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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0275
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21. Mandat zur Bekämpfung der Irrlehren und zur Stärkung der Kirchenzucht

stendiglich bleiben, Ir leben mit Göttlicher hilff dem
gemes anrichten unnd furen wöllen unnd sich vor
solchen schedlichen Secten verhuten, denen kain ge-
hor geben, auch die, so den selben anhangen, leren
oder uspreuten, weder hausen, herbrigen, essen,
drencken noch underschlaiff oder furschub thun6,
sonder wa einer oder mer diser Sectenfürer und de-
ren anhenger, oder so jemands dessen verdacht und
bey oder umb sey7 wer, wüste oder erfur, den- oder
diselben soll ain jeder unser underthan, man und
frawe, jung und alt, bey den pflichten und aiden,
damit sie uns verwannt8 sind, unsern ambtluten, die
inen von uns gesetzt sind, furderlich anzeigen, die
dann nach unserm bevelh weiters mit dem- oder
denselben werden handeln, damit sie eindweders9
von solchen iren schedlichen irthumben gebracht
und dy armen einfaltigen underthanen vor solchem
schaden seel und leibs verhut werden.
Und ob wol dise unnd derglichen Secten der sachen
gar nit eins, doch der mer tail in dem gleich stym-
men und iren anfang damit machen, das sie den kin-
der tauff als unchristlich und das er ein grewel vor
Gott sey verwerffen, welchs sie aber mit kainer Göt-
lichen geschrifft darthun mögen, damit dann solcher
verfürung destweniger Stad und Raum gegeben
werth, so wollen und gebieten wir allen und jeden
unsern underthanen uff dem land ernstlichen, das
nu hinfür meniglich seine kinder uber die gewonlich
zeit der kindbeth, das ist sechs wochen, nit unge-
taufft laße. Eh mag es ain jeder wol tauffen lassen.
Ob auch ainicher unser underthan were, der seine
kinder, so uber die sechs wochen alt, untz10 hieher
also ungetaufft het gelassen, der soll diselben in mo-
nats früst, von heut an zu rechnen, tauffen lassen.
Denn welcher unser underthan oder hindersaß
solchs nit thet und sein kinder also ungetaufft lassen
wurde und das uns oder unserm vogt und ambtman

6 Unterstützung gewähren.
7 Sie.
8 Untertan.
9 Entweder (hier ohne Entsprechung).
10 Bis.
11 Der Abschnitt von Und ob wol dise bis des wiß sich me-
niglich zurichten stimmt weitgehend mit dem Abschnitt

des orts fiirkeme, Werden wir mit geburender straff,
je nach gelegenheit der sachen, gegen dem- oder
denselben volfarn, des wiß sich meniglich zurich-
ten11.
Als unns dann angelangt, wievil unser underthanen
uff dem land an den Sontagen eben der zeit, so man
predigt und das heilig wort Gots verkundt, uff den
kirchhöffen, undter den lauben und an andern plet-
zen und orten, in wurtzhüsern und sonst steen und
sitzen, daselbst schwetzen, etwa spilen, zechen und
ander unordenlich wesen furen, das auch etlich sei-
en, die undter der kirch thüren stond, zugailen12 und
mutwillen zutreiben, das sie die, so predigen, und
die, so zuhören, irr machen, an etlichen orten auch
die schulthaissen in zeit der predig gericht unnd ge-
maind halten sollen13, Dieweil nuhn den Heiligen
Sontag meniglich zu halten schuldig unnd ainer je-
den Christenlichen obrigkait zustadt, die iren, so
ettwa der sachen unverstendig, schwach unnd uner-
übt, zu ihrem nutz unnd sonnders der seelen hail zu
furdern, So ermanen unnd erinnern wir alle unnd
jede unsere underthanen unnd hinder sassen unserer
obrigkeit, an welchen orten und enden die hinder
uns auff dem land sitzen, die seien gaistlich, welt-
lich, Man, fraw, jung oder alt, niemand außge-
nomen, abermals vätterlich und getrülich, das sy
alle und jeder, insonders sich selbs, Ir weib, kind
und gesind, an die predigen fügen und schicken auff
den Sontag zu zeit der ordenlichen predig am mor-
gen in irer Pfarr, züchtiglich und mit vleis das wort
Gots zu hören und auffnemen. Wir gebiten und wol-
len darbey, das niemands der unsern sin weib, kind,
gesind noch niemands anders, der das wort Gotts
und die predigen, so zu den Sontagen durch die or-
denlichen pfarrer oder die, so dieselben pfarrer dar-
stellen14, beschehen, begerte odder den furgenomen
kirchen ordnungen geleben wolt, davon abziehn

Zum vierten, wiewol dise der Disziplinarordnung vom
7. Februar 1535 (Nr. 19a, S. 251f.) überein.
12 Ausgelassen zu sein, s. FWb 6, Sp. 620f.
13 Vgl. dazu den Abschnitt [7] der Kirchenordnung von
1534 (Nr. 17, S. 244f.).
14 Hier wohl: Vertreten, s. DRW 2, Sp. 717.

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