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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0248
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Straßburg

Unnd damit also gesunde lere Christi bey meniglich
alhie desto baß erhalten unnd fürbracht unnd alle
irthumb unnd verfürische lere abgetriben und ver-
hütet werden, Haben Unsere Herren, Meyster,
Räth und Ein und zwentzig, über andere weg und
mittel, die |A 3r| sie hiezu dienstlich erkennet unnd
fürgenomen, auch diß bedacht und geordnet, das die
kirspylpfleger ein getrewes ufsehen haben sollen, das
soliche bekante lere, wie die inn offtgemeldter Con-
fession und Articulen deß Synodi verfasset ist, alhie
getrewlich geleret unnd geprediget werde Unnd das
niemand uberal solicher lere zuwider inn winck-
len13 oder offenlich etwas außgiesse14 oder verlestere
oder auch die leut von derselben abziehe, sonder, wa
sie solichs erfüren, das selb einem Ersammen Raht
oder den hienachgesetzen Verhöreren anzeygen, da-
mit darinn ein getrewlichs und notdurfftiges einse-
hen geschehe.
Zum andern, damit aber niemand ursach nemme zu
sagen, mann wölle dem heyligen geyst rygel für-
schieben und nichts weiters lernen oder hören, Seind
durch einen Ersa[men] Raht geordnet zwen des
Rahts und regiments und von den kirchspylpflege-
ren drey, welche fünff zwen von den Predigern zu
inen berüffen sollen, der gestalt, so jemand were, der
da vermeynen wolte, es were fehl an der lere, die
man hie als die lere Christi treibet, der soll sich ge-
nanten fünff verordneten anzeygen unnd inen in bei-
sein der zweien Prediger, die auch dagegen verhöret
werden sollen, sein meynung unnd der selbigen
grund fürtragen und also mit inen inn Christlicher
zucht handlen, zuvor und ee er solich sein meynung
jemand anderem fürgibet15. Unnd wa diße verord-
neten bei einem solchen befinden, das der rede wert
ist, guts oder böses, sollen sie dasselbig ann einen
Ersa. Raht bringen, unnd one eins Ersamen Rahts
zulassung soll niemand uberahl16 der lere Christi, so

geben. In einem Brief vom August 1533 wiesen die
Straßburger Prädikanten dessen Auffassungen zurück
(QGT Elsaß 2, Nr. 418, S. 124-129, s. dazu auch
Schwenckfelds „Schutzschrift“).
13 Im Verborgenen, s. Grimm, DWb 30, Sp. 358.
14 Verbreite, s. FWb 2, Sp. 1067.
15 Vorträgt, s. Grimm, DWb 4, Sp. 732.

alhie dafür erkennet und zu treiben geordnet ist, et-
was entgegen zu leren gestattet werden. Wo dann
solche geordnete jemand zu lerenn abweisen unnd
des selben sach nit für ein Ersa. Raht bringen wol-
ten, So mage ein jeder für sich selb bei einem Ersa.
Raht umb zulassung seiner lere ansuchen und also
eins Rahts bescheyd darunder erwarten.
Zum dritten, damit dann alle lere zuvor, wie der
Almechtig das allethalb leret und gebeutet, orden-
lich von den gleubigen verhöret und beweret, ee die
under den einfaltigen außgossen, und nit also an
Christlicher lere, daran doch all unser heyl staht,
von einem jeden seinem mutwillen nach gefrevelet
und die einfaltigen verwirret werden, wie leyder biß-
her beschehen, Wo dann jemand sich vernemmen
liesse und anndere lere einzufüren understünde, So
solle keyn burger oder einwoner diser Stat Straß-
burg fur sich selb einem solichen gehör geben, |A 3v|
sonder den oder die vermanen, daß er sich nach jetz-
gemelter eins Rahts ordnung und erkantnüß zu den
obgesetzten verhöreren der leer verfügen soll und
sein meynung zuvor mit den selbigen handlen. Wo
dann ein solicher sich des wideren17 und nichts desto
minder sein fürgesatzte meynung wider die lere
Christi, die alhie offentlich gefüret wurdt, außzu-
giessen nit ablassen wolte, Als dann solle ein jeder
burger, der eins solichen verfürers innen wurdt, das-
selbige den gedachten geordneten verhörern anzey-
gen, damit sie nach einem solichen schicken und
Christlicher gebür nach freuntlich und auß dem
wort Gottes mit im handlen mögen, Uff das, was
guts von jemand möchte angezeyget werden, ange-
nommen und gefurderet und, was verfürisch, abge-
wisen und die einfaltigen darvor bewaret werdenn.
Unnd sol diser articul auch den zunfften durch den
Herrenn Ammeyster unnd die Alten herrenn bracht
werden18, damit, ob jemand, der sich andere leer ein-

16 Überhaupt, s. Grimm, DWb 23, Sp. 128.
17 Sich widersetzen, weigern, s. Wb. d. elsäss. Mundar-
ten 2, S. 794.
18 Vgl. dazu QGT Elsaß 2, Nr. 621, S. 398: Der Magistrat
genehmigt den Text des Vortrages vor den Zünften be-
treffs des Bekenntnisses, der Sekten, des Taufzwangs,
des Predigthörens und der Sitten.

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