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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0220
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Straßburg

schwerer straff wider den Luter umb sin leer, deren
wir anzuhangen beschruwen werden, beschlossen
und ußgangen ist, diß summarischen innhalts23:
Wir, Karolus der funfft, von Gots gnaden römischer
erwelter keyser etc., embietten etc. und gemeynden
etc. Am ersten. Zu lob dem almechtigen und be-
schirmung des cristlichen gloubens, ouch des romi-
schen bischoves und stuls geburlicher eer, |74r| inn
krafft des ampts unser keyserlichen wurdigkeyt, ho-
heyt und auttoritet, dartzu mit einhelligem rat und
willen unser und des heylgen rychs curfursten, fur-
sten und stend, jetz alhie versamlet, haben wir zu
ewiger gedechtnuß diß handels, zu volstregkung des
decrets, sententz und verdamnuß lut der bullen, so
unser heyliger vatter, der bapst, als diser sachen or-
delichen [sic] richter hat ußgon lassen, den gedach-
ten Martin Luther als von Gots kirchen abgesun-
dert glidde und eynen verstopten24 zertrenner und
offennbaren ketzer von uns, uch allen und jeden inn
sonderheyt zu achten und zu halten, erkennet und
ercläret und thun daß wissentlich in krafft diß
brieffs und gebietten doruff allen und jeden beson-
der by den pflichten, domit ir uns und dem helgen
rych verwandt sind, ouch vermydung der peen cri-
minis laesae maiestatis und unser und des rychs
acht und aberacht, dortzu privierung25 und entset-
zung aller regalien, lehen, gnaden und freyheyten, so
ir bißhar von unsern vorfaren, uns und dem heylgen
rych inn eynichem weg gehept, von romischer key-
serlicher macht ernstlich mit disem brieff und wöl-
lend, daß ir samptlich und sonderlich noch ver-
schynung der obberurten zweintzig tag, die sich uff
den viertzehenden tag diß monats May enden, den
vorgemelten Martin Luther nit huset, hovet, ätzt,
b Korr. aus: iren.
23 Es folgt ein Auszug aus dem Wormser Edikt gegen Lu-
ther und seine Anhänger. Für den vollständigen Text des
Wormser Edikts s. RTA JR 2, Nr. 92, S. 640-659 oder
Fabisch/Iserloh, Dokumente 2, Nr. 50, S. 510-545.
24 Verstockten.
25 Wegnahme, Einziehung, s. DRW 10, Sp. 1320.
26 Antrefft, erwischt, s. FWb 3, Sp. 2108.
27 Fangen.
28 Vorenthalten, verschweigen, s. FWb 3, Sp. 1441f.
29 Balthasar Merklin (1479-1531) war 1507 von Maximi-

trängket noch enthaltet noch im mit worten oder
wercken, heymlich noch offentlich, keynerly hilff,
anheng oder bystandt noch furschub bewyset, son-
der, wo ir in alß dan ankommet und betretten26 und
des mächtig sin mögend, ine fengklichen annem-
mend und uns wolbewart zusendend oder daß zu-
thun bestellend oder uns daß zum wenigsten, so er
zuhanden brecht wurdet, unverzogenlich verkundet
und anzaigend und ine dotzwuschen also fengkli-
chen haltett, biß uch von uns entscheydt, waß ir
verrer noch ordnung der recht gegen im handeln sol-
lend etc. |74v|
Aber gegen sinen mitverwandten, anhengern,
enthaltern, furschobern, gönnern und nachfolgern
und der selben beweglich und unbeweglich gutern
sollen ir inn krafft der heylgen constitution und un-
ser und rychs acht und aberacht diser wyß handeln,
namlich sye niderwerffen und fahen27 und ire guter
zu ewernb handen nemmen und die inn ewern eygen
nutz bewenden und behalten one mengklichs verhin-
drung, es sye dann, das sie durch gloublichen schyn
anzeygen, das sie disen unrechten weg verlossen und
babstliche absolution herlangt haben etc.
Der geben ist inn unser und des rychs statt
Worms am achten tag des monats May nach Cristi
geburt funffzehenhundert und im einundzwentzig-
sten, unsrer rych, des römischen, im andern und der
andern aller im sechsten jaren.
Verrer, so wöllend wir uch ouch nit bergen28, daß die
romisch keyserlich maiestat, unser aller gnädigster
herr und von Gott uffgesetzte oberkeyt, durch ire
maiestatt gesandten oratorem, den bischoff von Hil-
deßheim29, so nechst hiegewesen und gnädiclich hatt
ansuchen lassen, dwyl ir maiestatt vorhatt, inn spal-
lian I. als Rat und Orator in die kaiserliche Kanzlei be-
rufen worden und in der Folgezeit häufig als Unterhänd-
ler für diesen tätig. Mit Maximilians Unterstützung kam
er in den Besitz zahlreicher Pfründen. Als einzigen der
alten Hofräte übernahm ihn Karl V. auch in seine Kanz-
lei und betraute ihn mit der Regelung der deutschen An-
gelegenheiten. An der Ausarbeitung des Wormser Edikts
war Merklin maßgeblich beteiligt. 1527 wurde er zum
Reichsvizekanzler ernannt. Wohl im Zusammenhang mit
der Religionspolitik des Kaisers stehen die Ernennungen
Merklins zum Bischof der durch die Reformation beson-
ders gefährdeten Bistümer Hildesheim und Konstanz:

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