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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0423
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Einleitung

I. Die Stadt Hagenau
A. Geschichte und Verfassung
Hagenau (Haguenau) entstand um eine zwischen den beiden Armen des Flusses Moder auf einer Insel
gelegene Burg. Die Entstehung der Burg wird in der Literatur auf den Grafen des Nordgau, Hugo IV. von
Egisheim, oder auf den Herzog von Schwaben, Friedrich den Einäugigen, zurückgeführt1. Besondere För-
derung erlebte Hagenau durch die Staufer, die sich häufig in Hagenau aufhielten, wohl nicht zuletzt, um in
dem wegen seines Wildreichtums berühmten Hagenauer Forst ihrer Jagdleidenschaft nachzugehen2. In
einer Urkunde des Staufers Konrad III. vom 11. Juli 1143 erscheint der Name Hagenowe erstmals als
Ortsbezeichnung3. Friedrich Barbarossa erweiterte die Burg auf der Moderinsel großzügig und versah sie
mit einer dreigeschossigen polygonalen Kapelle. Eine Zeitlang wurden in dieser Kapelle die Reichsklein-
odien aufbewahrt4. Barbarossa ließ auch die erste Befestigung errichten5. Im großen Privileg von 1164
bestätigte und erweiterte er die Rechte der Stadt Hagenau und ihrer Bürger6.
Neben der um die Burg gewachsenen Gemeinde auf dem rechten Flußufer, der sogenannten „Ober-
stadt“, entwickelte sich auf dem linken Ufer der Moder eine weitere Ansiedlung. 1189 stiftete Friedrich
Barbarossa hier das Alte Spital und übertrug es dem Prämonstratenserorden7. Das Gebiet lag außerhalb der
ersten Ringmauer; in den Quellen erscheint es als „Königsau“ oder „Usserstadt“. Der Versuch des als
Mitkönig regierenden Heinrich VII., hier ein eigenständiges Gemeinwesen zu gründen, scheiterte. Nach der
Absetzung Heinrichs durch seinen Vater Friedrich II. im Jahr 1235 wurden die „Oberstadt“ und die „Usser-
stadt“ miteinander vereinigt8. Um diese beiden Teile entstanden in der Folge weitere Ansiedlungen, die im
Laufe des 14. Jh. in die Ummauerung einbezogen wurden9. Mit den Erweiterungen hatte Hagenau die
Ausdehnung erreicht, die es bis zum 19. Jh. behalten sollte. In zwei Urkunden aus den Jahren 1257 und 1262
befreite König Richard von Cornwall die Bürger von allen Pflichten gegenüber ihren früheren Herren;
damit konnte Hagenau als freie Reichsstadt gelten10.
Der erstmals 1215 erwähnte städtische Rat bestand zunächst aus zwölf „Schöffen“, die dem Adel und
dem Patriziat entstammten. Die Schöffen blieben lebenslang im Amt; sie ergänzten sich durch Kooptation,

1 Vgl. Klélé, Ursprung, S. 10-12 (zwischen 1027 und
1035) und ihm folgend Lex. d. MA. 4, Sp. 1838 und
Köbler, Historisches Lexikon, S. 227; dagegen Gras-
ser / Traband, Ville impériale, S. 19 und Dies.,
Haguenau, S. 43 (um 1115), die auf die Forschungen von
Robert Will, Le château dit „Burg“ de Haguenau.
Nouvelles données archéologiques et historiques, in Étu-
des Haguenoviennes 1 (1950/55), S. 41-125 und Ders.,
Notes complémentaires sur le château impérial disparu
de Haguenau, in: Études Haguenoviennes 5 (1965/70)
zurückgreifen. Die Burg war auf dem großen Stadtsiegel
Hagenaus abgebildet.
2 Vgl. Grasser / Traband, Ville impériale, S. 27-31
(Friedrich I. Barbarossa: 9 Aufenthalte, Heinrich VI.:
8 Aufenthalte, Friedrich II.: 23 Aufenthalte); André
Marcel Burg, Haguenau et la dynastie des Hohen-

staufen (Premiere partie), in: Études Haguenoviennes 5
(1965/70), S. 29-78.
3 MGH DD IX, Nr. 91, S. 161f. (in predio suo Hagenowe).
4 Vgl. den Plan der „Burg“ zur Zeit Barbarossas in Gras-
ser / Traband, Ville impériale, S. 21; zur Kapelle ebd.,
S.22-24.
5 Ebd. S. 26.
6 MGH DD X,2, Nr. 447, S. 346-349. Zu dieser Urkunde
vgl. auch Grasser / Traband, Ville impériale,
S. 36-40 sowie Jean-Paul Grasser, La charte de l’em-
pereur Frédéric Ier Barbarousse, in: Études Hagueno-
viennes 4 (1962/64).
7 MGH DD X,4, Nr. 995, S. 284f.
8 Vgl. Klélé, Ursprung, S. 20-25.
9 Vgl. ebd., S. 25-29 und die Karte im Anhang des Bandes.
10 Ebd., S. 79.

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