8. Der erste Straßburger Katechismus
heit. Dann Paulus hat nit mer dann den Corinthiern
[eynen sünder]e der gantzen kirchen erklert, sunst
schreibt er dem Tito, das er solle vermeyden den
sünderlyng in der lere116. Und der Herr sagt auch,
Mat. 18 [17]: Dir sei er als ein heyd unnd zölner,
sytemal du weißt sein hertneckig gemut, Und sagt
nit: der gantzen kirchen, denn er mag vilen unbe-
kant sein oder in andern stucken sich Christlich ge-
gen andern erzeygen, darumb er in für Christen
möchte unnd solte gehalten seyn. |c 6r|
Frag: Bindet der bann auch die seel?
Ant.: Er ist zur auffbawung und nit zum verderben.
Frag: Warumb sagt dann der Herr: Was ir binden
auff erden, das wirt im hymel gebunden sein, Mat.
18 [18]?
Ant.: Was wir binden, das ist, das wir nach anzeyg
des worts erkleren, gebunden zu sein, Das ist war-
lich gebunden, so ferr das unirrend wort Gottes bin-
det. Darumb sind die schlüssel das wort Gottes, da-
durch der hymel auffgeschlossen und zugethon
würt, das ist, dadurch erkant wirt, wer in oder auß
dem hymel gehört.
[2.] Vom
Ant.: Der Sacrament und zeychen geprauchte er
sich seim nechsten zu gut, gauß lieb, unnd setzte
aber auffs eusserlych thun kein vertrawen, dan er
lebt allein im glauben. Als nemlich durch den Tauff
wirt er in die Christlich gemein angenomen. Durch
des Herren nachtmal bezeuget er sein glauben unnd
lieb vor seim nechstenff.
e Erg. aus B (eynen sünder) in den Text übernommen.
f Erg. B: wo nur ettwas zeychen des somen Gottes er-
scheynen.
8-5 B: auß lieb, dann er hat sunst keyn gebott. Und setzte
aber auffs eusserlich thun keyn vertrawen, dann er lebt
alleyn im glauben an Gott, da zu er kompt durch Chri-
stum Jesum, den eynigen mittler [vgl. 1Tim 2,5]. Als
nemlich durch den Tauff würt er in die Christlich ge-
meyn angenommen, in der er vorhyn ist durch die wal
Gottes unnd annemens des geysts Gottes. Durch des her-
ren nachtmal aber bezüget er sein glauben und lieb vor
seym nechsten, dann das hertz und glauben stercken
keyn creatur.
Frag: Paulus, 1 Cor. 5 [1-5], thet den offentlich vor
der gantzen kirchen in bann, der sein stieffmütter
bey im enthielte.
Ant.: Wo einer offentlich yederman ergert, der solle
auch von yederman vermitten werden, wie gesagt.
Das ist: Wir sollen das brot des Herren nit mit im
brechen und den kelch des herrn nit mit im drincken
und was sunst beywonung117 seyn, die besondere
freündtschafft uff in tragen. Aber in ander bürger-
licher beiwonung sollen wir in nitt fliehen als ein
feindt, sonder lieb gegen im als eim heyden erzeygen
zur besserung und begeren als ein irrenden bruder
wider uff die ban zu bringen1.
Frag: Auß |c 6v| disem volgt, das wir getrewlich ein-
ander manen und warnen und die vermeiden sollen,
so dem theüren namen Christi zu schanden leben, so
ferr wirs wissen und es besserlichen sein mag. Aber
warzü dienen den Christen die eusserlichen zeychen,
sytemal er allein inwendig an Christo hangt unnd
von zeytlichen elementen gefreyet ist?
Tauff
Frag: Alle, die so getaufft seind, haben angezogen
unsern Herren Jesum Christum118. Deßhalb belangt
der Tauff die seel selbs.
hAnt.: Der eusserlich tauff bedeutet den tauff Chri-
sti, welcher im geyst und feür119 die gewissen von
sünden reinigt und gibt die ware gerechtigkeyt.
h-h B: Jung.: Das ist wor vom tauff Christi, wölcher im
geyst und fewr die gewissen von sünden reynigt und gibt
die wore gerechtigkeyt. Diser belangt die seel und ist
geistlichen und würt durch den eusserlichen tauff be-
deüttet. Aber die geschrifft pflegt offt zu gebrauchen die
figuren und bedeüttungen für das, so bedeüttet ist, als
den wasser tauff für den Tauff Christi. Drumb heyßt ihn
116 Tit 3,10.
117 Zusammenleben, Verkehr, s. DRW 1, Sp. 1490.
118 Vgl. Gal 3,27.
119 Vgl. Mt 3,11; Lk 3,16.
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heit. Dann Paulus hat nit mer dann den Corinthiern
[eynen sünder]e der gantzen kirchen erklert, sunst
schreibt er dem Tito, das er solle vermeyden den
sünderlyng in der lere116. Und der Herr sagt auch,
Mat. 18 [17]: Dir sei er als ein heyd unnd zölner,
sytemal du weißt sein hertneckig gemut, Und sagt
nit: der gantzen kirchen, denn er mag vilen unbe-
kant sein oder in andern stucken sich Christlich ge-
gen andern erzeygen, darumb er in für Christen
möchte unnd solte gehalten seyn. |c 6r|
Frag: Bindet der bann auch die seel?
Ant.: Er ist zur auffbawung und nit zum verderben.
Frag: Warumb sagt dann der Herr: Was ir binden
auff erden, das wirt im hymel gebunden sein, Mat.
18 [18]?
Ant.: Was wir binden, das ist, das wir nach anzeyg
des worts erkleren, gebunden zu sein, Das ist war-
lich gebunden, so ferr das unirrend wort Gottes bin-
det. Darumb sind die schlüssel das wort Gottes, da-
durch der hymel auffgeschlossen und zugethon
würt, das ist, dadurch erkant wirt, wer in oder auß
dem hymel gehört.
[2.] Vom
Ant.: Der Sacrament und zeychen geprauchte er
sich seim nechsten zu gut, gauß lieb, unnd setzte
aber auffs eusserlych thun kein vertrawen, dan er
lebt allein im glauben. Als nemlich durch den Tauff
wirt er in die Christlich gemein angenomen. Durch
des Herren nachtmal bezeuget er sein glauben unnd
lieb vor seim nechstenff.
e Erg. aus B (eynen sünder) in den Text übernommen.
f Erg. B: wo nur ettwas zeychen des somen Gottes er-
scheynen.
8-5 B: auß lieb, dann er hat sunst keyn gebott. Und setzte
aber auffs eusserlich thun keyn vertrawen, dann er lebt
alleyn im glauben an Gott, da zu er kompt durch Chri-
stum Jesum, den eynigen mittler [vgl. 1Tim 2,5]. Als
nemlich durch den Tauff würt er in die Christlich ge-
meyn angenommen, in der er vorhyn ist durch die wal
Gottes unnd annemens des geysts Gottes. Durch des her-
ren nachtmal aber bezüget er sein glauben und lieb vor
seym nechsten, dann das hertz und glauben stercken
keyn creatur.
Frag: Paulus, 1 Cor. 5 [1-5], thet den offentlich vor
der gantzen kirchen in bann, der sein stieffmütter
bey im enthielte.
Ant.: Wo einer offentlich yederman ergert, der solle
auch von yederman vermitten werden, wie gesagt.
Das ist: Wir sollen das brot des Herren nit mit im
brechen und den kelch des herrn nit mit im drincken
und was sunst beywonung117 seyn, die besondere
freündtschafft uff in tragen. Aber in ander bürger-
licher beiwonung sollen wir in nitt fliehen als ein
feindt, sonder lieb gegen im als eim heyden erzeygen
zur besserung und begeren als ein irrenden bruder
wider uff die ban zu bringen1.
Frag: Auß |c 6v| disem volgt, das wir getrewlich ein-
ander manen und warnen und die vermeiden sollen,
so dem theüren namen Christi zu schanden leben, so
ferr wirs wissen und es besserlichen sein mag. Aber
warzü dienen den Christen die eusserlichen zeychen,
sytemal er allein inwendig an Christo hangt unnd
von zeytlichen elementen gefreyet ist?
Tauff
Frag: Alle, die so getaufft seind, haben angezogen
unsern Herren Jesum Christum118. Deßhalb belangt
der Tauff die seel selbs.
hAnt.: Der eusserlich tauff bedeutet den tauff Chri-
sti, welcher im geyst und feür119 die gewissen von
sünden reinigt und gibt die ware gerechtigkeyt.
h-h B: Jung.: Das ist wor vom tauff Christi, wölcher im
geyst und fewr die gewissen von sünden reynigt und gibt
die wore gerechtigkeyt. Diser belangt die seel und ist
geistlichen und würt durch den eusserlichen tauff be-
deüttet. Aber die geschrifft pflegt offt zu gebrauchen die
figuren und bedeüttungen für das, so bedeüttet ist, als
den wasser tauff für den Tauff Christi. Drumb heyßt ihn
116 Tit 3,10.
117 Zusammenleben, Verkehr, s. DRW 1, Sp. 1490.
118 Vgl. Gal 3,27.
119 Vgl. Mt 3,11; Lk 3,16.
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