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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0542
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Straßburg

auch ein pfarher sich heher in predigen oder sonsten
ybersehe7, das sie vermeinten, ienen solches zu
schwer sein, das sie als dann uffs fürderlichst sol-
chen fall unseren gnedigen herrn rhet und XXI
kuntht thun, solche dorüber haben zu erkhennen
und zu urtheilen. |344r|
Der amptman, die kürchen pfleger sollen auch mit
dem pfarher, wann sie gut bedunckt, doch uffs we-
nigst im jahr ein mol, zusamen khomen, darzu sie
die vorigen geweßnen kürchen pfleger auch wol er-
forderen8 megen, beneben9 des pfarhers jetzigen an-
befolnen kürchen ampt, so er hat mit predigten,
ausspendung und verriechtung der hay[ligen] sacra-
ment, kinder cathegißmo unnd besuchung der
krancken etc., berathschlagen, was jeder zeit und
nach gelegenheit solchs orths, der personen und kür-
chen sampt und sonders zu besserung der gantzen
gemeind auferbeuwlich sein mechte, bedencken, und
was sie dann also dem ampt der selsorg und recht-
schaffner weydung der schöflin Christi, auch jung
und alten, vermeg des |344v| wort Gottes dienstlich
und behülfflich befunden, solches an unsere hern
rhet und XXI gereichen10 und gelangen lasen, sol-
ches haben zu confirmieren.
Es sollen auch alle pfarher in unseren gepieten
schuldig und verpflicht sein, alle und ein jedes jahr
besunder uff Osteren oder Michaelis11 oder zum we-

7 Vergehe, s. Grimm, DWb 23, Sp. 540.
8 Einberufen, einladen, s. Grimm, DWb 3, Sp. 804.
9 Auch, s. FWb 3, Sp. 1276f.
10 Kommen, s. Grimm, DWb 5, Sp. 3619.
11 29. September.
12 Zur Teilnahme der Landpfarrer am Kirchenkonvent in
Straßburg vgl. Nr. 61, S. 669.
13 Johannes Pappus, * 16. Januar 1549 in Lindau, † 13. Juli
1610 in Straßburg, war 1581 nach Marbachs Tod Präsi-
dent des Kirchenkonvents geworden. Er hatte in Straß-
burg, Basel und Tübingen (dort 1573 Dr. theol.) studiert
und war 1570 auf die Hebräischlektur der Akademie in
Straßburg berufen worden. Bereits 1572 begann Pappus
auch theologische Vorlesungen zu halten (die erste Vor-
lesung ging über die Confessio Augustana). 1576 wurde
er dann von den Scholarchen als Professor der Theologie
bestätigt. Zusätzlich versah er zwischen 1587 und 1591

nigsten ein mol alhie zu Straßburg in den kürchen
convent zu unseren in der stat predigeren zuerschei-
nen12, welche zeit innen auch von herrn doctor
Pappo13 jetzmolen und nach imme von seinen suc-
cessoribus solle geschrifftlich ernent |345r| werden,
und also bey und mit unseren alhieigen pfarherrn
und helfferen ierer religion, lehr und bekhantnus re-
chenschafft zu geben sich nicht wideren, sonder, do-
mit ein oberkheit disser stat desto baß14 wyssen
khan, das in stat und land die seelsorger und arbei-
ter am wort Gottes lut der geschrifft einhellig und
eines gemiets befunden werden, auch nicht etwann
mißverstandt, rotten und secten im lande inryssen
mechten, sich fruntlich, bruderlich und christlich
vereinigen und vergleichen.
Es sollen auch die pfarher iere predigen dohien
riechten, domit iere zuherer nicht yber ein stunde
auffgehalten oder zu arbeit zeiten zu lang beschwe-
ret werden. |345v|
Im fall auch ein pfarher seine kürchen pfleger not-
wendig wehre zu etlicher unserer underthonen oder
seiner zuherer vermanung, stroff und warnung, so
sollen glichfalls die kürchen pfleger sich dessen nicht
wegeren15, sondern zu wilfahren und zu erscheinen
schuldig sein und mit dem pfahrer helffen, das alles
zu Gottes ehr und den menschen nutzlichem heil
verhandlet werde.

als Nachfolger Michael Beuthers auch die Historienlek-
tur. In den Jahren 1575/76, 1583/84, 1591/92 und
1608/09 bekleidete Pappus das Amt des Dekans der Aka-
demie, in den Jahren 1594/95 und 1603/04 dasjenige des
Rektors. Von 1570 bis 1578 war Pappus Freiprediger,
dann wurde er zum Münsterpfarrer ernannt. Bekannt-
heit hat Pappus vor allem durch die seit 1578 ausgetra-
gene Kontroverse mit dem Rektor der Akademie Johan-
nes Sturm erlangt (s. dazu die Einleitung S. 94-96). Vgl.
RGG4 6, Sp. 863; Horning, Pappus; Schindling,
Hochschule, S. 126f„ 138-140, 147f„ 275-277 und
364-376.
14 Besser.
15 Zu der vom 13. bis 18. Jh. üblichen Form wegeren (wei-
gern, sich widersetzen) vgl. Lexer 3, Sp. 743 und
Grimm, DWb 28, Sp. 635f.

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