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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0352
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Straßburg

heissen, die kindlin zum tisch des Herren tragen mit
vertröstung, das der Herre auch sie im h. tauffe inn
sein reich gnediglich auffnemen und zur seligen wi-
dergeburt segnen wölle. Und solle der h. tauff dar-
umb auff dem tisch des Herren gehalten werden,
damit alle handlung von der gemeinde desto
baß33 gesehen und verstanden werde.
§ 17 χInn dem solle der helffer bei dem disch des
Herren stohn und, so bald der pfarrer die rede auf
der cantzel geendet, den gefatteren und anderen, die
die kindlin zum h. tauffe bringen, die gesetzten ar-
ticul fragen und fürhalten. Und so die ir antwort
gegeben und er sie mit einem wort, dem nach zu-
komen, das sie geantwortet, vermanet hat, solle er
inen auch den Glauben mit dapfferer und wolver-
stendiger rede fürsprechen und die kindlin darauff
teuffen. Auff dis solle die kirch alsbald ir letst ge-
sang singen und die, denen das kind geteuffet ist,
dem Herren ir opffer geben. Auff dis gesang solle der
pfarrer die dancksagung von der cantzel fürspre-
chen, wie imm büchlin der kirchen ordnung geset-
zet, und das volck mit dem segen hinlassen.
§ 18 Also solle es gehalten werden mit dem h. tauffe,
wan der under dem gemeinen ampt zu geben ist und
man kein h. abentmal darbei zuhalten hat. |768|
§19 Wann aber das h. abentmal auch zuhalten ist,
so solle nicht destoweniger die erclärung und erin-
nerung des h. tauffs mit der erinnerung und erma-
nung vom h. abentmal beschehen, wie dann inn bei-
den sacramenten die erlösung und gemeinschafft
Christi fürgetragen und mitgetheilet würt, darzu,
das wir das angeporen verderben unser natur besser
erkennen, die gnade Christi und vernewerung hertz-
licher suchen und annemen und also mehr imm Her-
ren und er inn uns leben. Darumb könden und sollen
die erinnerungen von beiden sacramenten mit einan-
der beschehen. Und wie die wort des Herren und
apostels vom h. abentmal inn solcher erinnerung
χ Diaconi officium.
33 Besser.
34 Vgl. Nr. 23, S. 266 und 277.
35 Mk 10,13-16par.

eingefüret werden, also sollen auch die wort des
Herren und apostels vom h. tauff miteinzogen und
kürtzlich erkleret werdenn34.
§ 20 Dergleichen solle auch das gebet für das kind
und die es zum h. tauff bringen inn die anderen ge-
bet, die der pfarrer zum h. abentmal und sunst auff
die sonnetagspredig der gantzen gemeinden Christi
fursprichet, miteinziehen und das gleich vor dem
stück desselbigen gebets, da man bittet umb rechte
haltung des h. abentmals.
§ 21 So dann dis gemein gebet geschehen und das
volcke darauff auch inn der stille gebetten, so solle
der pfarrer das h. evangelion von kindlin35 fürlesen
und heissen die kindlin zum tauff bringen, wie vor-
gemeldet, und damit von der cantzel gohn. Inn dem
aber solle der helffer bei dem disch stohn und die
gemelten fragen den pfetteren36 und anderen, die
das kind dem Herren zum tauffe auffopfferen, für-
halten und ire antwort darauff einnemen37. Dieweil
solle der pfarrer auch zum disch des Herren komen,
den Glauben fursprechen und das kind tauffen. Und
so bald auff den tauff das Vatter unser und die wort
des Herren vom h. abentmal der gemeinden Christi,
wie imm brauch ist, fürsprechen und dann darauff
die h. sacrament des abentmals ausspenden. |769|
Und nach dem dis mit dem lobgesang geendet, solle
er auch inn der gemeinen dancksagung den h. tauff
mit dem abentmal einziehen und umb beide sacra-
ment und die onaussprechlichen gaben Gottes, inn
den beiden empfangen, Got imm namen der gantzen
gemeinde dancken38.
§ 22 Dise weise, den h. tauff zugeben und zu emp-
fahen, ist der hochwürdigkeit des h. sacraments und
dem rechten brauch des selbigen, wie den die alten
Christen aus dem trib39 des h. Geists erhalten ha-
ben, am gemessisten und zu widerbringung rechter
erkantnüs und recht gotseliger und beßserlicher
übung und empfahung dis sacraments nach gelegen-
36 Paten, s. FWb 4, Sp. 154f.
37 Anhören, s. Adelung 1, Sp. 1725f.
38 Vgl. Nr. 29, S. 328.
39 Treiben, Antrieb, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2, S. 737f.

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