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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0106
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Grafschaft Hanau-Lichtenberg

jugiren, darauff Praecepta Grammaticae und Syn-
taxis Golii33 für die Handt nehmen, Vocabula Bent-
zii, Disticha Catonis34, Neaniscas Sturmii35, Epi-
stolas Ciceronis, ihren teutschen und lateinischen
Catechismum Lutheri, auch Psalmen Davidts ler-
nen, recht teutsch und lateinisch schreiben oder Ar-
gumenta componiren, auch das Teutsch oder Latei-
nisch Evangelium am Sontag Morgen vor der
Predig uffsagen. Die Teutsche aber sollen nach Ge-
legenheit ihres Alters die gewohnliche Stunden
buchstabieren, das Nahmenbuch36, den Catechis-
mum Lutheri, das Evangelienbuch, Jesus Syrach,
Psalter Davidts, Teutsch Testament Lutheri und
geschriebenen Briefe lesen, auch Schrifften uffwei-
sen, die gewohnliche Predigten besuchen, dem Ge-
sang beiwohnen, den Catechismum Lutheri und
teutsche Psalmen uffsagen, die Rechenkunst üben,
mit dem Gebett alwegen anfahen und schliessen und
am Sontag die Kinderlehr in der Kirchen37 besu-
chen.
πEntlich und zum Sechtzehenden ist Unser Will und
Meinung, dass diese Leges an allen Ortten Unserer
Grave- und Herschafften nicht allein, so baldt sie
ankommen, durch die vorgeschriebene Scholarchas
und Inspectores inn der Schul praesentirt und den

π 16. Legum publicatio.
33 Theophil Gol I. (Golius), * 1528 in Straßburg, † März
1600, war 1548-1572 Lehrer der Prima des Straßburger
Gymnasiums, ab 1572 dann Prof. für Dialektik an der
Akademie. 1576/77, 1582/83 und 1589/90 bekleidete er
das Amt des Dekans der Akademie. 1584 veröffentlichte
er bei Wendelin Rihel in Straßburg die „Grammatica
Latina“ und die „Syntaxis Latina“. Vgl. Bopp, Geistli-
che, Nr. 1738; Schindling, Hochschule, S. 41, 62f.,
127 und 178f.; Sitzmann, Dictionnaire 1, S. 625.
34 Die „Disticha Catonis“ sind eine spätantike Sammlung
von Sentenzen, die in insgesamt 144 hexametrischen Di-

Schulmeistern ordentlich vorgelesen werden, welche
mit Handt gegebenen Trewen an Eidesstatt, solche
(soviel möglich) unverbrüchlich zu halten und ins
Werk zu richten, angeloben und versprechen sollen,
sondern auch von jedem Pfarrer seines Amptfle-
ckens an einem gelegenen Sontag nach der Predig
offentlich von der Cantzel der Gemeine notifi-
cirt38 und verkündet werde, damit sich also mennig-
lich, so wohl Schulmeister, Elttern und Kinder,
nach denselben haben zu richten.

Der Allmechtige Gott und Vatter Unsers Herrn und
Heylandtes Jesu Christi verleihe die Gnadt seines
heiligen Geistes, damit solches allerseits recht be-
trachtet, Gottes Ehr und Name befürdert, sein
Reich erweittert, auch der Kirchen und herwachsen-
den Jugendt Zeitliche und Ewige Wohlfarth einig
und allein gesucht werden möge, Amen.
Geben Buchsweyler under Unserm, Grave Johann
Reinhardts zu Hanaw unnd Zweybrücken etc., uff-
getruckten Cantzley secret Innsigel, den 29ten
Martii Im Jar Christi, Unsers Einigen Erlössers,
Heilandts und Seeligmachers, Ein Tausent Sechs
Hundert und viertzehen.

stichen Regeln für eine gelungene Lebensführung geben.
Während des Mittelalters und der Frühen Neuzeit dien-
ten die „Disticha Catonis“ als Eingangslektüre für den
Lateinunterricht an Schulen und Universitäten.
35 Der Rektor des Straßburger Gymnasiums Johannes
Sturm hatte 1565 eine kleine Sammlung von vier Schü-
lergesprächen zu Übungszwecken unter dem Titel
„Neanisci “ (VD16, S 9951) herausgegeben, die mehr-
fach gedruckt wurde.
36 Namenbücher sind ABC-Fibeln, mit deren Hilfe das Le-
sen und Schreiben eingeübt wurde.
37 Vgl. Nr. 6, S. 54.
38 Bekannt gemacht, s. DRW 9, Sp. 1585.

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