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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0127
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1. Zuchtmandata
[ohne Datum]1

Wir, Egenolf, herr zue Rapoltzstein usw.2, enbie-
tenb denc würdigen und ersamen, allen und jeglichen
unsern obern und undern ambtleuten, räthen, vog-
ten, schultheißen, schaffnern, burgern, gemeinden,
geistlichen und weltlichen underthanen, angehöri-
gen und verwandten, dienstleuten, jung und alte,
mann und frauwen persohn, so in unnsern herr-
schaften Rapoltzstein gesessen, unnsern grus und
fuegen euch hiermit zu wissen:
Als wir, aus verordnung Gottes almechtigen regie-
renter herr zu Rappoltzstein und denselben unsern
herrschaften vorzusein, unnsere leut, underthanen
und hindersessnen in christlicher, gottesforchtiger
ordnung, erbaren aufgeenden wandel und wesen zu
erhalten, gesetzt, auch darzu selbs wol genaigt
seind, das wir demnach aus christlichem eifer zue
hertzen gefürt, wie manche hannd3 ergerlich, ungot-
selig wesen in gotslestern, ehebrüch, büllereien4,
daraus dann alle andere laster und sundlich wesen
entsteet, als spielen und andere ungebürliche un-
christliche hanndlung, leider dieser zeit nit allein
von mann und frowen, sunder auch von jungen er-
gerlichen, ybigen5 personen hin und wieder ohne un-

a Textvorlage: Abdruck einer unbekannten Vorlage in
Muhlenbeck, Histoire, S. 395f.
b Muhlenbeck: unbieten.
c Muhlenbeck: den unten.
d Muhlenbeck: hie.
1 Vgl. hierzu die Einleitung S. 96.
2 Egenolph IV. (bzw. III.) von Rappoltstein, * 22. August
1527 in Gemar als Sohn Ulrichs VI. von Rappoltstein
und Anna Alexandrina von Fürstenberg, übernahm nach
dem Tod Wilhelms II. 1547 die Regentschaft über Rap-
poltstein. Er war zweimal verheiratet: ab 1549 mit Eli-
sabeth Gräfin zu Sayn († 1557) und ab 1558 mit Maria

derlaß geibt werden, mit uberfarung deß bevelh
Gottes, auch vergessung des nechsten lieb, dardurch
unserer seligmacher hoch belaidiget, zue zorn unnd
straf bewegt, wie dann der gnedig Got unns in disen
schweren zeiten nit allein durch sein heiligs evan-
gelium zu seiner erkandtnus und waren beßerung
beruefft, sunder auch [durch] ein himlischer, offen-
barlicher, erschreckhenlicher zeichen, die hind und
wider gesehen werden, veterlich ermant, darbey
auch die arm christenheit inn grausamen kriegen
unnd verwüstungen der lennder, steten unnd leuten,
welche uf diße zeit durch ohnbarmhertzige, unglau-
bige tirannen eingenommen, verherkt6 unnd dann
die menschen mit der scherffe deß schwerdts, mit
unhörter marter jammerlich erwürgt7, straffen lest,
welche mechtig grausam seind, auch noch weiter uff
die christen anzugreifen, zutringen unnd dieselbige
zubeschedigen begert, diweil dann der almechtig,
eintzig und barmhertzig Got, ein herr himmels unnd
der erden8, will, das wir inen in unsern schweren
trübsalen, bekhumernußen und anfechtungen durch
seinen lieben und einigen sohne, unsern mitler Jhe-
sum Christum, mit hertzen lieben, vertrauen und
anrufen sollend, dartzue er unns ermant Johannis

Gräfin zu Erbach († 1606); aus den beiden Ehen gingen
insgesamt zwölf Kinder hervor. † 4. September 1585.
Vgl. Jordan, Noblesse, S. 120 sowie S. 217-229.
3 Vielerlei, s. Grimm, DWb 12, Sp. 1531.
4 Unzucht, Hurerei, s. FWb 4, Sp. 1364 (s.v. bulerei).
5 Frechen, vermessenen, s. Grimm, DWb 24, Sp. 2343f.
(s.v. üppig).
6 Verwüstet.
7 Getötet, s. Grimm, DWb 3, Sp. 1073 (dort auch mit
dem Hinweis auf die häufige Verwendung dieses Wortes
bei Luther).
8 Vgl. 1Mos 24,3, Mt 11,25par und Apg 17,24.

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