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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0691
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61. Kirchenordnung

zu erhaltung Christlicher Kirchendisciplin nutz und
fürständig686, Das, was sich mit solchen mangelhaff-
tigen Personen zugetragen und verloffen, was mit
ihnen gehandlet worden, wie weit mans gebracht
hab, wie und wa sie sich halten und was ihrenthal-
ben Hoffnung oder nit, im Convent mit seinen
Umbständen ordentlich und warhafftig referiert und
berichtet werde, Fürnemlich auch der ursach hal-
ben, Das die andere Pfarrer und Kirchendiener
solcher verloffenen Sachen halben ein gründtlichs
Wissen haben und sich gegen den angezeigten ärger-
lichen Personen aller gebür nach sovil desto gewahr-
samer in ihren Pfarren zuverhalten wissen.
ψDiesem andern Stuck oder Theil sind mit an-
hängig: Erstlich, Was von frembden Orten zun zei-
ten an einen Kirchen Convent geschrieben und von
Kirchen und Religions sachen rathgefragt wirdt, Als
da Irrung und Streit uber die Artickel unserer
Christlichen Lehr fürfallet Oder uber andern Sachen
zwischen Kirchendienern Unwillen und Zwitracht
erwachsen thut, Doch also, das dem Präsidenten frei
ist und bleibet, von Religions sachen, die ihme in-
sonderheit vertrawet und zugeschrieben werden, es
sei von hohes oder nidern Stands Personen, diesel-
bigen entweder ihme selber zubehalten oder aber
sich in Geheim mit den Pfarrern zuberathschlagen
Und entlich im fall der Noth, wafern |316| die Sachen
oder Geschäffte gleich mit die Straßburgischen Kir-
chen anlangen und betreffen wolten, dem gantzen
Convent zu communicieren. Fürs ander die Theo-
logica Examina, wann Kirchendiener zu ordinirn
sind, Davon hiebevor pag. 286 ein besonderer Ar-
tickel zufinden, Wie und welcher gestalt solch
Christlich werck solle verrichtet werden.
ωZum dritten, Weil die herwachsende Jugent nit der
geringste theil der Kirchen ist Und nicht wenig dar-
an gelegen, welcher maßen dieselbige zum Gottes-

ψ Beratschlagung von frembden Kirchengeschäfften.
ω III. Was die herwachsende Jugend belangt.
α Das Kirchen gesang im Münster und den andern Pfar-
ren.
β Ubung des Gesangs in den Schulen.
γ Besuchung der Predigten am Sontag.
δ Besuchung des Kinder berichts.

dienst angeführt und angerichtet687 werde, als die
täglich an der Alten absterbenden Statt kommen,
So soll im Kirchen Convent hievon geredt und ge-
handlet werden, Und das im jahr zum wenigsten zu
vier malen, Allewegen in dem Convent, wann am
Sontag hernacher die grosse Catechismus predigt
gethan wirdt.
Es sollen aber in solchen vier Conventen diese
folgende Artickel der Ordnung nach fürgenommen
und davon geredet werden: αDer erste, Ob in allen
Pfarren am Sontag, wie auch die gantze Wochen
uber im Münster, das Kirchengesang recht bestellet
seie Und dem Musico die verordnete Schuler von
S. Wilhelm unnd S. Marx hiezu gebürlich helffen.
βDer ander, Ob auch beide in den untern Clas-
sibus der Schule und in den teutschen Lehrhäußern
mit der Jugend die Psalmen und Kirchengesäng ge-
sungen und geubet werden, Damit sie hernacher in
der Kirchen desto besser zustimmen688 und mit ih-
ren Stimmen das gantze Gesang helffen führen und
erhalten.
γDie dritte, Ob sie auch angehalten und ver-
mahnet werden, am Sontag die Amptpredigt, die
Mittags predigt und demnach die Abentpredigt zu-
hören, Das sie auch |317| ihre Evangelia und Gesang-
büchlin mit bringen und sich weder wegern noch
schewen sollen mit zu singen, Als das in der Kirchen
neben dem Anhören der Predigt ihr fürnemstes
Ampt sei.
δDer vierte, Ob die ubrige Jugend, die noch so
groß nicht erwachsen und aufkommen689, am Sontag
fleißig den Catechismum und Kinderbericht besu-
che.
εDer fünfte, Ob der teutsche Catechismus in der
Lateinischen Schule in den vier understen Classen
und dann sonst in allen teutschen Lehrhäußern
durchauß mit der Jugent fleißig geübt werde.

ε Ubung des Catechismi in den Schulen.
686 Förderlich.
687 Angeleitet und unterrichtet, s. FWb 1, Sp. 1116 und
1375.
688 Mitsingen, s. Grimm, DWb 32, Sp. 853.
689 Entwickelt, s. FWb 2, Sp. 508.

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