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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0163
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3. Die frühen Agenden

Nach disem gesang spricht der diener:
Der herr gesegne uch, der herr behüt uch, der herr
erleücht sein angesycht über uch und sy uch gnedig,
der herr heb sein angesycht über uch und sy uch
gnedig, der herr heb sein angesicht über uch und geb
uch den friden37 . Gont hyn, der geist des herren ge-
beüt |B 8r| uch zum ewigen, Amen.
Darnach sing das volck den psalmen: Es wöl uns
Got gnedig sein38:
eEs wöl uns Gott genedig sein / und seinen segen ge-
ben. / Sein antlitz uns mit hellem schein / erleücht
ins ewig leben, // Das wir erkennen seine werck /
und was ym lieb uff erden, / und Jhesus Christus

heil und sterck / |B 8v| bekant den heyden werden /
und sye zu Gott bekeren.e
So dancken, Gott, und loben dich / die heiden
überale. / Und alle welt, die frewe sich / und singt
mit grossem schalle, // Das du uff erden richter bist /
und last die sünd nit walten, / dein wort die hüt und
weyde ist, / die alles volck erhalten, / in rechter
bahn zu wallen.
Es dancke, Gott, und lobe dich / das volck in
guten thaten. / Das land bringt frucht und bessert
sich, / dein wort ist wol geraten. // Uns segen vatter
und der sun, / uns segen Got, der heilig geist, / dem
alle welt die ere thun, / für ym sich fürchte aller-
meyst, / nun sprecht von hertzen: Amen39. |C 1r|

[2.] Die ynsegung der Ee

Ist yemants, der ein ynredt hat diser zweyer perso-
nen, das sy nit zur Ee greiffen mögen nach Gottes
ynsatzung. Dieweyl niemant hie ist, der solche wi-
derspricht, so bestätig Gott, das er an uch gewircket
hat.
Darnach fraget man, ob sy verwilligen wöllen in den
Eelichen standt.
Nun, welche Got zusamen gefügt hat, sol der
mensch nit scheiden40. Darumb sol der mensch ver-
lassen vatter und muter und anhangen seinem Eege-
mahel41. Darumb dise bindtnüß und verwilligung
ewer Ee bestetig ich, im namen des vatters und des
suns und des heylgen geists, Amen. |C 1v|
Volget die benedeiung des gsponß und der gespon-
sin42 und die bewerung des Eelichen standts uß dem
Alten Testament des ersten büchs:

e-e Mit Noten.
Im Straßburger Druck heißt es im Titel und in der er-
sten Zeile des Liedes jeweils: Ach herr, wie sind meiner
sünd so vil. Richtigerweise müßte die Zeile lauten: Ach
herr, wie sind meiner feind so vil.
37 Variation des aronitischen Segens aus 4Mos 6,24-26.
38 Ps 67.
39 Von Martin Luther, s. Wackernagel 3, Nr. 7, S. 8;

Gott sprach: Laßt uns ein menschen machen, ein
bildt, das uns gleich sey, der da herscht über fisch
im mer und über vögel under dem hymel und über
das vyhe und über die gantz erdt und über alles ge-
worm, das uff erden kreicht. Und Got schuff den
menschen ym zu eim bildt, zum bildt Gottes schuff
er yn. Und er schuff sye ein menlin und ein frew-
lin43. Und Gott, der herr, macht den menschen uß
staub der erden und blyeß in sein angesycht ein le-
bendigen athum, und also ward der mensch ein le-
bendige seel44. Und Got gesegnet sy und sprach zu
yn: Sind fruchtbar und merent uch und füllent das
|C 2r| ertreich und bringent sy under uch45. Und
Gott, der herr, pflantzt das paradiß des wollusts
unnd setzet den menschen dryn, das er es bawet und
bewaret46. Und Got, der herr, sprach: Es ist nit gut,
das der mensch allein sey. Ich wil ym ein gehilffen
machen47. Da ließ Gott, der Herr, ein tieffen schlaff
fallen uff den menschen, und er entschlieff, und nam

AWA 4, Nr. 10, S. 184-187.
40 Mt 19,6; Mk 10,9.
41 1Mos 2,24.
42 Bräutigam und Braut.
43 1Mos 1,26-27.
44 1Mos 2,7.
45 1Mos 1,28.
46 1Mos 2,8.15.
47 1Mos 2,18.

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