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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0165
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3. Die frühen Agenden

gelübte der brutlauffen56 die bildtnüß Christi und
der kirchen bedeütest. O herr, durch welchen das
weyb dem man verfügt würt |C 4v| und solche or-
dentliche geselschafft voruß mit dem segen begabt,
demnach die straff der erbsünd noch daß urteyl des
sündfluß hyngenommen hat, Syhe an gnedigklich
dise deyne dyener ym stand der ee, die sich in deinen
schirm bevelhen. Gib in stäte lieb und fryden, damit
sye nach volgen mögen den fußstapffen der lieben
heilgen patriarchen Abraham, Isaac und Jacob, den
gotts fründen. Verleyhe auch diser dyner dienerin,
das sy sey irem gespons und gemahel holtzelig als
Rachel, wyß als Rebecca, langwyrig57 und glaubig
als Zara. O herr, schaff, das der tausentfeltig anfech-
ter, der teüfel, mit ir nit hab gewalt und zu schaffen.
O Herr Got, verlyhe inen, das sy nach deinen gbot-
ten sich mit einander lant beniegen58, ungebürliche
geberd meyden und in aller zucht bstendig sind. Gib
yn ein Christliche scham und Christliche leer, das sy
werden fruchtbar |C 5r| an den gburten und das sy

sehen mögen ir kindts kind biß in daß drit und
fyerdt gschlecht und das sy kummen zu einem ver-
hofften alter, darnach die ruw der seligen und das
ewig leben, durch Christum, unsern herren, Amen.
O Got Abrahams, Isaacs und Jacobs, benedyhe
dise deine diener und sege59 in ir gemüt den somen
des ewigen lebens, uff das sy dyn wort erkennen und
das alzeyt volbringen, durch Christum, unseren her-
ren. Amen.
O herr, sych über dise bindtnüß, verley in gsunt-
heit, mach sy dyn wirdig, gib in deinen friden und
deinen heilgen segen, durch Christum, unsern her-
ren.
Der almechtig, ewig Got sy alzeit by uch, der
uch hat zusamen verfügt, der erfül in uch seinen se-
gen, durch Christum etc.
Der segen Gottes, des vatters und des suns und des
heilgen geists, sy mit uch und bleib bey uch, Amen.
|C 5v|

[3.] Der Tauff

Der diener fragt: Wöllent ir, das diß kindt getaufft
werd?
Antwort: Ja.
Nennent das kind?
Antwort: N.
Spricht der diener:
So gedencken, das unser heyland Christus Jesus ge-
sagt hat, das alles, das wir in unserem gebett bitten,
so mir nur glauben, das mirs entpfahen werden, so
würt es uns beschehen60. Darumb, so lond uns disem
kindlin mitt trostlicher zuversicht bitten umb den
glauben, der ein gab der gnad ist und von natur,
vernunfft, langer erfarung mit den jaren nit an-
wechst, noch sunst erlangt werden mag, sunder al-
lein här kumpt von der ynwirckung der unsychtba-
ren krafft Gotts, welche an zeyt oder statt, jugent
56 Hochzeit, s. FWb 4, Sp. 1003-1005.
57 Lange lebend, s. FWb 9, Sp. 271f.
58 Sich benügen - Sich (miteinander) begnügen, zufrieden
zusammenleben, s. FWb 3, Sp. 1319f.
59 Säe.

oder alter nit gebunden ist. Wöllen also bitten, das
es |C 6r| der herr teüff ym wasser und ym heyligen
geist, Uff das die eüsserliche weschung, so er durch
mich volenden wirt, inwendig durch den heyligen
geist eygentlich und in warheit volbracht werde.
Dann die ander geburt, so durch den tauff ist ange-
zeigt, bschicht im wasser und ym heyligen geist,
Wie dann der herr sagt Joan. 3 [5]. Und sprechent
also uß rechtem glauben und vertrawen ein Vatter
unser. Verichen61 auch den glauben: Ich glaub in
Gott.
Darnach sagt der diener des Tauffs: Almechtiger
Got. etc.:
Almechtiger, ewiger Got, barmhertziger vatter, die-
weyl der gerecht lebt allein ym glauben62, unnd un-
müglich ist, das dir etwas on glauben gefall63, So

60 Mt 21,22; Mk 11,24.
61 Bekennt.
62 Vgl. Hab 2,4; Röm 1,17; Gal 3,11.
63 Vgl. Hebr 11,6.

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