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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0453
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3. Predigten bei der Einführung der Reformation 1566

sonder allein |B 2r) zu erklarung unnd außbreittung
der Göttlichen Warheit unnd zu allermeniglichs ewi-
gem Heil gerichtet worden, das niemand den andern
frevenlich und wider die Lehr Christi unordenlicher
weise richte, sonder vil mehr beiderseits einander
lernen recht verstehn, einer mit dem andern Gedult
trage und ime alle Freundtligkeit beweise, biß wir
durch Gottes Gnad allen Mißverstand hinlegen
unnd in Einhelligkeit des rechten, waren Christli-
chen Glaubens zusamen tretten, alle Lieb und Trew,
als die lebendige Glider des Leibs Christi26, mit der
that einander beweisen unnd erzeigen und also ewig-
lich selig werden.
ηZu disem, meinem ringfügen Dienst hat auch der
Herr Christus nach seiner gnädigen Verheissung sein
Segen reichlich verlihen, Dann ich E[wer] E[rn-
vesten] W[ohlweisen] sampt der Christlichen Ge-
mein diß Zeugnuß mit Warheit geben kan und soll,
das ir das Wort Gottes und mich, desselben unwur-
digen Diener, mit grossen Frewden auffgenommen,
mit sonderm Vleiß und Eyfer angehört, auch under
euch selbst und gegen denen, so noch in Unwissen-
heit sein, dermassen Christlich, sanfftmütig, gedul-
tig und freundtlich erzeiget, das ich verhoff, vermit-
telst Göttlicher Gnaden, es solle der Nam des All-
mächtigen nicht allein durch euch geprisen, sonder
auch andere ewerm Christlichen Exempel nachvol-
gen werden, θdie nun so lange zeit auff ein allgemei-
ne Christliche Vergleichung der Religion durch Con-
cilia, Colloquia und Reichstäg vergebenlich gewar-
tet und aber |B 2v| ire Gewissen dermassen mit
offenbaren, greifflichen Irrthumben und Mißbreu-
chen, dem hellen Wort Gottes zuwider, beschwäret,
das sie nicht lenger werden zusehen könden.

η Die Einwoner der Statt Hagenaw haben das Wort Got-
tes mit frewden angenommen.
θ Vil Leut vergebenlich auff ein allgemeine vergleichung
der [religion gewartet].
ι Auß was ursachen dise Predigen auffgezeichnet und ge-
truckt worden.
κ Wölcher gestalt zu Hagenaw die Kirchen reformiert wor-
den.

ιDer ursach auch, weil E[wer] E[rnvesten] W[ohl-
weisen] für nutzlich angesehen und begert, das dise
meine Predigen, so ich die erlaubte kurtze zeit bey
euch gehalten, in Truck verfertigt und andern Leut-
ten auch mitgetheilt werden möchten, ich mir sol-
lichs nicht zuwider sein noch dise arbeit bedawren
lassen27, Auff das mäniglich, so ausserhalb ewer
Statt, nahe und von fernen, von der Christlichen
Reformation ewer Kirchen allerley Reden, gwissen,
gnugsamen und warhafftigen Bericht hetten, wöl-
cher gestalt dieselbige fürgenommen und angestelt
worden.
κUnd verhoff demnach, sie sollen im Werck befin-
den, das bey euch die Christlich Kirch nicht abge-
brochen, sonder auffgebawen, wider den Christli-
chen Glauben nichts gelehrt, sonder derselbig auff
das einfaltigst und deutlichst erklärt, mit keiner
Ungestimm noch Unbescheidenheit28 gestirmet, son-
der einfaltig und trewlich gelehrt, das unser Selig-
keit nicht auff eusserlichen Elementen und Men-
schensatzungen29, sonder auff dem einfaltigen Wort
Gottes und unserm Christlichen Glauben bestehe,
wölchem zuwider das wenigst nicht eingefürt wor-
den ist.
λSonderlich aber werden sie sehen und befinden, das
die Kirch Gottes, auch wol one das unzeitig unnd
bey |B 3r| den schwachgleubigen ergerlich stürmen,
nicht allein könde, sonder auch soll unnd muß re-
formiert werden. μDann wie der Apostel sagt, so ist
der Abgott nichts in der Welt, sonder allein im Hert-
zen der Menschen. Wann dasselbig mit dem Wort
Gottes berichtet, eingenommen unnd reformiert ist,
so ist durch ein weise Christliche Oberkeit mit dem
eusserlichen bald gehandelt. So lang aber das Hertz

λ Wie man die Abgötterey abschaffen soll.
μ 1. Cor. 8 [4]. Der Abgott ist im Hertzen.

26 Vgl. Röm 12,5; 1Kor 12,27; Eph 5,30.
27 Von dieser Arbeit abschrecken lassen, s. FWb 3, Sp. 373.
28 Unüberlegtheit, Unverständigkeit, s. Grimm, DWb 24,
Sp.340.
29 Vgl. Mk 7,7-9.

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