouch, waß harinn
zuthun oder zu lassen syg, vernemmen und hören
und alß dann uns mit uch entschliessen, damit, so
Gott, der almechtig, uns sampt oder sonder ein
crutz, wie schwer oder untraglich daß zu achten, zu-
schigkt, daß wir daß |76v| gedulticlich tragen und ir
einen mit dem andern ein mitliden hab und keyner
dem andern ursach der vervolgung zumesse, beson-
ders44 ein burgerliche, unbeschwechte eynigkeyt und
liebe mit- und undereinander halten. Darby dann
wir haben zubedengken, daß durch eynikeyt kleyne
ding uffgewachsen und durch zwytracht grosse ding
zu nicht wordenn45, dovor uns Gott, der almechtig,
vatterlichen bewaren und behuten und sinen friden
inn uns erhalten und erwegken wöll, Amen.

42 Der Bischof von Straßburg Wilhelm von Honstein er-
suchte die Stadt in zwei Schreiben vom 8. und 14. De-
zember 1528 um die Beibehaltung der Messe. Am 10.
Dezember beschwerte er sich beim Kaiser über die Stadt;
am 18. Dezember wandte er sich mit der Bitte um die
Entsendung einer Delegation nach Straßburg an das
Reichsregiment.
43 Auf den Stuben der Zünfte.
44 Sondern, vielmehr, s. FWb 3, Sp. 1878f.
45 Vgl. Sall. Iug. X 6: nam concordia parvae res crescunt,
discordia maxumae dilabuntur.

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