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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0320
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Mülhausen

Ein morgen gebätt
O Herr, Gott, himmelischer vatter, Ich sag dir lob
und danck, daß du mich dise nacht |C lv| und alle
vorige zyt in dinem schirm erhalten unnd durch din
gnaad uff dise gegenwirtige stund hast kommen las-
sen. Ich bitt dich von hertzen, du wöllest mich nun
gnädigklich annemmen, hüt unnd alle zyt mines
läbens, und mich durch dinen heiligen Geist regie-
ren, uff daß alle finsternuß deß ungloubens und
fleischlicher begirden uß minem hertzen ußgetriben
werdind unnd ich durch ein rechtgeschaffnen Glou-
ben gerechtfertiget werde mit lyb unnd seel, In dem
liecht diner Göttlichen warheit wandle zu dinem lob
und mines nechsten nutz und besserung, Durch Je-
sum Christum, unseren Herren, Amen.
Ein schlaff gebätt
O Herr, Gott, himmelischer Vatter, wir schlaffind
oder wachind, läbind oder sterbind, so sind wir
din62. Ich bitt dich von hertzen, du wöllist sorg für
mich tragen und mich nit verderben lassen in den
wercken der finsternuß, Sonder das liecht dines an-
gesichts in minem hertzen anzünden, uff daß din
Göttliche erkanntnuß durch ein rechten glouben in
mir zunemme und in allweg in dinem willen erfun-
den werde, Durch Jesum Christum, unseren Herren,
Amen.
Uber Tisch
O Allmächtiger, ewiger, gütiger Gott, himmelischer,
getreüwer, lieber vatter, der du |C 2r| spysest und er-
neerest alle läbendige creaturen63, Spyß und trenck
uns mit allen dinen zytlichen und geistlichen gaaben
Und gib gnad, daß wir die nit mißbruchind, sonder
zu dinem lob und aller eerlicher arbeit gesterckt
werdind, frommklich und unschuldig vor dir und
unserem nechsten wandlen mögind, Durch Jesum
Christum, unseren Herren, der dich im geist unnd
62 Vgl. Ps 3,6; Röm 14,8; 1Thess 5,10.
63 Vgl. Ps 136,25; Ps 145,15; Mt 6,26par.
64 Lebensunterhalt (s. Anm. 42).
65 Vgl. Joh 6,23.

warheit also hat geleert anbätten: Unser Vatter, der
du bist in den himmlen, geheiliget werd din nam etc.
Ab Tisch
Allmächtiger, eewiger, gütiger Gott, himmelischer,
getreüwer, lieber vatter, wir sagend dir lob, eer und
danck umb dise und alle dine gutthaten, so wir ye
von diner milten hand empfangen habend, Unnd
bittend dich von hertzen, daß, wie du unsere lyb
gespyset unnd getrencket hast, also ouch unsere see-
len alle zyt in waarem glouben und diner erkannt-
nuß durch dinen geist unnd wort gnädigklich er-
halten wöllist, Durch Jesum Christum, unseren
Herren, Amen.
Uber Tisch
Wir armen, dürfftigen menschen sagend dir danck
umb dise spyß und tranck, die du uns, O gnädiger
vatter im himmel, zu unserem lyblichen ufent-
halt64 gegeben unnd gehei- |C 2v| liget hast, mit
dancksagung zu niessen65. Wir bittend dich umb die
spyß der engel, das waar himmelbrot66, das eewig
wort Gottes, unseren lieben Herren Jesum Chri-
stum67, daß wir dardurch im geist ouch gespyßt
unnd zum eewigen läben durch sin fleisch und blut
erhalten, gefürt und gesterckt werdind, Amen.
Ab Tisch
Wir sagend dir lob, eer und danck, O Herr, Got,
himmelischer Vatter, für deine thüre unnd hohen
gaaben, mit denen du uns so gnädigklich gespyset
unnd getrencket hast, Und bittend dich von hert-
zen, daß wir deiner gutthaten nimmermer vergäs-
sind, in angsthaffter sorgfältigkeit68 allein an dir
hangind, unsers lybs und seelen narung mit styffem
glouben und vertruwen by dir, dem brunnen alles
guten, allein allzyt suchind und findind, Durch Je-
sum Christum, unseren Herren, Amen.
66 Vgl. Ps 78,24-25.
67 Vgl. Joh 6,32-33.
68 Eifer, Sorge, s. Grimm, DWb 16, Sp. 1798.

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