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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0380
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Münster im Münstertal

von alterher gebräuchig, mit zuthun eines landvogts
zu Hagenaw oder reichsvogt zu Keisersperg und
dann des herrn praelaten und abbts neben denen
vom rath fürgenommen werden.
υWie dann auch die beide theil einander nit abredig
gewesen, daß ein praelat seinen amptmann in dem
rath und bey dem ungelt sitzen hab, doch mit dieser
bescheidenheit60, daß er bey der wahl der ungelt-
pfleger gleich anderen statträthen abtrette.
φSo seind auch eines ehrsamen raths abgesandte be-
kantlich, daß ein praelat zu Münster einen schult-
heissen zu setzen und noch drey personen im rath
sitzen hab.
χItem den bannwein61 belangend, daß ein |142r| prae-
lat dreymal im jahr bannwein ohne ungelt zu ver-
schenken62 hab, laut des sechßten des herren ad-
ministrators artikul, seindt die abgesandte der statt
Münster nit in abred gewesen, doch dergestalt, daß
der hülffpfenning der statt bleibe und dem wird63
vier maaß wein für den außschenkhlohn gereicht
werde.
ψDen sybenden des herrn administrators articul der
frohn halben, daß nemlich jeder mann zu statt unnd
thal einem prälaten mit der hauwen64 drey tag, mit
der axt einen und die so rosß mit dem pflug einen,
mit der segessen65 zween, mit dem pferdt einen,
ohne des gottshauß freye leuth, zu dienen schuldig,

ωhinwider aber die abgesandte von Münster fürge-
ben, daß nemblich ein jeder burger zu statt, so
pferdt hält, schuldig sey, dem gottshauß järlich ei-
nen tag mit dem wagen oder karch66, nachdem67 er
pferdt hat, zu fronen, hergegen aber das gottshauß
pflichtig, ihnen, den frönern, und ihren pferdten fut-
ter und mal sampt einer logel68 mit wein und ein laib
brodt zugeben, deßgleichen auch die burger, so kei-
ne pferdt haben, järlich ein frontag mit der hauen
thun, denen man auch essen und trinken [geben]
muß, gleichergestalt, daß die zu Metzerall järlich
mit der axt zween tag, die zu Sondernach, Müllbach
und Braitenbach und andere kleine dörffer im
thal69 auch zween tag mit der segessen, nemlich ein
tag im heuet70, den andern im ohmat71, doch allein
uff des gottshauß güter, item die dörffer Sultzern,
Stoßweyer und Amferspach72 in des gottshauß hoff
gen Schweinspach zu fronen pflegen etc., ist solcher
punct also verglichen: Dieweil der herr praelat uf
solchen, deren von Münster bericht weiters |142v⎥
gegenbericht nicht thun kunte, daß es bey deren von
Münster hie oben specificierten fürgeben bleiben
und hinfüro also gehalten werden soll. Hergegen soll
der herr pryelat auch den gebiettweckhen3 oder
brodt denen von der statt und im Grossen thal, wie
von alters herkommen, nit verwaigern.
αSo seind auch beide theil des achten und neündten
artikuls ainig und verglichen, daß nemlich inn deß
praelaten aigene wasseren von Schwendesmaten biß
gehn Külchsbühel an der bruken niemands ohne er-

υ Abbts amptmann.
φ Schultheiß und drey räth.
χ Bannwein.
ψ Frontagen.
ω Münster frond jedes jars ein tag mit dem wagen oder
karch, nachdem er pferd hat.
α Abbts bannwasser.

60 Bedingung, Vorbehalt, s. FWb 3, Sp. 1656f.
61 Seit dem 12. Jh. Bezeichnung für (herrschaftlichen)
Wein, der allein, d.h. mit Ausschluß anderer Weine, aus-
geschenkt werden darf, s. DRW 1, Sp. 1227f.
62 Auszuschenken, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1066f.
63 Wirt.
64 Hacke, s. FWb 7, Sp. 1225-1227.

65 Sense, s. Lexer 2, Sp. 849 und Grimm, DWb 16,
Sp. 111 (s.v. segense).
66 Karren, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 1, S. 466f. (dort
auch zur Verbindung wagen oder karch).
67 Je nachdem, s. Grimm, DWb 13, Sp. 35.
68 Ein kleines Handfässchen mit ca. 2-4 Litern Inhalt, wor-
in den Feldarbeitern Getränke gebracht werden, s. Wb.
d. elsäss. Mundarten 1, S. 57.
69 Die Orte liegen alle im Großtal.
70 Heuernte, s. Grimm, DWb 10, Sp. 1286f.
71 Nachmähen des Grases (nachmahd), s. Grimm,
DWb 13, Sp. 1201.
72 Die drei Orte gehören zum Kleintal.
73 Dieser Begriff läßt sich in den Wörterbüchern nicht
nachweisen.

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