8. Der erste Straßburger Katechismus
Frag: Das ist gut zu vernemen, Dann wo man noch
heut beytag anfencklich predigen solte, muste dise
ordnung gehalten werdenn. Niemant würt sein kind
und sich auff Christum teuffen lassen, er wüste dan,
was Christus were. Darumb muste anfangs die pre-
dig vorgan. Was gibst [u] aber für antwurt auff die
exempel vom tauff, da allweg die ordnung der
masen ngehalten ist?n
Ant.: Wie vor, sag ich, odas sy von anfang der kir-
chen allein alle beschriben130 sind, und nit, wie man
es fürter halten solle, Dann solichs ordnet die liebe
allein zu yeder zeyt. Wir haben keyn eusserlich not-
wendig ordnung, dann das die lieb on alle ander ge-
bott von nöten macht. Wir seind frey von allem
zeytlicheno.
Frag: Wie kan den kindern der tauff auß lieb geben
werden, sytemal er nit zur besserung dient?
Ant.: pEr bessert seer, dann wir beystenderp131wer-
den erinnert der güte Gottes und des gnaden bunds,
das erq unser vatter sein wil132. Die kinder werden
den eltern unnd der ge- |c 8v| mein befolhen, als nun
mer kinder Gottes zu götlicher eer allein auffzuzy-
hen. Auch haben die kinder selbs ursach, dester
Christlicher zu leben, und mögen dester krefftiger
zur erberkeit ermant werden. Es bewegte fast133, so
yemants spreche: Liebs kind, du bist getaufft und
Gott ergeben. Gottes kynd bistu, gotselig soltu le-
ben. Das und das gebürte dir nit etc. Wil es nit helf-
B: gehalten und die predigt dem tauff vorgangen ist?
B: das die Exempel vom anfang der kirchen, wie man
angefangen, alleyn beschriben sindt, und nit, wie man es
fürter in der Kirchen halten solle, Dann solchs ordnet zu
yeder zeyt der geyst Gottes noch der gewissen regel brü-
derlicher liebe unnd der ehren Gottes, dar zu alle ding
dienen sollen. Sunst haben wir keyn eusserlich notwen-
dig ordnung, dann, wie gesagt, das die lieb on alle andere
gebott von nöten macht. Wir seindt ja frey von allem
zeytlichen.
p-p B: Bey vilen bessert er seer, dann die beyständer.
q B: Gott.
r Erg. B: Dise meynung kan ja nit verdamlich sein, ob
schon yemandt eyn anders für besser ansehe.
s Erg. B: genügsam.
t Einschub B: Und.: Es wurd villicht nit yeder vatter sein
kind tauffen. Und im nachtmal werden auch gleißner,
fen, schliesse mans auß von der gemeyn durch des
Herren nachtmalr.
Frag: Vil meinen, der kinder tauff sei schedlich und
mache, das vil loser Christen sein.
Ant.: Dem würt man mit verzug134 des tauffs nits
begegnen mögen. Jeder vatter würde seyn mundbar
kynd135 teuffen lassen, und ein yedes hette leicht-
lich, sich zu stellen, als ob im gleych ernst were in
verjehung136 des glaubens. Da mit wurden vil gleyß-
ner, dan man kein gschrifft hette, warumb man ye-
mants den tauff abschlahen solte.t
Frag: Ist das nicht den namen Gottes üppiglich in
den mund genomen, wann der teuffer sagt: Ich teuff
dich in dem namen des vatters etc., unnd er ein
böcklin teuffet?137
Ant.: Nein, Dann mit auffsatz und wissen sagen, er
neme an zu dem namen unnd ge- |d 1r| dechtnuß des
vatters zu pryfen, der gewißlich dem vatter allein zu
schanden begert zu leben, das were den namen Got-
tes enteeren. Petrus teufft in dem namen Christi
Jesu den zauberer Simonem und hat darum den na-
men Jesu nit üppiglich in den mund genomen138. Pe-
trus verhoffte bessers von im. Und wiru von wegen
der lieb und der handlung Christi, der auch die kind-
lin zu im tragen liesse, sy segnet und sprach: Soli-
cher ist das reych der hymel139, hoffen, das Christen
eltern kindlin vom bund Gotes unnd außerwelt
die sich der gemeyn im eussern schein durch essen und
drincken annemen und bezügten, ihn geliebt zu sein.
Jung.: Es sindt mennschen mutmassungen.
u Fehlt in B.
130 Überliefert, s. FWb 3, Sp. 1744.
131 Umstehende, Zuschauer, s. DRW 1, Sp. 1485.
132 Vgl. 2Kor 6,18.
133 Sehr.
134 Aufschub.
135 Volljährigen, mündigen Kinder, s. DRW 9, Sp. 976.
136 Bekenntnis.
137 Dies bezieht sich auf die Scheidung zwischen Schafen
und Böcken in Mt 25,32-33.
138 Vgl. Apg 8,4-24. Die Taufe vollzieht Philippus, nicht
Petrus.
139 Siehe Mk 10,13-16par (Zitat V. 14).
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Frag: Das ist gut zu vernemen, Dann wo man noch
heut beytag anfencklich predigen solte, muste dise
ordnung gehalten werdenn. Niemant würt sein kind
und sich auff Christum teuffen lassen, er wüste dan,
was Christus were. Darumb muste anfangs die pre-
dig vorgan. Was gibst [u] aber für antwurt auff die
exempel vom tauff, da allweg die ordnung der
masen ngehalten ist?n
Ant.: Wie vor, sag ich, odas sy von anfang der kir-
chen allein alle beschriben130 sind, und nit, wie man
es fürter halten solle, Dann solichs ordnet die liebe
allein zu yeder zeyt. Wir haben keyn eusserlich not-
wendig ordnung, dann das die lieb on alle ander ge-
bott von nöten macht. Wir seind frey von allem
zeytlicheno.
Frag: Wie kan den kindern der tauff auß lieb geben
werden, sytemal er nit zur besserung dient?
Ant.: pEr bessert seer, dann wir beystenderp131wer-
den erinnert der güte Gottes und des gnaden bunds,
das erq unser vatter sein wil132. Die kinder werden
den eltern unnd der ge- |c 8v| mein befolhen, als nun
mer kinder Gottes zu götlicher eer allein auffzuzy-
hen. Auch haben die kinder selbs ursach, dester
Christlicher zu leben, und mögen dester krefftiger
zur erberkeit ermant werden. Es bewegte fast133, so
yemants spreche: Liebs kind, du bist getaufft und
Gott ergeben. Gottes kynd bistu, gotselig soltu le-
ben. Das und das gebürte dir nit etc. Wil es nit helf-
B: gehalten und die predigt dem tauff vorgangen ist?
B: das die Exempel vom anfang der kirchen, wie man
angefangen, alleyn beschriben sindt, und nit, wie man es
fürter in der Kirchen halten solle, Dann solchs ordnet zu
yeder zeyt der geyst Gottes noch der gewissen regel brü-
derlicher liebe unnd der ehren Gottes, dar zu alle ding
dienen sollen. Sunst haben wir keyn eusserlich notwen-
dig ordnung, dann, wie gesagt, das die lieb on alle andere
gebott von nöten macht. Wir seindt ja frey von allem
zeytlichen.
p-p B: Bey vilen bessert er seer, dann die beyständer.
q B: Gott.
r Erg. B: Dise meynung kan ja nit verdamlich sein, ob
schon yemandt eyn anders für besser ansehe.
s Erg. B: genügsam.
t Einschub B: Und.: Es wurd villicht nit yeder vatter sein
kind tauffen. Und im nachtmal werden auch gleißner,
fen, schliesse mans auß von der gemeyn durch des
Herren nachtmalr.
Frag: Vil meinen, der kinder tauff sei schedlich und
mache, das vil loser Christen sein.
Ant.: Dem würt man mit verzug134 des tauffs nits
begegnen mögen. Jeder vatter würde seyn mundbar
kynd135 teuffen lassen, und ein yedes hette leicht-
lich, sich zu stellen, als ob im gleych ernst were in
verjehung136 des glaubens. Da mit wurden vil gleyß-
ner, dan man kein gschrifft hette, warumb man ye-
mants den tauff abschlahen solte.t
Frag: Ist das nicht den namen Gottes üppiglich in
den mund genomen, wann der teuffer sagt: Ich teuff
dich in dem namen des vatters etc., unnd er ein
böcklin teuffet?137
Ant.: Nein, Dann mit auffsatz und wissen sagen, er
neme an zu dem namen unnd ge- |d 1r| dechtnuß des
vatters zu pryfen, der gewißlich dem vatter allein zu
schanden begert zu leben, das were den namen Got-
tes enteeren. Petrus teufft in dem namen Christi
Jesu den zauberer Simonem und hat darum den na-
men Jesu nit üppiglich in den mund genomen138. Pe-
trus verhoffte bessers von im. Und wiru von wegen
der lieb und der handlung Christi, der auch die kind-
lin zu im tragen liesse, sy segnet und sprach: Soli-
cher ist das reych der hymel139, hoffen, das Christen
eltern kindlin vom bund Gotes unnd außerwelt
die sich der gemeyn im eussern schein durch essen und
drincken annemen und bezügten, ihn geliebt zu sein.
Jung.: Es sindt mennschen mutmassungen.
u Fehlt in B.
130 Überliefert, s. FWb 3, Sp. 1744.
131 Umstehende, Zuschauer, s. DRW 1, Sp. 1485.
132 Vgl. 2Kor 6,18.
133 Sehr.
134 Aufschub.
135 Volljährigen, mündigen Kinder, s. DRW 9, Sp. 976.
136 Bekenntnis.
137 Dies bezieht sich auf die Scheidung zwischen Schafen
und Böcken in Mt 25,32-33.
138 Vgl. Apg 8,4-24. Die Taufe vollzieht Philippus, nicht
Petrus.
139 Siehe Mk 10,13-16par (Zitat V. 14).
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