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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0445
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38. Kirchenordnung von Johannes Marbach

Gleich aber wie man auff die Sontag im fruegebett
nimpt das sontaglich evangelium fur zu erklerenn,
also auff die wercktag durch die gantze wuchenn soll
der evangelisten einer oder der Apostell geschicht
nach ordnung gehandlett werdenn. Unnd soll man
sich befleyßenn, das ja solche |223| fruegebett auf die
wercktag nimmer uber ein halbe stund verzogenn
werdenn388, damit die eehalten389 nit zu lang aufge-
haltenn, bey zeyt wider an ire arbeyt kommen mö-
genn.
Zu endt der predig, nach gethoner vermanung zum
gebett, mag man mit dysenn und dergleychenn ge-
bettlin einem beschließenn:
Almechtiger herr, getrewer Gott unnd vatter, der du
durch dein ewigs göttlichs wort alle ding erschaffenn
hast, segnest und erheltst, wir bitten dich, das du
dein ewig wort, unsern herrenn Jesum Christum,
uns wöllest offenbarenn und in unsere hertzenn
pflantzenn, dadurch wir nach deiner gnad wirdig
werden, deinen gottlichen segenn uber alle frucht

der erdenn und alles, was zu leyblicher noturfft ge-
hört, zu entpfahenn und solche gabenn zum preyß
deines göttlichenn namens und unsers nechstenn
dienst zugebrauchenn, durch den selbigenn unsern
herrenn Jesum Christum etc. |224|
Oder diß umb vergebung der sündenn und ablaßung
der verdienten straff:
O almechtiger Gott, himlischer vatter, der du nit
lust hast an der armen sünder doth, last sie auch nit
gern verderbenn, sonder wilt, das sie bekert wer-
denn und lebenn390, wir bittenn dich hertzlich, du
wöllest die wolverdiente straf unserer sündenn gene-
diglich abwendenn und uns hinfuro zu beßern deine
barmhertzigkeit miltiglich verlühenn, durch unsern
herren Jesum Christum, deinen son, der mit dir etc.
Item auff die hohe fest undt in der wochen darnach
mag man dem volckh dyse gebett fursprechenn, als
von der geburt Christi:
O almechtiger vatter, wir bitten dich etc.

[XIII.] Von der amptpredig391 auf die Sontag, wan man das nachtmal nit halt392

Auff die Sontag nach gehaltnen fruegebett facht die
amptpredig an, im sommer |225| zu 7 ur, im winter
umb 8 ur. Und nach dem mit allen glockenn zu-
samen verleutt ist393, singt man zu erst einen deut-
schenn psalmen, und demnach geht der pfarherr
ubern altar, spricht:
Unser anfang seye im nammen des herrenn, der
himmell und erdenn gemacht hatt.
Geliebten im herrenn, des heutigen Sontags
evangelium beschreybett uns der h. evangelist
Matheus am etc. capittel und laut also etc.
Und wan er solch evangelium verleset, sprichtt er
daruff weyter ein gebettlin auß denn Summariis
christlicher lehr Viti Dietherichs394, so auff solichs

evangelium gestelt und verordnett, und beschleußts
mit dem h. Vatter unser395.
Darauff singt die kirch wider einen psalmen, als das
Kyrie396 oder denn Glauben397 oder einen andernn,
und dan gehet der pfarherr auf die cantzell, thut zu
erst das gebett und verlisett demnach auß seinem
ordentlichenn evangelistenn, den er fur im hatt, so
vil er vermeint und trawtt zu erkleren. Die |226| pre-
dig aber soll nit uber ein stund werenn und wird mit
der vermanung zu dem gebett fur alle stennd be-
schloßenn. Darnach singt die kirch abermal einen
psalmenn, und gibt darauff der pfarrherr dem ge-
genwertigen volckh den segenn mit solchenn oder
dergleychenn wortenn:

388 Ausgedehnt werden.
389 Gesinde, Dienerschaft, s. Anm. 376.
390 Vgl. Ez 18,23 und 33,11.
391 Hauptgottesdienst.
392 Zu den beiden folgenden Kapiteln vgl. auch oben Kap.
VII.

393 Ausgeläutet ist, s. Anm 371.
394 Zu Veit Dietrichs Summarien vgl. oben Anm. 159.
395 Mt 6,9-13.
396 Straßburger Gesangbuch (1541), Bl. Fv - Gr.
397 Straßburger Gesangbuch (1541), Bl. Hv - Kr.

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