11. Eheordnung [1530/1534]
halb eins bestimptenn manots fristh eröffnen | und
die angenommen ee mit offnem kilchgang bestät-
tenn, damit mengklich wussen mag, das sie eelutt
syenn unnd desßhalb zu erenn, on ergernusß by ein-
andern sitzenu32.
Was scheydungenn der ee pringenn mogen33
Wir habenn gezugknus in der hellgenn gschrifft, das
von eepruchs wegenn die eelutt gescheidenn mogen
werden34. Diewyl aber hierunder vyl gevärd35 geüptt
und erdacht, habenn unnser herrenn geordnet, das
kein eegemachel, ouch von offenlichs eepruchs we-
gen, den andern sinen eegemachel eigens gwallts
verlassenn oder von im schlachen36 mog, diewyl
doch in eigner sach niemands sin selbs richter sin
sol37, sunder der teyl, so des nit empären38, sol ange-
zeigte scheidigung von eepruchs wegen zuvor vor
den commissaryenn und eerichternn39, von unnser
oberkeytt darzu mitt vollmächtigem gwallt verord-
net, beschechen unnd dem unschuldigenn teil, was
er furer zetund fug, glimpff und recht hab, rechtlich
erteylt werden etc.
vDann ob einer oder eine vor söllicher scheidigung
eigens gwalts einem oder einer andren kunfftige ee
versprechenn oder gegenwurttige ee zusagen und
liplich byschlaffenn daruff volgenn wurde, das sol
nerthalbenn eins bestimptenn monats fristh eröffnen
unnd offenbar machenn unnd die angenommen ehe mit
offnem kilchenn ganng bestättigenn, damit menniglich
wüssen trag, das es eheleuth syen.
v Überschrift in B: Waß ein eebruch genempt mag werden.
w B: darinn.
x Überschrift in B: Von untauglichkeit der ee persunen.
y Gestr. in A: sachenn.
32 Der letzte Abschnitt über die Verheiratung der Geistli-
chen findet sich in der Basler Reformationsordnung am
Ende des Kapitels „Vom eebruch unnd uneelicher by-
wonung“ (Dürr / Roth, Aktensamlung 3, Nr. 473,
S. 405).
33 Die ersten drei Abschnitte dieses Teils sind dem Kapitel
„Was ein ee scheiden möge“ der Basler Reformations-
ordnung von 1529 (Dürr / Roth, Aktensammlung 3,
Nr. 473, S. 398) entnommen, der vierte Abschnitt dem
Kapitel „Von den eerichtern“ (ebd., S. 399).
34 Mt 5,32 und 19,9.
gantz nit fur ein ee, sunder fur ein eebruch geachtett
unnd fur ein eebruch harttigklich gstrafft werden. |
Ein offnenn eepruch, darumw scheidung besche-
chenn mag, achten unnser herren und nampsen40
den, welicher an offner datt ergriffenn oder vor den
eerichternn unnd commisßaryenn mit offner gnug-
samer kundtschaft (wie recht ist) erfunden und er-
wysenn werden mag.
xOb sich in eelichery scheidigung ander sachenn
zutrügenn, alls da ein teil von natur zu eelicher
pflicht untuchtig oder so eins das lebenn verwurckt
oder eins nit sicher vor dem andern wäre, alls
wütend, unsinnig, oder eins das ander unerloupt
verlassenn, mit hury tratzenn41 oder usßetzig wur-
den42 unnd ander glich zufäl, von welicher menigfal-
tickeytt niemands kein gewusß gesatz machen kan,
mogen die eerichter und comisßaryenn den handel
erfarenn43 unnd, wie si Gott unnd gestallt der sach
wyset, ersamklich und wol handlen etc.
35 Arglist, Täuschung, s. FWb 6, Sp. 430-432.
36 Verstoßen, Vertreiben, s. Grimm, DWb 15, Sp. 378;
Idiotikon 9, Sp. 308f.
37 Dieser Rechtsgrundsatz findet sich in Cod. Iust. 3,5
(ClCiv, ed. Krüger, 2, S. 125).
38 Davon nicht abstehen will, s. DRW 2, Sp. 1540.
39 Das Ehegericht war Anfang 1529 vom Magistrat der
Stadt Mülhausen eingerichtet worden. Das früheste er-
haltene Protokoll des Gerichts datiert vom 13. April
1529. Vgl. Moeder, Mariage, S. 24.
40 Nennen, s. Grimm, DWb 13, Sp. 348; Idiotikon 4,
Sp. 755f.
41 Den Ehepartner des Ehebruchs bezichtigen, s. Idiotikon
14, Sp. 1662f.
42 Zur Ehescheidung in den Fällen von Aussatz vgl. z.B.
Friedrich Merzbacher, Die Leprosen im alten ka-
nonischen Recht, in: ZSRG.K 53 (1967), S. 27-45; Bu-
CER, Deutsche Schriften 10, S. 30-32, 38f. und 129-131.
43 Untersuchen.
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halb eins bestimptenn manots fristh eröffnen | und
die angenommen ee mit offnem kilchgang bestät-
tenn, damit mengklich wussen mag, das sie eelutt
syenn unnd desßhalb zu erenn, on ergernusß by ein-
andern sitzenu32.
Was scheydungenn der ee pringenn mogen33
Wir habenn gezugknus in der hellgenn gschrifft, das
von eepruchs wegenn die eelutt gescheidenn mogen
werden34. Diewyl aber hierunder vyl gevärd35 geüptt
und erdacht, habenn unnser herrenn geordnet, das
kein eegemachel, ouch von offenlichs eepruchs we-
gen, den andern sinen eegemachel eigens gwallts
verlassenn oder von im schlachen36 mog, diewyl
doch in eigner sach niemands sin selbs richter sin
sol37, sunder der teyl, so des nit empären38, sol ange-
zeigte scheidigung von eepruchs wegen zuvor vor
den commissaryenn und eerichternn39, von unnser
oberkeytt darzu mitt vollmächtigem gwallt verord-
net, beschechen unnd dem unschuldigenn teil, was
er furer zetund fug, glimpff und recht hab, rechtlich
erteylt werden etc.
vDann ob einer oder eine vor söllicher scheidigung
eigens gwalts einem oder einer andren kunfftige ee
versprechenn oder gegenwurttige ee zusagen und
liplich byschlaffenn daruff volgenn wurde, das sol
nerthalbenn eins bestimptenn monats fristh eröffnen
unnd offenbar machenn unnd die angenommen ehe mit
offnem kilchenn ganng bestättigenn, damit menniglich
wüssen trag, das es eheleuth syen.
v Überschrift in B: Waß ein eebruch genempt mag werden.
w B: darinn.
x Überschrift in B: Von untauglichkeit der ee persunen.
y Gestr. in A: sachenn.
32 Der letzte Abschnitt über die Verheiratung der Geistli-
chen findet sich in der Basler Reformationsordnung am
Ende des Kapitels „Vom eebruch unnd uneelicher by-
wonung“ (Dürr / Roth, Aktensamlung 3, Nr. 473,
S. 405).
33 Die ersten drei Abschnitte dieses Teils sind dem Kapitel
„Was ein ee scheiden möge“ der Basler Reformations-
ordnung von 1529 (Dürr / Roth, Aktensammlung 3,
Nr. 473, S. 398) entnommen, der vierte Abschnitt dem
Kapitel „Von den eerichtern“ (ebd., S. 399).
34 Mt 5,32 und 19,9.
gantz nit fur ein ee, sunder fur ein eebruch geachtett
unnd fur ein eebruch harttigklich gstrafft werden. |
Ein offnenn eepruch, darumw scheidung besche-
chenn mag, achten unnser herren und nampsen40
den, welicher an offner datt ergriffenn oder vor den
eerichternn unnd commisßaryenn mit offner gnug-
samer kundtschaft (wie recht ist) erfunden und er-
wysenn werden mag.
xOb sich in eelichery scheidigung ander sachenn
zutrügenn, alls da ein teil von natur zu eelicher
pflicht untuchtig oder so eins das lebenn verwurckt
oder eins nit sicher vor dem andern wäre, alls
wütend, unsinnig, oder eins das ander unerloupt
verlassenn, mit hury tratzenn41 oder usßetzig wur-
den42 unnd ander glich zufäl, von welicher menigfal-
tickeytt niemands kein gewusß gesatz machen kan,
mogen die eerichter und comisßaryenn den handel
erfarenn43 unnd, wie si Gott unnd gestallt der sach
wyset, ersamklich und wol handlen etc.
35 Arglist, Täuschung, s. FWb 6, Sp. 430-432.
36 Verstoßen, Vertreiben, s. Grimm, DWb 15, Sp. 378;
Idiotikon 9, Sp. 308f.
37 Dieser Rechtsgrundsatz findet sich in Cod. Iust. 3,5
(ClCiv, ed. Krüger, 2, S. 125).
38 Davon nicht abstehen will, s. DRW 2, Sp. 1540.
39 Das Ehegericht war Anfang 1529 vom Magistrat der
Stadt Mülhausen eingerichtet worden. Das früheste er-
haltene Protokoll des Gerichts datiert vom 13. April
1529. Vgl. Moeder, Mariage, S. 24.
40 Nennen, s. Grimm, DWb 13, Sp. 348; Idiotikon 4,
Sp. 755f.
41 Den Ehepartner des Ehebruchs bezichtigen, s. Idiotikon
14, Sp. 1662f.
42 Zur Ehescheidung in den Fällen von Aussatz vgl. z.B.
Friedrich Merzbacher, Die Leprosen im alten ka-
nonischen Recht, in: ZSRG.K 53 (1967), S. 27-45; Bu-
CER, Deutsche Schriften 10, S. 30-32, 38f. und 129-131.
43 Untersuchen.
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