Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0161
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3. Die frühen Agenden

So laßt uns nun uffheben unsere hertzen zu dem her-
ren und danck sagen ym, unserm herren und Got.
Dann es ist ye recht, billich und heilsam, das wir dir
allzeyt und allenthalben lob und danck sagen. Heyl-
ger herr, allmechtiger vatter, ewiger gott, Und das
durch Jesum |B 2v| Christum, unsern heyland, durch
welchen dich auch die engel loben und alle hymli-
sche krefft preisen, mit welchen wir auch bitten und
flehen, wellest auch unser stymmen zu lassen, die
wir mit demütiger verjechung22 sprechen:
Sanctus
Heylig, heylig, heylig bistu, der herr und Gott der
herscharen, Vol sind himel und erden deiner herr-
lichkeit23. Hosianna, hilff uns, aller höchster. Gebe-
nedeyt bist du auch, der du kumpst in dem namen
des herren, ein sun David24. Hosianna, ach hilff uns,
aller höchster, das dein reich zu nemm und werd
gesterckt.
Und anstatt des Canon braucht man diß nachgend
gebett: Allmechtiger Gott. etc.: |B3r|
Allmechtiger Gott und vatter unsers heylands Jesu
Christi, der du uns durch den selbigen allerliebsten
sun, unsern herren, verheissen hast, was wir dich
bitten in seinem namen, wöllest uns geweren25, und
aber durch deinen heyligen geist bevolhen hast, zu
bitten für alle oberkeit und alle menschen26, So bit-
ten wir dich von hertzen, durch den selbigen, deinen
allerliebsten sun, unsern heylandt, du wöllest das
hertz aller fürsten und herren und sunderlichen un-
ser oberkeit, eins ersamen raths, erleüchten mit er-
kantnüß deines heyligen Evangelii, uff das sy dich
für iren rechten, einigen oberherren erkennen und
uns, werck deiner hend27 und schefflin deiner
weyd28, nach deinem |B 3v| willen und gefallen regie-
ren. Und allen menschen wöllestu verleyhen, zu er-
kantnüß deiner warheit zu kummen, Und diser dei-

22 Bekenntnis.
23 Vgl. Jes 6,3.
24 Mt 21,9.
25 Vgl. Joh 16,23.
26 Vgl. 1Tim 2,1-2.
27 Vgl. Ps 8,7; Jes 64,7.

ner gemein, hye zu gegen in deinem namen versam-
let seind, deinen heyligen geist, den tröster, der dein
gsatz in unsere hertzen schreibt29, damit hyn genom-
men werd unsere angeborne blintheit und thumkeit,
durch die wir unser sünd und übel nit allein nit mö-
gen erkennen, sunder gefallen uns selbs wol darin.
Darumb, o barmhertziger Gott, aller liebster, mach
in uns durch deinen heyligen geyst unsere sünd le-
bendig, uff das wir ir enpfinden und ire schnödigkeit
und schand erkennen mögen, Und dahär, sint dem
mal wir in uns selber nichts dann sünd, todt und hell
befinden, zu deiner gnad und barmhertzigkeit woren
hunger und durst überkummen, damit wir doch zum
teil be- |B 4r| dencken mög[en], mit recht gschaffnem
glauben annemen unnd mitt ewiger danckbarkeit
preysen deine überschwenckliche, unermeßliche
gnad und güte, die du uns in dem bewysen hast, das
du deinen eingebornen sun hast wöllen mensch (das
ist, uns armen sündern gleich) werden, für uns lei-
den und sterben und durch seinen todt uns von sün-
den, todt und hell erlösen. So gib uns nun, himli-
scher vatter, das wir dises todts, durch welchen wir
von allem übel zum ewigen leben erlößt sind, Heyl-
same gedechtnüß nimmer auß hertzen lassen, da-
mitt auch wir mit ym, unserm heylandt, den sünden
absterben, zu leben der gerechtigkeit, in aller gedult
und lieb gegen dem nechsten, mitt frölicher war-
nung, Harrende auff die selige hoffnung unnd zu-
kunfft des selbigen, unsers lieben Herren unnd |B 4v|
erlösers. Und verlyhe, das wir uff dißmal auch zu
solcher heilsamer, nottiger gedechtnüß sein heyligs
nachtmal halten mögen mit solchem hertzen, das
wir nitt das zeytlich noch unsers söchen30, dann31
den auffgang deyn reychs, beger der sünden loß
unnd zu aller frumkeit gefürdert zu werden, Damit
unser keiner schuldig werd an dem leib noch blut
unsers heylandts Jhesu Christi, noch ym selb das
gericht noch verdamnüß niesse32, Wo er sich hye be-
kant, ein glidt Christi zu syn, und glauben, daß er

28 Vgl. Ps 100,3.
29 Vgl. Jer 31,33; Hebr 8,10 und 10,16.
30 Suchen (zur Form söchen vgl. Lexer 2, Sp. 1320).
31 Sondern, s. FWb 5, Sp. 122f.
32 Vgl. 1Kor 11,27-29.

145
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften