37a. Schiedsvertrag zwischen dem Bischof von Straßburg
Nachdem nun wir, die benanten unnderhändler, uff
gnugsame einnemung, abhörung10 unnd erwegung
alles beschehnen furpringens bey beederthail geord-
neten rethen die fridlich anrichtung11 höchstermel-
ter kaiserlicher maiestat declaration mit allem vleis
gesucht, haben wir gedachte partheyen dißmal söl-
licher irer furgefaßten irrungen und spenn12 uff
nachvolgende mitel, mit beederseits gutem wissen,
willen und gedulden, vereinigt und verglichen, wie
hernach volgt:
βErstlich, belangen das burgkrecht der gemeinen
clerisey und deren zugewandten, ist bedacht, das
umb merer ruw und uffgangs13 willen probst, dechan
und capitel, canonicken, vicarien und prebendarien
der stifft zu Sanct Thoman, zum Jungen und Alten
Sanct Peter, zu Allenhailigen14 und die vicarien des
chors hocherstifft Straßburg, auch ire nachkomen,
sambt den iren, zehen jar lanng, die nechsten nach
dato, nacheinander volgendt, die an heut dato iren
anfang haben, in eins ersamen raths der |296r| stat
Straßburg guten schutz unnd schirm, wie hievor,
sein unnd gehalten, daruber auch notwendige ver-
schreibungen den alten schirmbrieven gemeß uffge-
richt werden15. Unnd sollen derselbenn schirms ver-
wandtnuß halben einem rath jerlich unnd zu ußgang
eines jedes der bestimbten zehen jar zu schirmgelt
reichen und geben: Nemblich der stifft zu Sanct
Thoman achtzig guldin, der stifft zum Jungen Sanct
Peter achzig guldin, der stifft zum Alten Sanct Peter
vierzig guldin, Allehailig zwelff guldin und die vi-
carien des chors hocherstifft sibenzig guldin, alles
β Schirm der clerisei.
γ Reconciliatio templorum / Reparatio et consecratio al-
tarium.
10 Vernehmung (von Zeugen), s. FWb 1, Sp. 174.
11 Einführung, s. FWb 1, Sp. 1376.
12 Streitigkeiten, Spanungen (s.v. span).
13 Gedeihen, Blüte, s. FWb 2, Sp. 421f.
14 Das Stift Allerheiligen befand sich im Besitz der Frei-
herren von Müllenheim-Rechberg. Die zwölf Pfründen
(fünf für Geistliche, sieben für Laien) waren dem Stift
Jung St. Peter unterstellt. Vgl. Adam, Kirchengeschich-
te Straßburg, S. 151.
15 Der Magistrat hatte im April 1523 die bis dahin beste-
guter Straßburger wehrung. Dargegen sollen diesel-
ben und die gemein clerisey in der stat Straßburg
und irem gebiet, sambt den beeden officialn, auch
dern beeden collateral notarien der consistorien zu
Straßburg, in krafft dises vertrags der burgkrech-
ten, burgerlicher pflicht und beschwerden, darzu sie
vergangner jaren angehalten worden, entschlagen
sein, doch das sie zuvor, nach der statt gebrauch, uff
dem stall16 unnd am ungelt17, durch sich selbs oder
andere, nach dem rato bitz uff dato abrechnen unnd
bezalen, auch damit obberurter maßen sollicher bur-
gerlichen pflicht unnd beschwerden ledig und in den
stannd, wie hievor, gestöllt sein sollen. Welcher aber
under inen als ein privat person sein burgkrecht be-
halten oder |296v| hernacher sich von newem in das-
selbig oder ein andern sonndern verstannd oder ver-
wandtnuß gegen18 ein ersamen rath begeben wolt,
dem soll es (sovil eim jedem vermöge der rechten
oder einer stat Straßburg freyheit unnd herkommen
zugelasßen) unbenommen sein. Jedoch so hat unnser
gnediger herr von Straßburg etc. seinen furstlichen
gnaden und deren stifft, darzu anndern ordenlichen
obern der clerisei in disem ir ordenliche jurisdiction,
dergleichen ein ersamer rath der stat Straßburg ir
alt herkomen, freyhait und gerechtigkait in alle
wege vorbehalten.
γFür das ander und drit, sovil die reconciliation der
kirchen19, auch erbawung der altarien und deren
consecration belangen thut, ist durch uns, die un-
derhändler, uß guten stattlichen ursachen bedacht,
das die reconciliation der kirchen von unnötten und
henden Schirmverträge mit den Straßburger Stiften auf-
gekündigt. Vgl. Brant, Annalen, Nr. 4440.
16 Zu dieser direkten Vermögenssteuer, vgl. Winckel-
mann , Verfassung S. 611-613. Stall - Einkaufsgeld in
eine Zunft, s. Lexer 3, S. 557.
17 Unter ungeld werden eine Reihe Verbrauchs- und Um-
satzsteuern auf Güter des täglichen Bedarfs (Getreide,
Fleisch, Bier bzw. Wein etc.) sowie Gebühren für die Be-
nutzung städtischer Einrichtungen (Waage, Kaufhaus
etc.) zusammengefaßt. Vgl. Lex. d. MA. 1, Sp. 261 (s.v.
Akzise), HRG 1, S. 87f. und 5, S. 481f.
18 Vereinbarung oder Verbindung mit, s. Grimm, DWb 25,
Sp. 1548 und 2128.
19 Siehe oben Anm. 9.
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Nachdem nun wir, die benanten unnderhändler, uff
gnugsame einnemung, abhörung10 unnd erwegung
alles beschehnen furpringens bey beederthail geord-
neten rethen die fridlich anrichtung11 höchstermel-
ter kaiserlicher maiestat declaration mit allem vleis
gesucht, haben wir gedachte partheyen dißmal söl-
licher irer furgefaßten irrungen und spenn12 uff
nachvolgende mitel, mit beederseits gutem wissen,
willen und gedulden, vereinigt und verglichen, wie
hernach volgt:
βErstlich, belangen das burgkrecht der gemeinen
clerisey und deren zugewandten, ist bedacht, das
umb merer ruw und uffgangs13 willen probst, dechan
und capitel, canonicken, vicarien und prebendarien
der stifft zu Sanct Thoman, zum Jungen und Alten
Sanct Peter, zu Allenhailigen14 und die vicarien des
chors hocherstifft Straßburg, auch ire nachkomen,
sambt den iren, zehen jar lanng, die nechsten nach
dato, nacheinander volgendt, die an heut dato iren
anfang haben, in eins ersamen raths der |296r| stat
Straßburg guten schutz unnd schirm, wie hievor,
sein unnd gehalten, daruber auch notwendige ver-
schreibungen den alten schirmbrieven gemeß uffge-
richt werden15. Unnd sollen derselbenn schirms ver-
wandtnuß halben einem rath jerlich unnd zu ußgang
eines jedes der bestimbten zehen jar zu schirmgelt
reichen und geben: Nemblich der stifft zu Sanct
Thoman achtzig guldin, der stifft zum Jungen Sanct
Peter achzig guldin, der stifft zum Alten Sanct Peter
vierzig guldin, Allehailig zwelff guldin und die vi-
carien des chors hocherstifft sibenzig guldin, alles
β Schirm der clerisei.
γ Reconciliatio templorum / Reparatio et consecratio al-
tarium.
10 Vernehmung (von Zeugen), s. FWb 1, Sp. 174.
11 Einführung, s. FWb 1, Sp. 1376.
12 Streitigkeiten, Spanungen (s.v. span).
13 Gedeihen, Blüte, s. FWb 2, Sp. 421f.
14 Das Stift Allerheiligen befand sich im Besitz der Frei-
herren von Müllenheim-Rechberg. Die zwölf Pfründen
(fünf für Geistliche, sieben für Laien) waren dem Stift
Jung St. Peter unterstellt. Vgl. Adam, Kirchengeschich-
te Straßburg, S. 151.
15 Der Magistrat hatte im April 1523 die bis dahin beste-
guter Straßburger wehrung. Dargegen sollen diesel-
ben und die gemein clerisey in der stat Straßburg
und irem gebiet, sambt den beeden officialn, auch
dern beeden collateral notarien der consistorien zu
Straßburg, in krafft dises vertrags der burgkrech-
ten, burgerlicher pflicht und beschwerden, darzu sie
vergangner jaren angehalten worden, entschlagen
sein, doch das sie zuvor, nach der statt gebrauch, uff
dem stall16 unnd am ungelt17, durch sich selbs oder
andere, nach dem rato bitz uff dato abrechnen unnd
bezalen, auch damit obberurter maßen sollicher bur-
gerlichen pflicht unnd beschwerden ledig und in den
stannd, wie hievor, gestöllt sein sollen. Welcher aber
under inen als ein privat person sein burgkrecht be-
halten oder |296v| hernacher sich von newem in das-
selbig oder ein andern sonndern verstannd oder ver-
wandtnuß gegen18 ein ersamen rath begeben wolt,
dem soll es (sovil eim jedem vermöge der rechten
oder einer stat Straßburg freyheit unnd herkommen
zugelasßen) unbenommen sein. Jedoch so hat unnser
gnediger herr von Straßburg etc. seinen furstlichen
gnaden und deren stifft, darzu anndern ordenlichen
obern der clerisei in disem ir ordenliche jurisdiction,
dergleichen ein ersamer rath der stat Straßburg ir
alt herkomen, freyhait und gerechtigkait in alle
wege vorbehalten.
γFür das ander und drit, sovil die reconciliation der
kirchen19, auch erbawung der altarien und deren
consecration belangen thut, ist durch uns, die un-
derhändler, uß guten stattlichen ursachen bedacht,
das die reconciliation der kirchen von unnötten und
henden Schirmverträge mit den Straßburger Stiften auf-
gekündigt. Vgl. Brant, Annalen, Nr. 4440.
16 Zu dieser direkten Vermögenssteuer, vgl. Winckel-
mann , Verfassung S. 611-613. Stall - Einkaufsgeld in
eine Zunft, s. Lexer 3, S. 557.
17 Unter ungeld werden eine Reihe Verbrauchs- und Um-
satzsteuern auf Güter des täglichen Bedarfs (Getreide,
Fleisch, Bier bzw. Wein etc.) sowie Gebühren für die Be-
nutzung städtischer Einrichtungen (Waage, Kaufhaus
etc.) zusammengefaßt. Vgl. Lex. d. MA. 1, Sp. 261 (s.v.
Akzise), HRG 1, S. 87f. und 5, S. 481f.
18 Vereinbarung oder Verbindung mit, s. Grimm, DWb 25,
Sp. 1548 und 2128.
19 Siehe oben Anm. 9.
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