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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0159
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8. Bericht des Predigers Arnaud Banc über die Lehre der Gemeinde [1561]

chen sind, deren der glaub offenbar ist unnd notwen-
dige gescheft haben, das laßen wir zue. So sie aber
von den frembden ketzern oder anndern reden wel-
len, die wider den christlichen glauben leben, so zei-
gen wir ahn, das solches wider Got ist umb zwo ur-
sach willen: Das ein darumb, das die zusagung den
vatern unnd müttern gethon ist, Gene. 17c cap. [7],
oder iren eins, in der 1. Cor. 7. cap. [14], das annder,
das die pfetern26, die die kinder zum tauff bringen,
keinen gwalt uber sie haben unnd die zusagung, die
sie deßhalben thun, ist nur ein lauter spot Gotes, ein
gar groß prophanation deß tauffs Jhesu Christi, wie
wir dann wißen, das die widerteufer ire kinder, so sie
groß werden, wider taufen laßen.
Deßhalben haben die kirchen, so reformiert seindt,
wie dise hieyge, durch meine vorfaren, gelert unnd
erfarnen personen (haben auch gut fug unnd recht
darzue gehabt), allweg vestiglich gehalten, das die
vater ire kinder zum tauff solten laßen bringen unnd
selbs da erscheinen, urkhundt ires glaubens zugeben.
Weiter, in unnßrer kirchen tauffen wir die kinder uf
den geordneten tag der predig, als am Sontag in den
zweien predigen, am Zinstag27 unnd am | Dunerstag,
so man predigt. Unnd kunden in keinem weg den
brauch der kirchen beweren28, die zue allen stunden
die kinder zum tauff enntpfahen, umb der hernach-
geschribnen ursach willen: Unnd erstlich darumb,
das aus einfeltikhait der bebstlichen und aus einer
verkheerten bösen opinion, das29 sie weenen30, so die
kleinen kinder der glaubigen ungetaufft sterben, so
seien sie verdambt, das doch wider Paulum ist,
1. Corinth. 7. cap. [14], da er sagt, das die kinder der
glaubigen von mutter leib gehailiget seien. Item, die
kinder deß ißrahelitischen volckhs, die vor dem
80sten tag starben, die waren als wol der gnaden
Gotes thailhaftig. Sunst wurdt David sich nit ge-
freyet unnd getröst haben, da ime sein kleiner sohn
starb. Er wurdt auch nit gesagt haben: Ich will zue
ime, im 2. buch Samuel cap. 12 [23]. Paulus, Ephe.

c Hs.: 7.
26 Paten, s. FWb 4, Sp. 154f.
27 Dienstag.
28 Anerkennen, s. FWb 3, Sp. 1999f.

cap. 1 [4], zaigt lauter ahn, das Got uns hat in Jhesu
Christo erwelet, ee der weldt grundt gelegt war, das
wir solten sein heilig. Wan schon die kleinen kinder
der christen ohn den tauff sterben, so sindt sie doch
die außerwelten Gotes unnd sind selig31. Nun sollen
wir urtheilen, das sie vom Herren erwölt sind, die-
weil Got sein zusagung den vätern unnd inen gethon
hat, welches unns dient als ein urkhundt irer elec-
tion, erwelung und selickhait. Weiter geburt unns
nit, die urtheil Gotes zuwißen noch zuergründen,
sunder sie demuetiglichen | anbeten unnd eeren.
Darzue kumbt ein solcher brauch von einem aber-
glauben: Setzen die gnad Gotes an die ellementen
unnd weenen, das der tauf unnd das nachtmal ex
opere operato, ist als vil gesagt: durch die craft deß
werckhs, so gemacht ist, [das] es den menschen ohn
den glauben selickheit brechte, also, das sie ire hof-
nung und vertrawen da setzen unnd suchen darinn,
was allein im bluet unsers herren Jhesu Christi ge-
funden wurdt. Dann wir sollen halten fur ein be-
schluß unnd resolution, das der todt unnßers herrn
seie das hail der großen unnd der kleinen unnd sein
bluet die abwaschung irer seelen unnd con-
scientz32 etc. Unnd inhalt deßen seindt meinglich
von der kirchen Ißrahel abgestorben, haben die be-
schneidung nit enntpfanngen und seindt selig wor-
den, wie wir leßen, das sie ohn die beschneidung uf
viertzig jar in der wüste seindt geweßen. Unnd vor
der zeit Abraham haben die glaubigen kein be-
schneidung nit gehabt, nit desterminder haben nit
underlaßen, selig zuwerden. Deßgleichen auch vil
kinder der christen seind ohn den tauff deß waßers
abgestorben unnd seind selig worden, wie auch un-
aussprechlich vil seindt, die das nachtmal nit ennt-
pfangen haben unnd nit destoweniger deß leibs unnd
bluets theilhaftig worden33. Dargegen vil beschnit-
ne, die das osterlam geeßen haben und vil opfer ge-
thon, seindt verdorben unnd umbkhomen, | wie in
der 1. Corinth. 10. cap. [1-5], Johan. 6 [49], Hebre. 3
29 Da, weil, s. FWb 5, Sp. 246f.
30 Annehmen, meinen, s. Grimm, DWb 27, Sp. 652f.
31 Vgl. Nr. 4, Art. 27.
32 Gewissen.
33 Vgl. Nr. 4, Art. 27.

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