Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0187
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8. Der erste Straßburger Katechismus

[1. Von der Lehre]

Frag: Sprich mir den selben Apostel glauben. |a 2v|
Ant.: Ich glaub in Gott, den almechtigen vatter, den
schöpffer des hymels und der erden, und in Jesum
Christum, sein einigen Sun, unsern Herren, Der ent-
pfangen ist vom heiligen Geyst, geborn ist auß Ma-
ria, der junckfrawen, gelitten hat under dem richter
Pontio Pilato, igecrützigt, gestorben und begraben,
Abgestigen isti+ zu den hellen, am drittenn tag er-
standen ist von den todten, auffgestigen ist zu den
hymeln, sitzet zu der gerechten Gottes, des almech-
tigen vatters, Dannen her er kummen würt zu rich-
ten die lebendigen und die todten. Ich glaub in den
heiligen Geyst, ein heilig Christlich kirch, gemein-
sam der heiligen, Ablaß der sünden, Urstende des
fleysch und das ewig leben, Amen2.
Frag: Wolan, ich wil besehen, wie ir den glauben
verston, deßhalbj sag du mir: Was ist Gott?k
Ant.: Er ist mein und aller glaubigen vatter, derl
almechtig und ein schöpffer ist des hymels und der
erdenm.
Frag: Warumb heistu in dein vatter?
Ant.: nDas ich sein güte und gnaden weyß, und das
ich bekenne von hertzen worhafftig, das ich alles

g-g B: Es stöt zum ersten gegen Gott allein im glauben, mit
dem auffwechst erkäntnüß der güte Gots, on welche
keyn lieb gegen Gott nit sein mag, Zum andern gegen
dem nechsten in übung der werck ungeferbter lieb.
h Erg. B: als unsern mitler, herrn und vorbild.
i-i B: und gecreützigt, gestorben und begraben wart, der
abgestigen ist.
j B: deßhalb, sun.
k Erg. B: dan du sprichst, ich glaub in Gott.
l B: der do.
m Erg. B: aller sichtbaren und unsichtbaren creaturen [vgl.
Kol 1,16].
n-n B: Nit allein darumb, das er mich geschaffen hat, sonder
vil mehr, das ich sein warlich güte und gnaden weyß,
und das ich bekenne von hertzen und worhafftig befinde
in täglicher erfarung, das ich alles guts von ihm alleyn

guts von im hab und fürter nichts dann guts von im
in ewigkeit ge- |a 3r| wertig binn.
Frag: Warumb heyssestu in almechtig und ein
schöpffer hymels unnd erdtrichs?
Ant.: Uß mercklycher ursach, Dann sytemal3 er al-
mechtig ist, allein alle ding thut, durch mitlung der
creaturen gewonlych, etwann4 aber on mittel oder
nitt nach gepreülicher [sic] art, so mag mir je nichts
böses widerfaren. Und was mir von liden unnd an-
fechten zustöt5, das dienet mir zum gutem, Dann
meyn lieber vatter hat mirs zugeschickto.
Frag: Das ist recht und wol geredt, darumb, wann
dich jemant strafft und dich dein Muter oder Schul-
meister mit der ruten züchtiget, so gedenck, das es
Gott thut und das sy pder befelchp Gottes seyn, die
dir sollich straff mitteylenq. Also wirstu gedultig
unnd willig sein, wölchs gehorsamen kinden zustöt?
Ant.: Ich will michs befleissen.
Frag: Hastu etwas mer auß disen worten?
Ant.: Ich hab auch druß, das Gott allenthalb zuge-
gen ist und meine gedancken in verborgenheit meins
hertzens anschawet, daruß eyn rechte forcht

hab und fürter nichts dann guts von ihm in ewigkeyt
gewärtig bin, ob schon alle flüch des gesätzs unnd was
möglich ist zu leiden, mich überfiele, so diente es zu rey-
nigen mein fleysch und geyst von ihr befleckung und
zum ewigen leben.
o Erg. B: der allmechtig und eyn schöffer hymmels und
erden ist, der uns gibt und nimpt, schalt und walt als mit
sein creaturen, wie er wil.
p-p B: befelhaber.
q Erg. B: dann er thut ye alle ding.
2 Vgl. dazu auch die in Straßburg gebräuchliche gesungene
Form des Apostolicum in Nr. 3d, S. 138.
3 Weil, s. Grimm, DWB 16, Sp. 1211.
4 Manchmal, s. Grimm, DWb 3, Sp. 1183f.
5 Zustößt.

171
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften