Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0162
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Straßburg

allein durch das opffer, so er einmal für uns am
creütz dir, o vatter, uff geopffert hat sein leib und
blut, und aber solcher glaub, der durch die lieb ge-
gen meniglich tätig ist, nit hett, und tryb also so vil
an ym das gespöt mit dem nachtmal unsers herren,
sunder das wir aller hyemit im woren glauben |B 5r|
sein todt, für uns gelitten, bedencken und uffnemen,
Das wir gewißlich glauben, du wöllest unser gnedi-
ger, barmhertziger vatter sein, der du uns zu kin-
dern und erben hast uffgenommen, gleichförmig zu
werden deinem aller liebsten und erstgebornen sun
Jhesu Christo, wiewol mir noch hie wie in sünden
also auch in stäter trübsal leben, das wir auch uns
alle durch einander33 als wore brüder und deine kin-
der halten, bereyt, dir zu gefallen, guts zethun, auch
dein ruth und bewerung mit aller gedult allweg uff-
zunemen, und also gantz gutwillig erwarten, wann
du uns vom leib der sünden erlöst. Disen glauben,
hoffnung und lieb wöllestu, himlischer vatter, in uns
stercken und befestigen, uff das wir in der warheit
und rechten geist zu dir ruffen und bitten mögen,
wie uns unser einiger leermeister ge- |B 5v| lert hat,
und sprechen:
Unser vatter in dem hymel, Dein namm sey hey-
lig. Dein reich kumme. Dein wil geschehe uff erden
wie in dem himel. Unser teglich brot gib uns hüt
Unnd vergib uns unser schuld, wie wir unsern schul-
digern vergeben. Und für uns nit in versuchung,
Sunder erlöß uns von dem übel. Dann dein ist das
reich und die krafft und die herrligkeit in ewigkeit,
Amen. Matt. 6 [9-13].
Nach disem gebet ermanet der diener das volck, zu
betrachten das leyden des herren nach yngegebnen
gnaden, und beschleüßts gwonlich also:
So wöllen nun vernemen, wie der herr sein nachtmal
gestalten hab, und was er zu thun befolhen hat.
|B6r|
Unnd liset die wort des nachtmals auß der ersten
Epistel Pauli am 11. capitel [23-25] zu den Corin-
thern mit dapffern worten wie hye nach:
Der herr Jhesus, in der nacht, da er verraten ward,
d-d Mit Noten.
33 Untereinander.

nam er das brot und, als er gedanckt hatt, brach ers
unnd gab es seinen jüngeren und sprach: Nement
hyn unnd essen. Diß ist mein leib, der für eüch hyn
gegeben wirt. Solchs thunt zu meiner gedechtnüß.
Des selben gleichen auch den kelch, nach dem sye zu
obent gessen hatten, und sprach: Diß ist der kelch,
das neüw Testament in meinem blut, das für eüch
unnd für vil zu ablösung der sünd vergossen würt.
Sollichs thut, so offt ir gedrinckt, in meiner gedecht-
nüß. |B 6v|
Darnach spricht der diener zu dem volck:
So kumment nun här, die ir wöllent mitt mir des
herren nachtmal halten und entpfahen. Er wöl uch
dazu geschickt machen und verleyhen, sein todt mit
rechtem glauben zu bedencken und mit warer
danckbarkeit verkünden.
Und in dargebung des brots und des kelchs des her-
ren spricht er also:
Gedenckent, glaubent, verkündent, das Christus für
uch gestorben ist.
Darnach singt man daß lobgsang: Gott sey gelo-
bet34, oder ein Psalmen:
Ach herr, wie sind meiner sünd so vil35 : |B 7r|
dAch herr, wie seind meiner sünd so vil, / die sich
wider mich setzen, / Sprechen: Gott ym nit helffen
will, / des wölst du mich ergetzen. // Wann, herr, du
bist vor mir der schildt, / der mich zu eren setzen
wilt / und mein haubt uff thust richten.d |B 7v|
Mein stimm zum herren ruffen sol, / vom berg
würt er mich hören. / Ich lag und schlieff, er wachet
wol, / mein sind mocht mich nit stören. // Wann
Got, der herr, mich selb enthelt, / ob hundert tau-
sent wirt gezelt, / die sich wider mich legen.
Stand uff, o herr, zu helffen mir, / dann du
schlegst all myn fynde / uff den kinbacken mit be-
gyr, / und dem gotlosen gsinde // Brichstu ir zeen,
herr, mit gewalt. / Die hilff sich, herr, by dir er-
halt, / über dein volck der segen36.
34 Wackernagel 3, Nr. 11, S. 10; AWA 4, Nr. 4, S. 163f.
35 Ps 3.
36 Von Ludwig Öler, s. Wackernagel 3, Nr. 128, S. 95.

146
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften