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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0706
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Straßburg

chengesang, 7. Von Ehe sachen, als den verbottenen
Gradibus der Blutfreundtschaft und Schwager-
schaft, von heimlichen Verlöbnussen one vorwissen
der Eltern, Vögte und Verwandten, Auch von den
Hochzeiten, 8. Von dem Allmosen und Versorgung
der Armen, 9. Von allerlei offentlichen Sünden und
Lastern, die da möchten im Schwang gehn und är-
gerlich sein, 10. Von der Kirchen Zucht und Disci-
plin entgegen solchen Lastern und Sünden, 11. Von
den Sigristen, 12. Von den Kirchengebäwen, Pfarr-
häusern, Besoldung der Kirchendiener, auch den
Kirchen- oder Widumb Gütern.
III. Mit was Ordnung und Maß diese Geschäfte
sollen verrichtet werden
Wann man an einem Orth die Kirchen Visitation
will an die hand nemen, So soll dessen zuforderst der
Amptmann oder Vogt desselben Orts erinnert wer-
den, Damit er es dem Pfarrer, Schultheißen, Kir-
chenpflegern, Gerichtsleuten und der gantzen Ge-
mein zuwissen mache, Auf das sie sich alle wissen,
einheimisch zu halten, Und welche in sonderheit
verhöret werden, auf die gewohnliche Fragstucke
sich desto fleißiger bedencken.
Wann man dann an jedes Ort gelanget, |356| Werden
erstlich der Pfarrer, Schultheiß, Kirchenpfleger und
Gerichtsleute für die zu der Visitation verordnete
Regimentsherren und den Praesidenten des Kirchen
Convents sampt dem Amptmann oder Vogt erfor-
dert Und ihnen durch der Herren einen vermeldet,
wie das die Kirchen Visitation solle gehalten wer-
den. Da werden sie von dem Kirchendiener die
Puncten und Articul abermals hören erzehlen, dar-
auf sie hernach sollen befragt werden. Auf dieselbe
sollen sie fleißig achtung geben, Dann sie werden bei
den Eiden, damit sie der Oberkeit verpflicht und
verbunden, darauf müßen antworten.
Auf solches halt ihnen dann zum andern der Kir-
chendiener die obvermeldte Articul für Und fasset
742 Hauptgottesdiensten.
743 Mahl nach der Kindertaufe, s. Grimm, DWb 11,
Sp.772.

dieselbe umb mehrer Gedächtnuß und Nachrich-
tung willen in nachfolgende fünf Hauptpuncten:
Als zum Ersten von dem Pfarrer und desselben
nit allein Ampt und Dienst, wie er denselbigen ver-
richte in allen oberzehlten Stucken, Sondern auch
von seinem Leben und Haußhaltung, wie es damit
beschaffen, ob es aufferbawlich und unärgerlich seie.
Zum andern Von den Zuhörern, wie sich dieselbe
verhalten, so viel den Gottesdienst anlanget, [1.] Ob
sie die Predigten Göttliches worts so wol am Sontag
vor und nach Mittag als an den Wercktagen fleißig
besuchen Und bei denselben zu rechter zeit erschei-
nen, auch biß zu Ende und gesprochenem Segen ver-
harren, 2. Ob sie auch den Gesang in der Kirchen
helffen erhalten und mit singen, 3. Und in den Son-
täglichen Amptpredigten742 und zu den hohen Festen
ihre Allmosen legen, 4. Ob sie zum heil. Abendmal,
wann dasselbe gehalten wird, mit fleiß sich schicken
und in der Vorbereitung bei dem Pfarrer zuvor sich
erzeigen, 5. Ob die jenige, welchen Gott, der Herr,
junge Kinder bescheret, dieselbe |357| bei zeit laßen
tauffen, 6. Und solche Gevattern erbitten, die beides
der Bekantnuß und deß Wandels halben unärgerlich
seien, 7. Ob auch bei den Kindschencken743 Ordnung
gehalten und kein Uberfluß getrieben werde, 8. Oder
aber, ob etliche unter der Gemeine seien, die Gottes
wort gar nit oder doch selten hören, die Sacramenta
verachten und versaumen und mit Irrthumb und
verführischer Lehre behaft, und wer dieselbige seien,
Damit man ihnen bei zeit begegnen744 und sie eines
Bessern berichten könde, Auf das sie nit Andere mit
sampt ihnen verführen oder doch ärgern.
Zum dritten, Was es dann mit der herwachsen-
den Jugend von Knaben und Töchtern und mit dem
Catechismo für eine gelegenheit habe, Ob der Pfar-
rer auch im selbigen Stuck seinen fleiß beweise, Und
wie oft er in der Wochen, sonderlich zu Winters zeit,
wann das Volck müßiger ist, den Catechismum hal-
te, Ob die Eltern und Meisterschaft auch ihre Kin-
der und Gesinde und unter denselben nit nur die
kleineste und mehrertheils noch gar unverständige,
sondern auch die grössere und erwachsene zum Ca-
744 Hier: entgegenwirken, s. FWb 3, Sp. 556.

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