Hagenau
ungeendert bleibt und in demselben die Götzen re-
gieren, da werden durch das eusserlich stürmen sol-
liche nur auß den Augen gethon, aber gar nicht auß
dem Hertzen, sonder derselben Lieb30 noch tieffer
eingepflantzt, das sie hernach auch das Wort Gottes
hassen und nicht mehr hören wöllen.
νDa Sanct Paulus in den Abgöttischen Tempel gieng
und fand ein Altar, an dem stund geschriben: Dem
unbekannten Gott, reusset er nicht alsbald den Al-
tar zuhauffen31, sonder nimpt disen Altar zu einer
guten, erwünschten Gelegenheit und verkündiget
inen den unbekannten Gott, der sich durch Jesum
Christum dem gantzen Menschlichen Geschlecht
zum ewigen Heil geoffenbaret hat32. Da man nun
allenthalben dergleichen Bescheidenheit auch in
besserung der Christlichen Kirchen gebrauchete,
wurde one zweiffel das Wort Gottes mit mehr frucht
abgehn und sich weitter außbreitten.
ξDieweil dann in disen Predigen meines erachtens
alles verfasset, was zur Christlichen Reformation
und Gottseliger anstellung der Kirchen in einer
summ möchte |B 3v| erfordert werden33, unnd aber
ich sollichs alles nicht weitleuffig in so kurtzer
zeit34 (wiewol von nötten gewesen) handlen könden,
erbiet ich mich, zu aller zeit, so mundtlich, so
schrifftlich, dieselbige gegen meniglich, wer fehl
oder mangel daran haben möcht, durch Gottes
Gnad zuverantworten oder, so jemand weittern Be-
ν S. Paulus Exempel, wie er reformiert habe.
ξ Erbietung zur verantwortung diser Predigen.
ο 1. Cor. 2 [5] / Heb. 11 [1-3] / Esa. 40 [29.31].
30 Die Liebe zu den Götzen.
31 Abreißen, zusammenreißen, s. Grimm, DWb 32,
Sp. 452 (zuhaufen = zusammen).
32 Apg 17,16-31.
33 Zum Inhalt der 19 Predigten Jakob Andreäs s. deren Zu-
sammenfassung am Ende des Bandes auf Bl. Ee 3v - Ff
3r.
richt begeret, denselben auch auß Gottes Wort mit-
zutheilen, auff das nicht allein E[wer] E[rnvesten]
W[ohlweisen], sonder auch meniglich, dem dise Pre-
digen fürkommen35, sehen möchte, οdas ewer Glaub
nicht auff menschliche Weißheit, sonder allein auff
das Wort und Krafft Gottes gegründet seye36, wöl-
ches in Ewigkeit bleibt und, die dasselbig lieben,
nimmer mehr verfüren würdt.
So bin ich auch der ungezweiffelten Hoffnung und
Züversicht, der Allmächtig Gott und Vatter unsers
Herrn Jesu Christi, so diß Werck in euch angefangen
hat, werde es auch zu seinem Lob, ewerm und an-
dern vilen ewigem Heil, biß zum end seliglich vol-
füren37 und durch die Krafft seines heiligen Geists in
euch würcken, das ir in der Erkanntnuß seines Sons
täglich zunemen, in der Lieb wachßen, mit aller Ge-
dult und Sanfftmut euch zu aller zeit gegen mänig-
lich erzeigen38 und als ein Liecht, in wölchem das
recht, einig, ewig Liecht Christus mit allerley Gna-
den wonet, ewern Schein weit von euch geben, das
auch andere diß Werck Gottes an euch preisen unnd
desselben gleicher gestalt theilhafftig werden39.
Thu hiemit E[wer] E[rnvesten] W[ohlweisen] |B 4r|
sampt gemeiner, des heiligen Reichs Cammer unnd
Statt dem Allmächtigen in sein gewaltigen Schutz
und Schirm bevelhen.
Geben zu Tübingen, den 24. Tag Junii, Anno 1566.
34 Jakob Andreä hatte Hagenau bereits Anfang Januar
1566 wieder verlassen und war nach Württemberg zu-
rückgekehrt. Vgl. Röhrich, Mittheilungen 2, S. 462.
35 Bekannt werden, s. Grimm, DWb 4, Sp. 759.
36 Vgl. 1Kor 2,4-5.
37 Vgl. Phil 1,6.
38 Vgl. Kol 1,9-11.
39 Vgl. Mt 5,16.
434
ungeendert bleibt und in demselben die Götzen re-
gieren, da werden durch das eusserlich stürmen sol-
liche nur auß den Augen gethon, aber gar nicht auß
dem Hertzen, sonder derselben Lieb30 noch tieffer
eingepflantzt, das sie hernach auch das Wort Gottes
hassen und nicht mehr hören wöllen.
νDa Sanct Paulus in den Abgöttischen Tempel gieng
und fand ein Altar, an dem stund geschriben: Dem
unbekannten Gott, reusset er nicht alsbald den Al-
tar zuhauffen31, sonder nimpt disen Altar zu einer
guten, erwünschten Gelegenheit und verkündiget
inen den unbekannten Gott, der sich durch Jesum
Christum dem gantzen Menschlichen Geschlecht
zum ewigen Heil geoffenbaret hat32. Da man nun
allenthalben dergleichen Bescheidenheit auch in
besserung der Christlichen Kirchen gebrauchete,
wurde one zweiffel das Wort Gottes mit mehr frucht
abgehn und sich weitter außbreitten.
ξDieweil dann in disen Predigen meines erachtens
alles verfasset, was zur Christlichen Reformation
und Gottseliger anstellung der Kirchen in einer
summ möchte |B 3v| erfordert werden33, unnd aber
ich sollichs alles nicht weitleuffig in so kurtzer
zeit34 (wiewol von nötten gewesen) handlen könden,
erbiet ich mich, zu aller zeit, so mundtlich, so
schrifftlich, dieselbige gegen meniglich, wer fehl
oder mangel daran haben möcht, durch Gottes
Gnad zuverantworten oder, so jemand weittern Be-
ν S. Paulus Exempel, wie er reformiert habe.
ξ Erbietung zur verantwortung diser Predigen.
ο 1. Cor. 2 [5] / Heb. 11 [1-3] / Esa. 40 [29.31].
30 Die Liebe zu den Götzen.
31 Abreißen, zusammenreißen, s. Grimm, DWb 32,
Sp. 452 (zuhaufen = zusammen).
32 Apg 17,16-31.
33 Zum Inhalt der 19 Predigten Jakob Andreäs s. deren Zu-
sammenfassung am Ende des Bandes auf Bl. Ee 3v - Ff
3r.
richt begeret, denselben auch auß Gottes Wort mit-
zutheilen, auff das nicht allein E[wer] E[rnvesten]
W[ohlweisen], sonder auch meniglich, dem dise Pre-
digen fürkommen35, sehen möchte, οdas ewer Glaub
nicht auff menschliche Weißheit, sonder allein auff
das Wort und Krafft Gottes gegründet seye36, wöl-
ches in Ewigkeit bleibt und, die dasselbig lieben,
nimmer mehr verfüren würdt.
So bin ich auch der ungezweiffelten Hoffnung und
Züversicht, der Allmächtig Gott und Vatter unsers
Herrn Jesu Christi, so diß Werck in euch angefangen
hat, werde es auch zu seinem Lob, ewerm und an-
dern vilen ewigem Heil, biß zum end seliglich vol-
füren37 und durch die Krafft seines heiligen Geists in
euch würcken, das ir in der Erkanntnuß seines Sons
täglich zunemen, in der Lieb wachßen, mit aller Ge-
dult und Sanfftmut euch zu aller zeit gegen mänig-
lich erzeigen38 und als ein Liecht, in wölchem das
recht, einig, ewig Liecht Christus mit allerley Gna-
den wonet, ewern Schein weit von euch geben, das
auch andere diß Werck Gottes an euch preisen unnd
desselben gleicher gestalt theilhafftig werden39.
Thu hiemit E[wer] E[rnvesten] W[ohlweisen] |B 4r|
sampt gemeiner, des heiligen Reichs Cammer unnd
Statt dem Allmächtigen in sein gewaltigen Schutz
und Schirm bevelhen.
Geben zu Tübingen, den 24. Tag Junii, Anno 1566.
34 Jakob Andreä hatte Hagenau bereits Anfang Januar
1566 wieder verlassen und war nach Württemberg zu-
rückgekehrt. Vgl. Röhrich, Mittheilungen 2, S. 462.
35 Bekannt werden, s. Grimm, DWb 4, Sp. 759.
36 Vgl. 1Kor 2,4-5.
37 Vgl. Phil 1,6.
38 Vgl. Kol 1,9-11.
39 Vgl. Mt 5,16.
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