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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0219
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9a. Vortrag des Magistrats wegen der Abschaffung der Messe

und die uffsatzung Cristi Jhesu, unsers behal-
ters10, gebrucht werde, deßhalb ein gruwell vor
Gott, ouch das sie den zorn Gottes uffs erschrögk-
lichst beweg, dargeben, verkundt und ußgeschruwen
wurdt.
So wir nu uns fur cristen bekennen und sin schäfflin
begeren zusin, so sollen wir auch sine stymm hören
und deren gehorchen11 und von gantzem hertzen zu
Gott, dem herren, als unserm schöpfer, inn des ge-
walt wir stond, kören12, waß im gefällig, uffrichten
und, waß im vermög sins heylgen worts zu widder,
es sye die meß oder anders, so der eer Gottes ab-
bruchlich und verletzlich, abstellen oder aber
uffrichten, bitz daß vom gegentheyl dar gethon und
bewisen wurdt, daß die meß ein gotsgefälliger dienst
syg. Dann je besser unsern seelen, ouch heylsamer,
inn die hend der menschen dann inn den zorn Gottes
zufallen13, ungezwifelter hoffnung, so wir also uß ey-
nem waren glouben und rechten ifer sollich gottge-
fellig wergk angreyfen, der almechtig Gott wurt uns
vor der boßhaftigen welt, wie hoch die joch bran-
get14, wol erhalten. Dann, so daß nit beschiht, ist
höchlich zubesorgen, daß wir der straff Gottes nit
entronnen, sonder schwärlich uber uns und die un-
sern furen werden.
Wie wol auch angezeugt und vylfaltig furgewendt
|73r| wurdt, daß die meß lange jor inn hoher achtung
und furer15 daß gefölligst Gots wergk von unsern el-
tern, ouch uns selbs, gehalten wordenn, so ist doch
wor und unlougbar, das sie und wir des willen Got-
tes vermög sins helgen worts nye so luter versten-
digt und underwisen wordenn, ouch daß zu erkun-
den platz gewesen, als diser zitt beschiht, und daß
wort unsers herren und seligmachers Jhesu Cristi, so
er spricht: Wer ich nit kommen und inen nit zuge-

10 Heilands, s. FWb 3, Sp. 725.
11 Vgl. Joh 10,3-4.
12 Vgl. 5Mos 30,2.10.
13 Vgl. Hebr 10,31.
14 Wie sehr die auch immer bedrängt, s. FWb 8, Sp. 382f.
(joch) und FWb 4, Sp. 934 (prangen1).
15 Ferner.
16 Joh 15,22.

redt, so hetten sye kein sund. Nu aber haben sye
kein entschuldigung, das sie ire sund bedengken mö-
gen etc.16, welchs uns, so wir anderst Gott geföllig
sin wellend und den weg, so uns inn der gotlichen
geschrifft anzeugt, zu wandlen fur haben und gern
thun wolten, billich zu hertzen gon soll, domit wir
den zorn Gottes versunen und uns zu im körten.
Dann es ist besser, uff den herren vertruwen dann
uff den menschen sich verlossen17. Inn der welt ha-
ben wir widerwertigkeyt, aber inn Gott, unserm
hern, haben wir frid. Ursach: Er hatt die welt uber-
wunden18. |73v|
Hinwidder, lieben freund, dwyl alles daß, so uß ei-
nem rechten glouben beschiht, bestendig, und waß
usserhalb deß, im schin, domit Gott zu gefallen, be-
schiht, ain glyßnery19 und sund ist, und mancher
sich jetz im zitt des fridens vyl gloubens vermißt,
daß er, so daß crutz kompt, lutzel erstatten20 möcht,
so wollen wir uch amptshalben und uß vätterlicher
truw und liebe, uff daß, wie sich die sach zutragen
und schigken möcht, es were mit antastung der statt
fryheyt und regalien, beswerung derer keyserlichen
acht, versperrung zins, gulten und anderer guter,
niderwerffung uff der strossen, ouch hinschleyf-
fung21 unserer mitburger und abschlagung der ge-
leyt und der glichen schädlicher burden, domit ey-
ner, dem sollich von sin selbs oder der sinen wegen
zu beschwerden reycht, sagen möcht: Hett ich daß
vor gewußt oder wer des verwarnt worden, ich wolt
mich inn die geferlichait keins wegs gesetzt haben,
nit verhalten, namlich, daß anno XVC einundzwent-
zig nechstverschynnen uff dem grossen rychstag zu
Worms22 durch keyserlich maiestatt, so deßmols
personlich zugegen gewesen, und andere churfursten
und andere fursten und stend des rychs ein keyser-
lich edict oder gepott mit inlibung heher und

17 Ps 118,8.
18 Vgl. Joh 16,33.
19 Heuchelei.
20 Kaum erfüllen.
21 Verschleppung, s. Grimm, DWb 10, Sp. 1471.
22 Zur Teilnahme der Stadt Straßburg am Wormser Reichs-
tag von 1521 s. Politische Correspondenz 1, S. 29-51.

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