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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0454
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Straßburg

Im fall nu, das der catechismus umb 2. ur zu-
halten würde angestelt, wie on das in der stat vast
in allen kirchen breuchlich, so laß man ein halb
stundt zuvor das erst zeichen leuten, ungeforlich uff
ein 4-teil einer stund. Unnd dieweil bey der alten
kirchen die lection der h. schrifft alweg breu-
chig464 gewesen und dan on das dem jungen volck ser
nutzlich unnd dienstlich ist, die gemeinen predi-
genn, in denen allerley exempel unnd geschichten
|256| angezogen465 werden, dester beßer zu versthen,
das sie die historias der heiligen gschrifft zuvor nach
ordnung gelesen hab, so soll nach verleutten des
ersten zeichen vom altar durch einen kirchendiener
uß der h. biblia ein capitel oder zwey mit den Sum-
mariis Viti Dieterichs466 verlesen werdenn. In der
weilen versamlet sich die jugendt zuhauff, und noch
volendter lection leuth man zusamen.
Als für die gar jungen und so aller erst anfahen, die
6 stück467 nach den worten on außlegung zuerzelen,
sollen sechß benck gestelt werdenn, lang oder kurtz,
je nach dem der kinder wenig oder viel seindt: Uff
den ersten würden gesetzt die kleinsten, so noch am
Vatter unser lernen, uff den anderen, die den Glau-
ben, uff den dritten, die die Zehen Gebott, uff den
vierdten, die die wort vom h. tauff, uff den fünfften,
die die wort vom nachtmal des |257| herren, und uff
den 6. die, so die wort vom gwalt der schlussel unnd
christlichen bußzucht lernen. Undt soll kein kindt
mit der außlegung beschwert werden, das nit zuvor
dise 6 stück wol erlernet hab unnd aller ding die von
wort zu wort zuerzelen färtig und leffig468 sey.
Welche aber jetz so weit in der lehr kümen sind,
das sie, wie gemeldt, dise 6 stück ußwendig künnen
erzelen unnd uffsagenn, für die sollen dan wider 6
andere classes verordnet und angericht werden, in
denen sief nach ordnung der 6 stück die ußlegung
unnd erklärung lernen, wie die im catechismo ver-
zeichnet und der rechte, ware christliche verstandt
uffs einfältigst unnd kürtzest ist dargethon worden.

f Gestr.: angefürt.
464 Gebräuchlich.
465 Angeführt, erwähnt, s. FWb 1, Sp. 1615f.
466 Zu diesen vgl. oben Anm. 159.

Und soll mit disen auch dieselbig ordnung fleißig
gehalten werden, das sie in der lehr von einem stuck
zu dem anderen uffsteigenn und vor nit weder das
dritte oder vierdte stück anfangen lernen, sie kün-
nen den zuvor das erst und ander wol, angefangen
von den Zehenn Gebotten, wie die ordnung des
catechismi in der ußlegung selbs mitbringt.
Wan nu etliche kinder jetzt so weit gebracht sindt,
das sie auch der sechs stück christlicher lehr ußle-
gung gelernet haben, so sollen sie dan der gantzen
kirchen zur verhör fürgestelt wer-|258| den und nach
erzelung ihres catechismi und freiwilliger begebung
in die straff und gehorsame der kirchen Christi mit
hendufflegung und dem gebett dem herrn Christo
unnd seiner lieben kirchen befolhen werden, aller
massen unnd gestalt, wie droben im artickel von der
kinderfirmung vermeldt ist469.
Die aber, so jetz den gantzen catechismum kön-
nen und der kirchen also fürgestelt seind worden,
damit sie noch beßer geübt unnd nit algemach470 das
jenig, so sie mit müe und arbeit gelert seindt, wider
vergessen, so sollen aber mol auch für dise kind an-
dere 6 stuck oder claßes gestelt werden, da sie die
haußtaffel fürnemen und in deren eben mit dersel-
bigen ordnung fürtschreitten wie in den 6 stucken
des catechismi, als die das erste teil vom kirchen-
dinst lernen, uff den ersten, die das ander teil von
weltlicher oberkeit, uff den andern und so fort an.
In der weilen sie aber an diesen stücken lernen, sol-
len je zu 14 tagen die vorgende 6 stück des catechis-
mi mit ihnen repetirt und widerholet werden.
Wo aber gelegenheit ist, das die jugendt, knaben
und döchterlein, so weit komen seindt, das sie ihren
catechismum sampt der haußtaffel ußwendig kön-
nen, so mügen die |259| kirchendiener auch diß exer-
citium mit ihnen fürnemen, damit sie ja ursach gnug
haben, sich nit uff Sontag zu absentiren, sonder
heist, wol stets unnd alwegen, biß sie gantz erwach-

467 Zu den sechs Hauptstücken s. oben S. 428.
468 Bewandert, s. Grimm, DWb 12, Sp. 331 (s.v. läufig).
469 Siehe oben S. 395-399.
470 Allmählich, s. FWb 1, Sp. 771.

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