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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0202
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Straßburg

spricht Joan[nes]: Es seind vil widerchristen, von
uns seind sy gangen105. Sy waren aber nit auß uns.
Weren sy auß uns gewesen, so weren sy zwar106 bey
uns bliben, 1. Joh. 2 [18-19], Also rümpt sich Pau-
lus, das er gewiß sey und das in niemant abtreiben
mög von der liebe Gottes, die in Christo Jesu
ist107.
Frag: Das mercke ich wol, dann Christus und sein
leyb seind ein person, und von seim leib ist yder
niendery108, der nit ewig drin blibt. Die gleißner
haben wol ein schein vor der welt, Wölche zuletst
außgerottet werden, Mat. 13 [40-42].
Frag: Was gewalt hat die kirch?
Ant.: Paulus, als ein glyd, sagt: Der Herr hat mir
macht geben zur besserung und nit zum verderben,
2. Cor. 13 [10], welchs allen glidern zustat, Dann
alle ding sollen zur besserung beschehen, 1. Cor. 14
[26], darzu allein alle geistlichen gaben gepraucht
werden, 1. Co. 12 [4-7].
Frag: Haben die geistlichen prelaten sunst kein ge-
walt?
Ant.: Sy sein nit Herren, sonder diener der gemein,
1. Co. 3 [5].
Frag: Ist der ban nit ein gewaltige übung bei der
kirch- |c 5r| en?
Ant.: Nein, er ist aber ein werck der liebe, dann ye-
derman weißt sich von des verbanten leer und leben
zu hüten, Unnd der verbant umb der scham willen
nahet sych dester fürderlicher zu der gottselygen ge-
mein und gleicheyt.

y-y B: der nie gesin.
z Erg. B: und vermeidet sie.
a A 1, A 2, B: Mat. 6.
b Einschub B: Aber erst noch geubter straff und brüder-
licher ermanung vermeidet er sölche, auff das sie, bey
sich selbs beschemet, von ergernüß und dem unrechten
abstön.
c Erg. B: der sich eyn bruder nennet.
d-d B: und zertrennung under dem scheyn des bans ange-
richt werden.

Frag: Ist der ban von nöten?
Ant.: On den ban mögen Christen nit sein. Dan je-
der Christ bewert alle ding. Was gut ist, nympt er
an, 1. Th. 5 [21]. Er glaubt auch nit yedem geist,
sonder beweret die geyster, ob sy auß Got, dem Her-
ren, sein, 1. Jo. 4 [1], Deßhalb hütet er sych zum
ersten vor den falschen lerenz, Mat. 7a [15], Tit. 3
[8-11], zum anderen vor dem ergerlichen leben,
1. Cor. 5 [1-13], Eph. 5 [1-20], 2. The. 3 [6-16]b.Das
ist ye eyn ban.
Frag: Es ist aber noch nit der recht ban, dann er ist
nit drinn vom predig stul verkündet?
Ant.: So vil ein yeder die ergernuß im glauben und
lieb verstöt, so ferr wirt er den verbanten von Gott
wol meyden, es were dan, das dem sünder des gleu-
bigen gemeynschafft niitz were und niemant hinder-
lich. Aber nit eyn yeder hat die gab, geyster zu er-
kennen für die gemeyn109, deßhalb ich für mich halte
für ein zoller und heyden110, der die kirch nit hören
wolte, und den ich für ein geitzigen, für ein |c 5v|
hurer oder drunckenboltz erkente111. Eyn ander mag
in anders seiner gnaden nach urteilen und meyden
oder leyden. Wo aber ein geyst leugnet, das Christus
ins fleisch komen ist112, oder das einerc zum anstoß
der gantzen gemeyn in wercken der finsternuß of-
fentlich lege unnd ye nit gedecht abzuston113, der sol
von yederman billich vermitten114 werden, sytemal
er yederman zum anstoß ist. Dennoch ist wol war
zunemen bey unsern zeytten, das unsers nechsten
laster nit frevelich entdeckt115 und wider ein neüwe
tyranney oder müncherey, gleißnerey dund absün-
derung under dem scheyn des banns beschehed, zu
undertruckung des glaubens und Christlicher frey-

105 Ausgegangen.
106 Sicherlich.
107 Vgl. Röm 8,38-39.
108 Nicht.
109 Vgl. 1Kor 12,10.
110 Vgl. Mt 18,17.
111 Vgl. 1Kor 5,11.
112 Vgl. lJoh 4,2; 2Joh 7.
113 Vgl. Eph 5,11.
114 Gemieden.
115 Sträflicherweise nicht aufgedeckt.

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