Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0206
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Straßburg

seindv Darumb, nach der zeugnuß Christi, so lang
sy solche sein, können wir sy nit anders halten als
die, deren das himelreich ist, und das bekennen mit
unserm eussern tauffen. Wann si erwachsen und das
widerspil140 erzeygen, wöllen wir sy, unangesehen
iren tauff, von uns außschliessen nach disem spruch
Pauli: Den alten saurteyg fegen auß, auff das ir
seind ein neüwer teyg, 1. Cor. 5 [7]. Dann es werden
allweg gleyßner in der kirchen sein biß zu der zeyt
der ernd. Aber schandtlych, ergerlich sünder sollen
außgeschlossen werden, das nit sein möchte, wo sy
nit als gerecht zuvor angenomen we- |d 1v| ren.
Frag: Sagen mir den gantzen winhalt in einer sumw.
Ant.: Ich weiß, das man von yederman das besser
halten und hoffen sol, biß das widerspil erscheynt,
1. Cor. 13 [7]. Darumb man glauben sol, dasx der
gleubigen kinder alle vom bund der gnaden seynd,
wie die nachkomen Abrahe, Gen. 17 [7]. Und die
weil durch den tauff das annemen in Christlich ge-

v Erg. B: wie sie unns yeder zeyt uberantwort werden, biß
es sich mit der zeyt in früchten beweyset eyn böcklin
sein.
w-w B: inhalt und grundt deins kinder täuffen in eyner
summ.
x Erg. B: ein yeglichs.
y Erg. B: und sunst nichts.
z Erg. B: Beweiset es sich hie noch verflücht zu sein, so ist
diß wäschen im keyn tauff gesein, und ist so vil wasser
an im verloren. Die lieb understöt vil, das keyn für gang
hatt, dann Gott wil meyster bleiben.
a Erg. B: yetzund.
b Erg. B: den der tauff macht euch nit Christen, sonder
der tatlich glaub, der sich in ungeferbter liebe erzeyget.
c Einschub B: Dann ihr werden zu unsern zeyten alle ge-
tauft. Auch stöt zu den ältern, ihre kind so vil geflissner
zu Gottes ehre auff zu ziehen und nit liderlich zu sein,
gleich als ob es keyn not mehr hätte und sie schon Chri-
sten weren. Jung.: Sindt dann die getaufften kind nit
Christen? Und.: Das kan dir nit wol verborgen sein,
dann eyn Christ ist, der in ihm selbs durchs creutz mit
Christo gestorben und durch den glauben aufferstanden
ist zum newen leben. Darumb müssen die krefften der
seelen vorhyn auffgethon, die sünd und not erkant, das
heyl durch Christum begert und versicherter glaub ins
hertz kommen sein. Jung.: Es ist war, dann der glaub
kompt ordenlich durchs gehör, durch den wir alleyn

meyny beschicht, welche frey ist, sytemal sy ein ce-
remonien des neüwen testaments ist, mag unnd sol
man den mitteylen das zeichen unser gemein-
sam141, die wir von unser gemeyn glauben und hal-
ten und den der Herr sein hand auflegt, segnet und
spricht: Solicher ist das reich der hymel142. Ist es
solcher, so würt es on zweifel deren auch seinz.
Frag: Wolan, do bei bleib und laß dira gefallen, das
man der gleubigen kinder durch den tauff Got ergibt
und der Christlichen gemeyn als mitglider befülcht,
Unangesehen der unruwigen gegenrede. Aber doch
lieben kind nemen ir wol acht des hauptstucks:
Nemlich, das die geistlich widergeburt und abster-
bung des fleischs, durch den tauff bedeutet143, in
euch volgeb. Bedencke ein yedes, wo ir kinder Gotes
sein, das eüwer engel das an- |d 2r| gesicht Gotes
schauwen144, auff das ir niemant ergern, sonder ye
eins das ander zu Got, deß ir alle sein sollen, fürdere
und ermane.c

Christen sindt. Der erwelten kinder ist das hymmel-
reych, aber ihr bundt mit Gott ist ihn selbs noch nitt
eroffnet, das ist, in ihnen selbs haben sie göttlichen günst
noch nit erfaren; wir aber sollen ordenlich handeln.
Und.: Yetzundt verstöstu, das der tauff das kindt an-
nimpt zur gemeyn Gotts und erkennet vom gesind der
gläubgigen sein, aber das kindt ist darumb nit selbs gläu-
big, bitz das gsatz kompt, zorn bewegt und gnad durch
Christum begert und erlangt würt [vgl. Röm 4,15-16].
Des kriegsman kinder sein vom gesind des kriegsman,
aber darumb nit kriegslüt, biß sie selbs gewer unnd har-
nisch brauchen mögen. Jung.: Ich merck weiter, das die
kinder nit täuffen wöllen auch ursach haben. Man möch-
te den kindern ihren tauff, sie zuermanen zu Christli-
chem leben, dester baß fürhalten, den sie also selbs willig
mit verstandt hetten angenommen, und bliben ettlich
ungetaufft, die gern wolten alleyn der wellt anhangen,
und wurde also ettwas underscheydt von böcklin. Sunst
müssen wir yetzundt alle Christen genant sein. Und.:
Man sucht der gleichen vil ursach zu beyden teylen,
die wol underwegen bliben. Aber eyn fromm, gelassen
140 Gegenteil.
141 Gemeinschaft.
142 Mk 10,14par.
143 Dargestellt, s. Grimm, DWb 1, Sp. 1225.
144 Vgl. Mt 18,10.

190
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften