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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0274
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Straßburg

21. Mandat zur Bekämpfung der Irrlehren und zur Stärkung der Kirchenzucht
in den Gemeinden auf dem Landa
28. April 1535

Wir, Hanns Bock, Ritter, der Maister1, und der
Rath zu Straßburg, Thun kund: Nach dem wir
sambt unsern frunden, den Ein unnd zwentzigen,
Auch schöffeln und Amman, verschiner Jar uns end-
schlossen und geordnet haben, das hinfurter in unser
stat und unser obrikeit uff dem land das heilig
Evangelium nach rechtem verstand götlicher und
Biblischer schrifft gelert und gepredigt werden soll,
unnd verhofft, es solt meniglich2 der selben leer nach
zu leben (so vil Gott genad verlihen het) sich be-
vlissen haben, Us welhem dann erweiterung der
eeren Gots, gehorsam gegen der obrigkeit, merung
brüd[er]licher lieb unnd einikeit (wie es dann, so
man dem h. Evangelio glaubt und mit ernst nach-
dracht, gewißlich gescheen muß) gevolgt haben, So
hat sich doch nit zu klainer verhinderung desselben
laider zugetragen, Das sich villerlai irrige Secten
unnd strittige meinung des glaubens halb erhaben,
Durch welche vil von der erkanten warhait wider
abgefallen, die leer unnd predig des h. Evangelii
unnd die verkunder desselben veracht unnd also vil
schedlicher trennungen unnd sonnderungen zu nicht
klainer ergernus unnd anstos viler Christglaubiger
und zerstörung bruderlicher lieb unnd ainikait er-
wachssen.
Welchem ubell unnd unrath vorzusein, haben wir
erstlich allerlai mandaten und gebot ußgeen lassen,

a Textvorlage (Plakatdruck): AMS 1 AST 76, Nr. 3. Wei-
teres Exemplar: AMS 1 AST 84, Nr. 25 (Reinschrift).
Abdruck: Röhrich, Wiedertäufer, S. 106ff.; QGT El-
saß 2, Nr. 657, S. 446-449 (es fehlen die letzten beiden
Abschnitte).

1 Ritter Hans Bock von Gerstheim, † 12. Oktober 1542,
war der Schwiegervater von Jakob Sturm. 1491 wurde er
an der Universität Freiburg immatrikuliert. In Straß-
burg, wo er der Konstofel zum Mühlstein angehörte, war
er in den Jahren 1510-1515 Mitglied der XV und
1518-1542 der XIII. Zwischen 1506/07 (erster Beleg)

solich verfurer, so der mererteil anfengklich von
fremden orten hieher khumen, nit zuhusen oder her-
bergen, nachmals ettlich durch frundlich underricht
und sonder gesprech von iren irthumben abzuweisen
understanden, Zu jüngst auch ain offenlich gesprech
und Sinodum halten lassen, und als etlich sich weder
durch frundlichen bericht noch durch ernstlich ver-
manung von iren irthumben haben wollen lassen ab-
wenden, Dieselben unserer stadt unnd obrikeit ver-
wisen, alles darumb, damit drennung der kirchen,
abfal vom Göttlichen wort und zerruttung bruder-
licher lieb und fridens, sovil möglich, verhut werden
möcht3.
Die weil aber zubesorgen, das sich solich Sectenfurer
und deren anhanger, auch die, so durch uns alhie
gehörter massen verwisen seind, auff dem land un-
serer obrigkeit heimlich underschleiffen4 und die ar-
men einfeltigen understan möchten zuverwirren und
von dem weg der warheit abzufüren, zu verderbung
der seelen und anderm mer argem, so darus volgen
wurde, Und wir uns als ein Christlich oberkait
schuldig erkennen, ein solchs zuverkhummen, Dar-
umb, so vermanen wir treulich und vätterlich alle
und jede unser underthanen uff dem land, gepiten
und wollen auch, das sie bey dem h. Evangelio und
erkanter warheit, wie das bey inen durch unsern be-
velh und anstelln5 bisher gepredigt worden ist, be-

und 1541/42 bekleidete er insgesamt elfmal das Amt des
Stettmeisters. Hans Bock schloß sich 1524 der evange-
lischen Bewegung in Straßburg an, führte aber in der
ihm gehörenden Herrschaft Gerstheim die Reformation
nicht ein. Vgl. Brady, Ruling Class, Nr. XI.
2 Jedermann.
3 Der Text von verhofft, es solt meniglich der selben leer (er-
ster Abschnitt) bis verhut werden möcht findet- sich fast
wörtlich in der Disziplinarordnung vom 7. Februar 1535
(Nr. 19a, S. 249f.); vgl. auch die dortigen Erläuterungen.
4 Unterschlüpfen.
5 Anordnung, s. Grimm, DWb 1, Sp. 484.

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